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Konzert-Bericht
 
Schwitzende Gitarren

Chewy

Köln, Underground
14.07.2002

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Chewy
"Es ist ganz heiß hier", meinte Greg Chewy zwischen den Stücken, "...und auch unsere Gitarren schwitzen schon." Wenn der Schweizer "ganz" sagt, meint er "sehr". Und das war es auch. Sehr heiß. Das hatte aber auch seinen Grund: Chewy hatten die Ehre, die Aufzeichnungsreihe des WDR zu einer "Rocknacht" unter dem Motto "Bootleg" zu eröffnen. An drei Tagen wurden hier sechs Shows aufgezeichnet, die am 12.08. im WDR 3 an einem Stück als Rocknacht präsentiert werden. Dazu hatte der WDR das komplette Underground-Gelände besetzt. Die Tore waren geschlossen, um die Massen kanalisieren zu können, brummende Generatoren und armdicke Kabelbäume allüberall und im Underground 2 war ein kleines Fernsehstudio für die entsprechenden Interviews nach den Auftritten aufgebaut. Der wesentlichste Eingriff in die beschauliche Infrastruktur des diesbezüglich eher bescheiden ausgestatteten Clubs war die gewaltige Lichtanlage, die fast ein Drittel der Bühne und weite Teile der Deckenkonstruktion beanspruchte. Das war auch der Grund für die von Greg angesprochenen Hitzewallungen.
Wie bei Rockpalast Übertragungen natürlich Usus, gehörte die Bühne vor allen Dingen den Kameraleuten, die in diesem Ambiente allerdings auch ganz schön ackern mußten, denn alles wurde mittels tragbarer Kameras aufgezeichnet. Mit diesen wurde den Musikanten dann möglichst bis in die verfügbaren Körperöffnungen nachgekrochen. Doch von so was lassen sich gutgelaunte Schweizer natürlich nicht beeindrucken. Mit enormer Spielfreude und unglaublicher Lautstärke stürzten sich Chewy ins Abenteuer. Direkt vor der Bühne war eigentlich nur bombastischer Schallmatsch zu hören. Sicherlich wird dieses Manko in der Fernsehaufzeichnung ausgeglichen - vor Ort indes kamen Chewy bei dieser Show als astreine Hardrock-Kapelle rüber. Da ging natürlich einiges von den differenzierten Arrangements flöten. Die Surf-Instrumentals wie "Call Of The Wild" erkannte man z.B. nur daran, daß Greg und ganz besonders Matthew total losgelöst mit ihren Gitarren herumzuckten. Das außerordentlich gut gefüllte Underground verwandelte sich jedenfalls schnell in einen brodelnden Hexenkessel, in dem es eh keinen Sinn gemacht hätte, auf feine Zwischentöne zu achten. Diese unbändige Energie steckte auch die Band an. "Are we ready to fucking Rock'n'Roll?" frug Greg mit theatralischer Betonung ins Rund. Überhaupt merkten die Jungs schnell, daß dies hier eine Veranstaltung für Profis war. Insofern fand der hauptamtliche Fachbegriff "fucking" auch schnell Eingang ins rethorische Repertoire der Ansagen. "The next song is called 'Under the fucking Bushes'", kündigte Greg das betreffende Stück an. Und wenn gar nichts mehr anderes half, warf er etwa einer ganz normalen Ansage von Matt noch schnell ein verächtliches "fucking" hinterher (Mal sehen, ob dies in der Aufzeichnung rausgeschnitten wird). Natürlich legten Chewy das Haupt-Ohrenmerk auf die Tracks des aktuellen Albums, was natürlich Sinn machte, aber auch die heimlichen Chewy Hits wie die notorische Coverversion von "Voyage, Voyage" - dieses Mal als Metal-Version - durften nicht ausgespart werden. Dazu unterhielten die Jungs mit ihren charmanten Ansagen in phantasievollem Franko-Deutsch und vor allen Dingen mit den körperbetonten Tanzeinlagen - z.B. zu den Stakkato-Attacken von "Ain't No Light" oder manchmal völlig sinnfrei, aber im Gleichschritt.
Wie schon mehrmals gesagt: Dieser Gig war wesentlich lauter, als Chewy Shows üblicherweise sind (sicherlich auch eine Konzession an den Erftrock-Fanclub, der zahlreich zur Unterstützung der eher schwerlastigen Headliner KungFu angereist war). Insofern fehlten natürlich die ansonsten so geflissentlich eingestreuten filigranen Spielerein in Form von Swing- oder Jazz-Einlagen. Lediglich an einigen Stellen - z.B. beim von Matt vorgetragenen "King Of The Hill" gab es Zeit zum Verschnaufen - aber auch nur kurz: Das auf Scheibe eher spaßige Zwischenspiel des Stückes geriet in diesem Umfeld zur unfreiwilligen King Crimson Kunstrock-Hommage. Wer sich immer noch gefragt haben mochte, was Chewy aus der unübersehbaren Masse von Gitarrenbands heraushebt, dem dürfte an diesem Abend eindrucksvoll klargeworden sein, was es ist: Der enorme Unterhaltungsfaktor nämlich, der selbst in Extremsituationen wie diesen die Oberhand behält - gepaart mit einer beindruckenden handwerklichen Fertigkeit mit hohem Körpereinsatz und - nicht zu vergessen - jede Menge klasse Songs, die auch als Heavy Metal Knaller zu funktionieren scheinen.

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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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