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Dancy Vibes Suprise

Anaïs
Blowsom

Köln, Helios37
10.12.2022

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Anaïs
Auch Anaïs hat also als Zielgruppe junge Frauen entdeckt - allerdings nicht ganz so junge, wie viele ihrer US- und GB-Kolleginnen. Das konnte man schon daran erkennen, dass die Fans nicht schon Stunden vor dem Einlass zum Kölner Helios37 Schlange standen, sondern erst allmählich zu Beginn der Show eintrafen. Für diese Art von Fans ist Anaïs also nicht die gottgleiche Ikone, die es anzubeten gilt, sondern eher so was wie der gleichaltrige Kumpeltyp. Das mag auch an der Art von Musik liegen, die Anaïs sich als Medium ausgesucht hat. Denn während viele ihrer Kolleginnen entweder auf generischen Mainstream Pop mit R'n'B-Flavor oder HipHop-Elementen setzen, hat sich Anaïs klassischer, zwar Club- und Disco-orientierter, aber eben auch handgemachter Old-School-Pop-Musik verschrieben. Bereits bevor die Show losging liefen Klassiker aus den 70ern und 80ern wie z.B. Totos "Hold The Line" oder "All Night Long" von Lionel Ritchie (dem erklärten Lieblingssong von Anaïs).
Ein wenig passte musikalisch auch das, was Anaïs' Support, der Franzose Blowsom mit seinem Solo-Programm den Fans bot. Allerdings hat sich Blowsom eine etwas anders ausgerichtete Gemengelage zurechtgebastelt. Der hyperaktive Performer bot vor allen Dingen das, was er "Dancy Songs" nennt - von klassischen Disco-Grooves getriebene Tanznummern mit New Wave-Flair, mittels derer er von einer Seite der Bühne auf die andere hüpfend das Publikum mühelos in Beschlag nehmen konnte. Anders als Anaïs legt Blowsom allerdings keinen gesteigerten Wert auf vielschichtige, nachdenkliche Lyrics mit subtilen Untertönen und überraschenden inhaltlichen Perspektiven, sondern sucht sein Heil - mehr oder minder erfolgreich - in Mitsing-Refrains und seiner Performance, bei der er auch als brillanter Rhythmus-Gitarrist brillierte. Das scheint erklärlich, denn auf Instagram schreibt Blowsom, dass er bereits im Alter von acht Jahren begonnen habe Gitarre zu spielen (aber sein Gitarrenlehrer im Gefängnis landete (was immer das bedeuten mag)). Der Rest der musikalischen Begleitung kam dann von seinem Drummer, der auch die in diesem Kontext notwendigen Backing-Tracks triggerte. Da Blowsom aus Paris kommt, hatte er auch einige Tracks auf Französisch im Angebot. Man hätte ihm aber auch so geglaubt, dass er ein Franzose ist, denn auch seine englischsprachigen Titel wie der Sommerpop-Track "306" oder sein Lovey-Dovey-Song "Rosalita" kommen mit klassischen frankophilen Harmoniefolgen daher. Warum Blowsom den Support für Anaïs machte, offenbarte sich dann später in Anaïs' Set.
Als Anaïs schließlich nach einem dramatischen Intro ihrer Musiker die Bühne betrat und die Show mit ihrer aktuellen Signature-Single "Anaïs" eröffnete, war das für sie sozusagen ein Heimspiel, denn obwohl sie mehrfach betonte, wie sehr sie sich freue, auf ihrer allerersten Tour vor einem nahezu ausverkauften Haus aufspielen zu können, war sie doch bereits ein Mal in Köln aufgetreten - und zwar als Support-Act für Nina Chuba. Obwohl das Publikum von Anaïs und Nina Chuba nicht 100%ig deckungsgleich ist, hatten Anaïs' Support-Dates (auch für die Giant Rooks) offensichtlich im Vorfeld für eine Mund-zu-Mund-Propaganda gesorgt. Das ist auch kein Wunder, denn obwohl die Gute erst seit gut einem Jahr als Live-Musikerin tätig ist, gehört sie doch zu schon jetzt zu den versiertesten Performerinnen ihrer Zunft. Mit einer spielerischen Nonchalance und selbstironischer Kumpelhaftigkeit führt sie die Fans durch ihr Programm, animiert diese mühelos zum Mitmachen bei ihren charmanten Choreografie-Ideen und erläuterte dabei auch die Genese des einen oder anderen Songs. Dabei zeichnet sich das Bild einer jungen Frau, die auf der Suche nach dem Glück bereits einige Rückschläge hinnehmen musste. Interessant ist dabei, dass sie einigen ihrer Breakup-Songs wie "Uh Baby", "Dancing In A Strange Light", "You Make Me Mad" oder "Crying In The Lobby" - nicht zuletzt dank der Zusammenarbeit mit ihrem französischen Produktionsteam - immer auch wieder eine positive Wendung verpasst (von pulsierenden Grooves mal ganz zu schweigen). Das hat auch zur Folge, dass Anaïs' Balladen nicht ganz so sentimental und rührselig geraten, wie die viele ihrer Kollegen. Mag auch sein, dass die oft unterschwelligen jazzigen Harmonien diesen Eindruck verstärken - obwohl Anaïs ja eigentlich gar keinen Jazz-Background hat.

Einige Überraschungen hatte Anaïs auch gleich im Gepäck - was jetzt nicht so sehr wundert, denn die Anzahl ihrer veröffentlichten Tracks ist ja noch überschaubar. So reicherte sie das Programm - das im Wesentlichen aus den Titeln ihrer Debüt-EP "44" bestand - mit neuem Material an, darunter auch ein Song, den sie mit Blowsom zusammen geschrieben hatte - und auch zusammen mit ihm performte. Auch von ihrer Vielsprachigkeit machte Anaïs redlich Gebrauch, ließ einige Songs französische Textzeilen einfließen, im Falle des Tracks "Clandestina" sogar spanische und mit "Ticket für die Nacht" - ein Song des Münchener Brüderpaares Bruckner, bei dem Anaïs als Gastsängerin ausgeholfen hatte - wich sie sogar von ihrem Dogma ab, eigentlich keine Songs auf Deutsch machen zu wollen. Ihre stärksten Titel - nämlich den Pop-Song "Runaway" und die klassische Ballade "Man Man" - hob sich Anaïs für den Schluss der Show auf. Auch in dieser Art erwies sich Anaïs als kluge und effektive Performerin. Da Anaïs als Indiekünstlerin noch keine Möglichkeit hatte, ihre Songs auf physischen Tonträgern zu veröffentlichen, gab es nach der Show noch neu gebasteltes Merch.

Musikalisch gab es zu dieser Show jetzt nicht so viel zu sagen: Unterstützen ließ sich Anaïs von einem Drummer, einem Gitarristen, der in Personalunion auch als Bassist agierte und einem Keyboarder, der dann auch noch Bass-Parts mit übernahm. Alle machten ihre Sache ordentlich und agierten munter groovend ganz im Sinne der von Blowsom bereits etablierten "Dancy-Song"-Ausrichtung. Wichtig ist dabei, dass Anaïs auf diese Live-Musiker mit organischen Instrumenten besteht, denn einfach nur zu Backing-Tracks zu singen ist nicht so ihr Ding - denn auch das zeichnet eine gute Performerin aus.

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Surfempfehlung:
www.facebook.com/ana%C3%AFs-359750428154735/
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www.facebook.com/blowsom
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www.instagram.com/blowsom_music
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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