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Konzert-Bericht
 
Angels & Queens

Nikki Sudden
Locas In Love

Köln, MTC
15.01.2003

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Nikki Sudden
Da stand also immer noch die Frage im Raum, ob die Locas In Love denn auch mal ein Konzert spielen könnten, welches restlos - und nicht nur prinzipiell begeistert (wie bislang). Und seit dem 15.01. steht es fest, dass sie es können. Vielleicht lag es daran, dass LIL-Vortänzer Björn nicht ganz so viel lustiges Zeug erzählte wie sonst; vielleicht lag es daran, dass es dieses Mal keine Probleme mit der akustischen Gitarre gab (weil diese kaum zum Einsatz kam) - oder vielleicht lag es daran, dass die Gitarren dieses Mal besser gestimmt waren - oder dass das gar nicht nötig ist; jedenfalls zeigten die LIL den erwartungsvollen Kölnern, einem Nürnberger und einer Frau aus Thüringen, was eine rechte Harke ist.
Natürlich spielten LIL alle "Hits", von "Stefanie sagt" über das temperamentvolle "Here I Go Again" vom aktuellen Album "Musica De La Concha" bis hin zu den liebgewonnenen Zugaben "Waves Of Fear" und "Daydream Believer". Irgendwie, so hatte man indes das Gefühl, hätten sie an diesem Abend aber eigentlich alles spielen können, und es wäre wohl trotzdem gut gewesen. Und man hätte Dieter Bohlen nicht erklären können wieso, weil die Locas eine so ganz eigene Weltsicht der Musikgeschichte haben, die so gar nicht massenkompatibel ist und gerade deswegen so berührt. Auch wenn's schrammelt und kracht, wie bei diesem Konzert. Und man konnte endlich mal Stefanies Stimme richtig vernehmen, und höre da: Die zierliche Bassistin der LIL hat ja eine ganz schöne Gören-Röhre, wenn's drauf ankommt. Dass die Locas mit technischen Problemen nahezu virtuos umgehen, schadet auch nicht wirklich. Gitarrist Niklas schaffte es z.B., seine Gitarre nahezu unauffällig einen halben Song lang zu stimmen - und dann punktgenau zum Refrain fertig zu werden. Björn nutzte den Mikro Ausfall bei "No. 2" zu einer Freistil-Gröhl-Einlage und Drummer "Commander" Kurt Kreikenbom vergeigte nur einen einzigen Song, wie er nachher stolz meinte (was aber wohl keiner merkte). Und: Gaesteliste.de weiß es natürlich sehr zu schätzen, dass Björn sich auf speziellen Wunsch bei Lou Reeds "Waves Of Fear" auf dem Boden wälzte, um exklusives Bildmaterial zu gewährleisten (s. Foto-Galerie). Da kann man es eigentlich kaum erwarten, wie sich diese jungen Musikanten auf der anstehenden Tour mit Tillman Rossmy schlagen werden...
Dass sich Nikki Sudden wacker schlagen kann, hat er ja nun oft genug bewiesen. Und dass er dazu keine aktuelle Scheibe braucht, auch. Das neue Werk, so erklärte er, sei prinzipiell fertig - und er wolle auch gerne ein paar Stücke davon spielen - wann und wo es indes herauskäme, sei noch nicht sicher. Und dass Mick Taylor mitspiele, und Dave Kusworth, und dass eventuell auch mal wieder eine Jacobites Reunion anstünde. Das kennt man ja. Auch, dass Nikki gerne modisch dezent, aber doch bestimmt gekleidet ist - so an diesem Abend mit locker geknüpften Seidenschals und einem bestickten Barrett. Neu indes ist Nikkis Band, die Last Pirates, die dann allerdings an diesem Abend aufgrund eines Wasserpumpenschadens in Berlin verbleiben mussten. Doch davon ließ sich der Maestro nicht beeindrucken und spielte stramm einen seiner Klassiker nach dem anderen - auch gerne auf Zuruf. Und so gab es denn eine gesunde Mixtur, die von "String Of Pearls" über neue Tracks bis hin zu den Rausschmeißern "Aeroplane Blues" und "Back From The Coast" reichte. Welche Küste denn gemeint sei, fragte eine junge Dame aus dem Publikum. Und erwischte Nikki damit auf dem falschen Fuß, weil er offensichtlich darüber nie nachgedacht hatte. "Die Küste der Normandie vielleicht?" überlegte er - kam dann jedoch zwei Stücke später zu dem Entschluss, dass es wohl doch eher eine imaginäre Küste - oder vielleicht gar keine sei. Doch um Küsten geht es in Nikkis Songs ja auch weniger - eher um Engelinnen, Königinnen und Prinzessinnen, denen der moderne Minnesänger ausgiebig huldigte. Eines muss man ihm lassen: Auch wenn jeder seiner Songs irgendwie gleich aufgebaut ist, auch wenn er jeden Liebes-Song schon tausend Mal gesungen zu haben scheint und auch wenn seine Stücke und sein Gehabe etwas Tragisches haben (im Sinne von romantisch): Nikki ist einer der wenigen Leute, denen man so etwas bedingungslos abnimmt. Da macht es nix, dass er nicht gerade ein Virtuose und / oder Sänger ist: Nikki lebt seine Songs so aufrecht, wie das in unserer immer zynischer werdenden Welt eben möglich ist. Sicher, man mag bemängeln, dass es schade ist, dass gerade ein Mann wie Nikki den Blues eben nicht hat - und ihn doch immer wieder versucht (wie z.B. mit "Crossroads) und vermasselt. Aber warum sollte man das tun? So lange es dem Troubadour gelingt, immer wieder Leute aller Altersklassen (also auch jüngere) zu begeistern, muss er ja irgend etwas richtig machen. Und es gibt schließlich nicht alle Tage Gitarristen, die ihren Armreifen als Bottleneck missbrauchen und es schaffen, sich dieses zum Schlussakkord nonchalant wieder überzustreifen. Schauen wir also mit gespanntem Interesse in die Zukunft, um zu hören, wie sich die neuen Stücke, wie z.B. "Stay Bruised" - was natürlich ein "Love Song Of Sorts" ist - im rockigen Gewand mit der Band anhören werden.

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Surfempfehlung:
www.locasinlove.de.vu
www.nikki-sudden.com
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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