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CATT

Köln, Die Wohngemeinschaft
13.10.2021

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CATT
Die Erleichterung und das Glück darüber, dass ihr seit fast zwei Jahren immer wieder verschobenes Bühnen-Debüt in der Domstadt nun tatsächlich noch hatte stattfinden können, stand Catharina CATT Schorling sichtlich ins Gesicht geschrieben, als sie sich in der Kölner Wohngemeinschaft endlich an "echte Menschen in echten Orten" wenden konnte. Zwar hatte die Berliner Songmacherin alles in allem noch Glück in der Pandemie gehabt - obwohl ihr Debüt-Album "Why Why" genau in die große Lockdownphase des letzten Winters hinein-veröffentlicht wurde, konnte sie sich im Folgenden mit Live-Streams und gelegentlichen Festival-Auftritten über Wasser halten; aber jetzt wieder den Menschen von Angesicht zu Angesicht in einem Innenraum gegenüber sitzen zu dürfen, ohne vom Ordnungsamt belästigt zu werden, war dann halt doch noch mal was anderes.
Zugegeben: Kompromisse müssen immer noch gemacht werden: Limitierte Kapazität, Masken tragen während des Anstehens vor dem Einlass und natürlich die Überprüfung des 3G-Status sind natürlich einschränkende Faktoren - aber dennoch wirkte CATT gelöst und wirklich glücklich, zumindest solo wieder eine echte Club-Tour absolvieren zu können. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, wirkt CATT allerdings immer glücklich, wenn sie auf der Bühne steht und ihre eigene Songs vortragen kann - nachdem sie sich im Rahmen ihrer musikalischen Laufbahn lange Zeit als Musikerin in Diensten diverser Kolleg(inn)en einen Namen gemacht hatte. Das übertrug sich dann auch auf das Kölner Publikum, das sie mit ihrer bemerkenswert breit gefächerten Live-Show im Folgenden auf's Beste unterhielt und zum andächtigen Zuhören bewegte. Unter anderem auch mit Ansagen wie: "Geht's euch allen gut? Habt ihr alle etwas zu trinken? Schön, dann können wir ja alle gemeinsam an den Strand fahren", mit dem sie beispielsweise ihren Song "Sea" anstimmte.

Das Programm des Abends bestand aus den Songs ihrer EP "Moon" und der LP "Why Why" (von der sie je gerade nochmals fünf Tracks auf einer akustischen EP neu aufgelegt hatte). Dass keine ganz neuen Stücke auf der Setlist gelandet waren, hat dabei schlicht und ergreifend den Hintergrund, dass es noch keine gibt. Aufgrund dessen, dass CATT seit Juni unterwegs war, hatte sie bislang nämlich nur ein paar Skizzen für neues Material notieren könne - die sie aber erst in Songs umwandeln könne, wenn sie wieder zu Hause sei. Es fühle sich aber trotzdem auch heute noch neu an, die gewohnten Songs vor Publikum live vortragen zu können. Denn - und das wurde natürlich auch bei der Show in Köln deutlich: CATT ist ja keine Songwriterin von der Stange, sondern eine Art Klang-Bildhauerin, bei der die Montage verschiedener Klänge mindestens genauso wichtig ist, wie die poetischen Lyrics und die anheimelnden Melodien, die sich in ihren Tracks zu bemerkenswerten Kleinkunstwerken vereinen. CATT hat nämlich eine interessante Methode entwickelt, mittels ihrer "geheimen Band" - einer Loop-Station - und ihren "guten Freunden" - Trompete und Posaune ihrem eigenen Klavier (und in diesem Fall auch noch dem leicht verstimmten, aber charaktervollen Haus-Piano) nicht nur im Studio, sondern auch auf der Bühne weit mehr zu bieten, als eine typische Solo-Show. Neben ihrem traumhaft schönen Klavierspiel ist es vor allen Dingen die Art, auf die sie mit ihrer Loop-Station faszinierend organische Rhythmustracks zusammenbastelt und um gedoppelte Stimmen, austarierte Bläsersätze und teilweise auch live gesampelte Klavierpassagen ergänzt und sich so ein ganzes virtuelles Orchester zusammenbastelt. Langweilig wird das so schnell auch deshalb nicht, weil CATT diese "Orchesterpassagen" mit immer wieder neuen Piano-, Trompeten- und Posaunen-Soli anreichert.

Echte Solo-Versionen - wie den Opener "Again" - gab es dann also gar nicht so viele. Dazu gehörten aber dann auch ihre Ausflüge zu dem Hausklavier, auf dem sie dann Tracks wie "Curve A Line" intonierte. "Hoffentlich habt ihr keine allzu gut gestimmten Ohren", entschuldigte sie sich im Anschluss für ein paar angeschrägte Töne aus dem schon lange nicht mehr gestimmten Instrument. Ehrlich gesagt, hätten die wenigsten Anwesenden sich daran gerieben, dass hier nicht jeder Halbton dort saß, wo er hingehört hätte, denn bei CATT geht ja auch mehr um Emotionen, Flair und Leben als um punktgenaue Virtuosität. Was nicht heißen soll, dass CATT auf der handwerklichen Seite nicht virtuos agieren könne - sie stellt die technischen Aspekte halt nur stets in den Dienst der Songs. Eigentlich fehlt auf diese Weise ja gar nichts - dennoch bemühte sich CATT nach Kräften das Publikum einzubinden. Tanzen sei ja leider noch nicht möglich meinte sie, als sie darauf hinwies, dass sie für das Video ihres Songs "Willow Tree" ja einen eigenen Tanz entwickelt habe - also möge man dann eben Tanzbewegungen auf dem Sitz vollführen - oder aber den Tanz dann eben für die nächste Tour mit Band einstudieren. Als das Set mit dem offiziell letzten Track "Motion" zu Ende ging, bat sie das Publikum, sie gesanglich bei der dann "besonders langen" Version des Songs zu unterstützen. Zu Ende ging die Show dann allerdings erst nach einer "Standing Ovation" des Publikums mit "Moon" - dem ersten Song, den CATT weiland als Trost für einen Freund geschrieben hatte und der sie dann dazu gebracht hatte, eine ganze Karriere als Songwriterin und Produzentin in eigener Sache anzupeilen.
Noch mal eine Anmerkung am Rande: Grundsätzlich drehen sich CATTs Songs um Themen wie Trauer, Trost, Wehmut, Abschied, Sehnsucht, Verzicht oder andere romantisch verwertbare Gefühlswelten und Seinszustände. Das alles präsentiert CATT aber stets mit einer solchen positiv gestimmten Energie und Begeisterung am eigenen Tun, dass Konzerte wie dieses niemals etwa als deprimierende Trauerveranstaltung im Gedächtnis bleiben werden, sondern wegen ihrer (tröstlichen?) Schönheit. Sowas muss mal auch erst mal hinbekommen. Im nächsten Jahr soll es dann aber bestimmt mit einer Tour mit Band auch in den Clubs weiter gehen.

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Surfempfehlung:
www.catt-music.com
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www.youtube.com/watch?v=E-YBARrRniU
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www.youtube.com/watch?v=78UFL7ofiAQ
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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