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Quattro Stagioni

Gregor McEwan

Köln, Die Wohngemeinschaft
29.10.2021

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Gregor McEwan
"Ich erkläre euch mal, worum es heute Abend geht", meinte Hagen "Gregor McEwan" Siems eingangs bei seinem Konzert in der Kölner Wohngemeinschaft auf seiner ersten Post-Lockdown-Tour - und präsentierte mit gewissem Stolz ein Vinyl-Album, das es in dieser Form offiziell noch gar nicht gibt. Denn noch bevor die Pandemie begann, hatte Gregor begonnen, EPs zum Thema "Jahreszeiten" zu veröffentlichen. Bereits erschienen sind die "Spring"- und "Summer-"Editionen - die aktuelle Tour stand jedoch unter dem "Herbst"-Thema. Die gesamte "Four-Seasons"-Sammlung plus Titel gebendem Bonustrack wird dann erst im nächsten Jahr offiziell erscheinen. Das freilich, sollte Gregor nicht davon abhalten, die Songs bereits hier und jetzt in jahreszeitlich chronologischer Reihenfolge in zwei Sets zu präsentieren.
Dabei scheute er keine Kosten und Mühen, um dem möglichen Eindruck eines reinen Folk-Konzertes entgegenzuwirken und hatte eine ganze Batterie von Mikrofonen und Effektgeräten aufgebaut, um seinen Songs so etwas wie füllige Live-Arrangements angedeihen zu lassen, obwohl er ansonsten nur seine akustische Gitarre im Gepäck hatte. Das hat einen ganz einfachen Hintergrund: Gregor McEwan ist zwar ein Singer/Songwriter und musikalischer Geschichtenerzähler, aber eben kein Folkie. Die Songs auf seinen bisherigen drei Alben "Houses And Homes", "Much Ado About Loving" und "From A To Beginning" (und natürlich auch jene der "Four Seasons"-Sammlung) leben ja gerade von ihren locker-flockigen, gerne auch Band-orientierten Folkpop-Arrangements. Eigentlich ist der Mann aus Berlin damit näher an Bandprojekten, die er auch gerade zu Beginn seiner Laufbahn supportete, als an der Liedermacher-Szene. Wie um das deutlich zu machen, begann er sein Set auch nicht mit einem eigenen Stück, sondern mit dem Oasis-Cover "Hello", das aufgrund seiner Riff-basierten Struktur auch dann noch als Rock-Song zu erkennen ist, wenn es straight akustisch gespielt wird.

Interessant war dann die Art, wie Gregor sein Effekt-Sammelsurium einsetzte. Denn anstatt dabei alleine mit einer Loop-Station zu hantieren (wie das ja heutzutage in vergleichbaren Situationen oft genug gemacht wird), nutzte er die verschiedenen Settings seiner Effektbatterie und auch der Mikros und einen integrierten Harmonizer dazu, seiner Gitarre und seiner Stimme immer wieder neue Sounds zu entlocken. Mal psychedelisch, mal rockig, mal poppig und ein paar mal auch unplugged brachte er immer wieder Variationen ins Spiel, so dass am Ende ein sehr kurzweiliges, abwechslungsreiches Programm dabei herauskam. Dass Gregor jetzt nicht der Welt bester Sänger ist, machte er dadurch wett, dass er technische Finesse durch performerische Inbrunst ersetzte, gelegentlich mit einem Falsett-Timbre experimentierte und seine raue Stimme gelegentlich mit elektronischen Harmonien ergänzte. Auch klug war die Idee, die Effekte nicht ständig, sondern punktuell einzusetzen und es auch nicht zu übertreiben. Und ebenso punktuell gab es dann - beginnend mit dem Track "Galaxy" von der "Spring"-EP - auch noch eingespielte Backingtracks zusätzlich. Aber wie gesagt: Das geriet alles aufgrund der effektiven Akzentuierung nie zum Gimmick, sondern zum erzählerischen Mittel.
Das Jahreszeiten-Programm ergänzte Gregor dann noch mit ein paar seiner subjektiven Favoriten wie "Rewind, Retrack, Rename, Restore" oder "From Brunswick To Munich". Hier leistete er sich dann allerdings den Fauxpas, sich einen Düsseldorf-Witz auf Kosten zu Köln zu leisten (weil er am Tag zuvor in Düsseldorf gespielt hatte) - womit man sich in der Domstadt ja bekanntlich keine Freunde macht. Die eher zurückhaltende Reaktion des Publikums in Folgenden hatte also nichts mit der (noch) ungewohnten, echten Live-Situation zu tun, an die man sich noch gewöhnen müsste (wie Gregor vermutete). Zwischen den Tracks erfuhr man dann noch wichtige Informationen über Gregors Vorlieben (Spekulatius im Herbst etwa) und dann gab es ja auch noch die Momente, wo sich Gregor scheinbar spontan - bzw. eher wohlüberlegt - einen Barhocker nahm und sich vor seinen Mikrofonen direkt vor dem Publikum platzierte und ein paar Songs ganz ohne elektrische Hilfsmittel vortrug - unter anderem auch die als Zugabe gegebene Coverversion "Close To You" von den Carpenters. Ganz ohne Zweifel waren das auch die Highlights der Show.

Insgesamt war die Idee, dem Publikum die nicht existierende Band irgendwie zu ersetzen und so vielleicht das Interesse an den Studioproduktionen anzuregen, sicherlich genau die richtige. Insbesondere auch die weiblichen Fans, die sich am Ende noch eine CD oder LP kauften und dann zusammen mit Gregor ablichten ließen, dürften jedenfalls genau dieser Meinung gewesen sein.

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Surfempfehlung:
gregormcewan.com
www.facebook.com/gregormcewanmusic
gregormcewan.bandcamp.com
twitter.com/gregor_mcewan
www.instagram.com/alleyesongregormcewan
www.youtube.com/watch?v=FsRYxVyby7U
www.youtube.com/watch?v=J_RhKgc1Q0M
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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