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Konzert-Bericht
 
Außer Puste

Rhonda
Amber & The Moon

Köln, artheater
02.03.2023

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Rhonda
"You Could Be Home Now" - das vorletzte Album von Rhonda - erschien Anfang 2019 ja noch rechtzeitig vor der Pandemie und damals konnte man ja noch ungestraft auf Tour gehen. Seither hatten Milo Milone und ihre Mannen dann aber nicht mehr zusammen auf der Bühne gestanden - was aber auch damit zusammenhängt, dass Milo lange vor der Pandemie nach Los Angeles gezogen war, während ihre Musiker weiterhin im heimatlichen Hamburg und Bremen verweilten. Während der Pandemie war an eine Zusammenarbeit dann auch nicht mehr zu denken: Milo machte in den USA eine Solo-EP und die Jungs mussten warten, bis 2021 interkontinentale Reisen wieder möglich waren und man sich schließlich in Los Angeles treffen konnte, um das neulich erschienene neue Album "Forever Yours" einspielen zu können. Will meinen: Da hatte sich ganz schön etwas angestaut - und das wollten Milo & Co. denn auch auf der aktuellen, von Gaesteliste.de präsentierten Tour unbedingt rauslassen. Zum Tourabschluss in Köln waren Rhonda dann auch allerbestens aufgelegt und steigerten sich mit Gusto in eine Showcase-Show, die es in sich hatte; denn es ging keineswegs alleine darum, das aktuelle Album zu promoten (ganze vier Tracks befanden sich auf der Setlist), sondern das in der Pandemie verpasste nachzuholen und dabei so richtig die Sau rauszulassen.
Zuvor durften die Hamburger Labelkollegen und Musikerfreunde Amber & The Moon mit ihren romantisch/düsteren Indie-Folk-Balladen eine Art musikalischen Kontrapunkt für das folgende Ereignis setzen. Fangen wir am Besten aber noch mal von vorne an: Hinter Amber & The Moon steckt als kreativer Motor die Hamburger Songwriterin Ronja Pöhlmann. Erst mit der Produktion des Debüt-Albums "Things We've Got In Common" wurde das Projekt allmählich zu einer heute vierköpfigen Band. Für die Tour mit Rhonda waren indes nur Ronja und Bassist/Sänger Jonathan "ins Auto gehopst" (wie Ronja einleitend meinte) - und Jonathan spielte dann auch noch Gitarre anstatt Bass. Das war auch notwendig, denn Amber & The Moon machen eigentlich keine astreine Folkmusik, sondern strecken ihre stilistischen Fühler in alle möglichen Richtungen aus. Neben Songs wie "TV" oder "Morpheus", die ggf. noch als Folk-Pop durchgehen können, gab es mit "Palace Of Gold" auch Ausflüge zum Blues bzw. Kaptunik Blues, mit "El Dorado" zum Alt-Country oder mit "Her Ghost" zum Indie-Pop. Hier meinte Jonathan sogar Up-Tempo-Vibes hineininterpretieren zu können. Ein besonderes Merkmal von Amber & The Moon sind verschiedenste Gitarrentunings - was zum einen natürlich zu bemerkenswert interessanten und ungewöhnlichen Harmoniefolgen führt, im Live-Kontext aber auch zu Stimmpausen und Instrumentenwechseln. Ronja und Jonathan bauten dies allerdings als eigenen Programmpunkt mit ein. Gegen Ende der Show gab es dann noch eine "große Überraschung", wie Jonathan das bezeichnete. Diese bestand aber lediglich darin, dass Ronja das Publikum zum Mitsingen beim abschließenden "Baby Song" aufforderte. Insgesamt präsentierten Amber & The Moon eine vielseitige musikalische Visitenkarte, die neugierig darauf machte, wie das denn wohl mit einer kompletten Band im Rücken klingen könnte.
Wie gesagt ging es bei der anschließenden Show von Rhonda dann nicht darum, einfach das neue Album zu präsentieren, sondern mit einem bunten Potpourri so ziemlich alle Facetten des Rhonda-Universums 2023 auszuleuchten. Dazu gehören dann auch Coverversionen wie Danzigs "Blood & Tears" oder "When You Find Out" von den Nerves, die viel über die Inspirationsquellen der Band verraten. "Wer weiß denn, von welcher Band das Orginal von 'Hanging On The Telephone' stammt?", stellte Milo das Fachwissen des Publikums auf die Probe - denn das waren die besagten Nerves. Tatsächlich war dann gerade dieses Stück - ein klassischer Power-Pop-Rausschmeißer - auch ein Beispiel dafür, wie weit sich Rhonda inzwischen vom klassischen "Soul-Pop"-Label entfernt haben, mit dem die Band sich seit Beginn ihrer Karriere seit 2014 konfrontiert sieht. Das wurde nicht nur im Falle der neuen Songs wie eben dem Titeltrack, "Modelo" oder der Chris-Isaak-Wüstenrock-Emulation "Santa Barbara" deutlich, sondern auch dadurch, wie despektierlich, druckvoll und lebendig Rhonda heutzutage insbesondere auch die älteren Tracks interpretieren. Und damit sind dann auch ganz alte Gassenhauer wie "Camera" vom Debüt-Album "Raw Love" gemeint - oder auch Tracks wie "That's How I Roll", "Shattering Ruse" oder "Off The Track" im Zugabenblock. Diese haben sich nicht nur gut gehalten, sondern entpuppten sich (befreit vom Soul-Pop-Label) als echte Rocksongs. Nicht übrigens, dass das die Verdienste von Keyboarder Offer Stock gemindert hätte - nur waren dessen Beiträge nicht nur auf ein paar Orgel-Swirls beschränkt. Stattdessen griff er öfter auch mal zur Gitarre und zum Synthesizer und setzte auf diese Weise vielfältige Akzente. Insgesamt haben es Rhonda - auch auf der Bühne - geschafft, sich in ihrem geliebten Retro-Vintage-Setting eine ganz solide eigene musikalische Identität zu etablieren, die auf Genre-Label gerne verzichten kann. A propos vintage: Neben Offers antiken Keyboards dürften die ganzen Hofner-, Silvertone-, Gibson- und Hagström-Saiteninstrumente den Freaks im Publikum die Freudentränen in die Augen getrieben haben.

Besonderen Spaß am gemeinsamen Tun schien insbesondere der neue Bassist Tom Wagner zu haben, der augenzwinkernd jeden Witz mitmachte und überhaupt keine Mühe zu haben schien, auch mal die Richtung vorzugeben. Milo selbst bedankte sich mehrfach beim anwesenden Publikum dafür, dass dieses überhaupt gekommen war (die Tour war ja überraschend gut besucht): "Danke, dass ihr gekommen seid - hört bitte nicht auf, zu Live-Konzerten zu gehen." Das war schön gesagt und auch betont aufrichtig gemeint, denn bemerkenswerterweise besteht das typische Rhonda-Publikum aus Vertretern einer Generation, die im Allgemeinen eigentlich bereits aufgehört hat, sich für Musik zu interessieren. Milo war insofern auch kaum zu bremsen und stellte mehr als ein Mal unter Beweis, dass sie zu den besten "Belterinnen" unserer Tage zählt. Dabei blieb es aber nicht. Während sie gelegentlich konzentriert mit geschlossenen Augen hinter dem Mikro stand, griff sie doch erfreulich oft selbst zur Gitarre und scheute sich auch nicht, ordentlich durchzurocken. So sehr sogar, dass sie einräumen musste, dass sie nun doch außer Puste sei. Sei es drum: Gerade gegen Ende der Show wuchs sie diesbezüglich über sich hinaus. Als der abschließende Tracks "I Do" in einem monströsen, psychedelischen Crescendo kulmulierte, waren von Milo eigentlich nur noch wirbelnde Haare zu sehen und bei der letzten Zugabe - dem bereits erwähnten und "rundentschlackten" "Off The Track" - gab es dann auch noch einen Ausflug ins Auditorium.

Kurzum: Rhonda 2023 ist dann doch deutlich mehr als die Bestätigung der Summe der einzelnen Erwartungshaltungen, die gemeinhin an die Band herangetragen werden. Das war dann ganz großes brillantes Rock-Theater und sicher ein würdiger Abschluss von Rhondas Post-Pandemia-Tour.

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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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