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Anziehende Gegensätze

Pinetop Seven
Zeitloop

Wesel, Karo
12.10.2002

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Pinetop Seven
Eine sehr eklektische Mischung gab es beim großen Kulturabend im Weseler Karo zu bestaunen: In Form von großteils improvisiertem Neo-Post-Art-Impro-Rock und penibel durchorchestriertem Calexico-Style-Songwriting-Alt-Country-Rock prallten hier eigentlich unvereinbare musikalische Welten aufeinander - und dennoch: Es funktionierte irgendwie. Der von der Stadt gesponserte Umsonst-Abend sorgte dafür, dass außer den wenigen angereisten Hardcore-Fans vor allen Dingen auch eine Menge Jungvolk anwesend war. Und wer einmal den Weg ins Auditorium gefunden hatte, der blieb auch - was für die Qualität des Dargebotenen sprach.
Zeitloop aus Köln hatten sich mit ihrer eigenwilligen Mischung aus Kraut-Rock-Elementen, Instant Composing und Weltmusik auf der gerade stattfindenden Welttournee offensichtlich ordentlich warmgespielt. Und so kamen ihre z.T. ausufernd langen und mit vielen Improvisationen durchsetzten Elaborate an diesem Abend knackig und schlüssig daher, wie bislang noch nie. Unter anderem lag es daran, dass Bassist Joseph Wenninghaus, der aufgrund seiner subtilen Spielweise ansonsten kaum zu hören ist, an diesem Abend mit dem Verstärker von Pinetop Seven spielte. Und siehe da: Der Mann ist ja funky! Überhaupt kamen die Rhythmen an diesem Abend besonders phat, was der ganzen Sache die nötige Portion Schmackes verlieh. Höhepunkte des Sets waren Chris Toyota's intelligent gespielte Gitarrensoli sowie Drummer Klaus Maaßens Gesang bei dem esoterisch verbrämten "Bolingo e"-Track ("auf senegalesisch" - wie er uns versicherte). Auch die Ideen von Gast-Keyboarder Alexander Mayen saßen bei dieser Show recht ordentlich - wenngleich man sich gewünscht hätte, dass er statt auf zirpende, hohe Frequenzen ab und an mal auf etwas bauchmäßigeres gesetzt hätte. Lediglich die - abgesehen von Klaus Maaßens stets präsenter Begeisterung - etwas lustlose Präsentation wäre noch verbesserungswürdig. Wie wäre es denn mal mit ein paar Showgirls, Jungs?
Pinetop Seven aus Chicago boten mit ihrem Set dann schließlich eine handfeste Überraschung. Die Band, die nach einer kurzen Stippvisite bei Glitterhouse vor einigen Jahren labeltechnisch hierzulande nie wieder richtig Fuß fassen konnte, überzeugten mit einem begeisternden Set zwischen Melancholie, Düsternis, Waghalsigkeit und schierer Weirdness. Nachdem sie mit dem dramatischen Intro ihres letzten Albums "Bringing Home The Last Strike" (Truckstop Records) begonnen hatten, folgte dann eine seltsam-schöne Moritat, Mörderballade oder manches hochdramatische Kitchen-Sink-Drama nacheinander. (Es macht schon Sinn, dass die Band in den USA soeben Nick Cave supported hat). Die Band um Songwriter Darren Richard beackert dabei im wesentlichen das Gebiet, welches sich auch Calexico vorgenommen haben. Mit akustischem Bass, Trompete, Cello und zwei sehr verschieden gespielten Gitarren sind sie dabei sogar eher noch einen Tick variantenreicher als die ungerechtfertigt berühmteren Kollegen - und verzichten dabei sogar ganz auf Mariachi-Einflüsse. Statt dessen haben die Songs mit den vertrackten Melodien, komplexen Arrangements und ausgeprägt verspielt angelegten Arrangements eher ein gewisses Appalachen-Feeling (was an der Orientierung an eher folkigem Material liegen mag). Sänger und Songschreiber Darren Richard ist - im Vergleich zu Joey Burns - sicherlich auch der bessere Sänger. Jedenfalls kann er mehr als eine Melodie. Die Faszination eines Pinetop Seven Sets erschließt sich aber eher im Zusammenspiel. Trompeter Nate Walcott und Cellistin Melissa Bach sorgen für stets neue und überraschende Sound-Layer und Gitarrist Mack Hagood ist ein Meister der Soundgestaltung und entlockt seinen Instrumenten zuweilen erstaunliche Sounds - vom fast ultraschalligen Twang bis hin zu atmosphärischen Windgeräuschen ist alles drin. Es erstaunte auch nicht besonders, dass sich Pinetop Seven für die Zugabe dann zwei besondere Schmankerl aufgehoben hatten: "Some Velvet Morning" von Lee Hazlewood - hier im nokturnalen Duett vorgetragen von Mac und Melissa - und Tom Waits' "Yesterday Is Here" natürlich in einer "Great-plains-and-endless-skies"-Version. Es wäre zu wünschen, dass diese sympathische Band auch hierzulande wieder eine angemessene Repräsentation erfährt - denn der Markt für eine solche Musik ist ja schließlich da.

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Surfempfehlung:
www.pinetopseven.com
www.zeitloop.de
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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