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Kein Halleluja

L.A. Salami

Oberhausen, Gdanska
21.08.2021

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L.A. Salami
Ach, Oberhausen, das kannst du besser! Da setzen die umtriebigen Macher des Indie Radar Ruhr alle Hebel in Bewegung, um in diesen kulturell eher trostlosen Zeiten mit dem aus London stammenden L.A. Salami endlich mal ein echtes musikalisches Highlight mit internationalem Renommée in die Stadt zu holen, einen Künstler, der dieser Tage in Köln, Hamburg oder Haldern komplett ausverkaufte Konzerte bestreitet und zu Festivals wie Immergut und Fusion eingeladen ist, und was passiert? Das Gebrabbel an den Tischen im Biergarten des Gdanska ist oft lauter als der fragile Folk von Lookman Adekunle Salami, der an diesem Abend im althergebrachten Troubadour-Modus solo auf der kleinen Open-Air-Bühne am Oberhausener Altmarkt steht und bei freiem Eintritt etwas versteckt hinter gleich zwei Mikroständern und zumeist mit geschlossenen Augen Lieder singt, wie man sie in dieser Qualität und Intensität heute nur noch selten zu hören bekommt.
L.A. Salami ist Geschichtenerzähler und Poet in Personalunion. Mit seinen pointiert-eindringlichen Liedern zeichnet er nicht nur auf seinem aktuellen Album "The Cause Of Doubt & A Reason To Have Faith", das letztes Jahr mitten im Lockdown bei Sunday Best erschienen ist, wortgewaltige Bilder seines Lebens und seiner Umwelt, ganz gleich, ob er sich Themen wie geistiger Gesundheit oder Radikalismus widmet oder einfach das Besondere im Alltäglichen findet. Bisweilen singt er kaum, vielmehr scheinen ihm die Worte seiner oft ausufernd langen Lieder - in sein 60-Minuten-Set passen gerade einmal sieben Songs - einfach so aus dem Mund zu purzeln. Ähnlich wie Bob Dylan in frühen Tagen hat Salami beim Gastspiel in Oberhausen nur Akustikgitarre und Mundharmonika als Begleiter und zeigt mit Songs wie "When The Poet Sings", "No Hallelujahs Now" oder "Mondays May Be Coming", dass ein weißer Singer/Songwriter aus dem Hinterland von Minnesota und ein schwarzer Brite mit einem ausgeprägten Faible für Folk und Blues durchaus Seelenverwandte sein können, selbst wenn sie nicht nur ein Ozean, sondern auch noch rund 50 Jahre trennen.
Doch nicht nur musikalisch ist Dylan an diesem Abend eine gute Referenz. Der Gleichgültigkeit des Oberhausener Publikums begegnet Salami ähnlich wie Dylan der Feindseligkeit der Zuschauer auf seiner sagenumwobenen 1966er-Tournee - mit aufreizender Lässigkeit. Stimmpausen und Instrumentalintros werden genauso genüsslich ausgedehnt wie die Mundharmonika-Soli, und bei den Ansagen verrät er den wenigen Unentwegten, die ganz vorne praktisch zu seinen Füßen sitzen, nicht nur die Hintergründe seiner klanglich oft besänftigenden, textlich aber oft düsteren und aufwühlenden Lieder, sondern stichelt bisweilen auch ein wenig gegen das Publikum, auch wenn die meisten viel zu sehr mit sich und ihrem Samstagabend beschäftigt sind, um das mitzubekommen. Es gibt keine Zugabe.

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Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
 

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