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Konzert-Bericht
 
Folk Music For Old Folks

The Bangles

Köln, E-Werk
10.04.2003

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The Bangles
"Ich habe ganz dicht neben Susanna Hoffs gestanden", sagte ein liebestoller Kollege ganz außer Fassung und völlig losgelöst vor dem Konzert. Wie er das gemacht hat, bleibt indes ein Rätsel. Denn Susanna ist im richtigen Leben - bei ca. 1,50 m Körpergröße incl. Plateausohlen und ohne Bühnen-Outfit - eher unauffällig und droht ganz schnell im toten Winkel zu verschwinden. Ganz anders als auf der Bühne: Da ist sie der strahlende Mittelpunkt, ein menschlicher Mirrorball im kleinen Schwarzen, der die Blicke anzieht wie Mottenkugeln den Staub - ganz egal, welche Mühe sich nun Vicki Petersen, Michael Steele oder gar Debbie Petersen gaben, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Lust, mit dem Publikum zu kommunizieren, hatte sie allerdings nicht, die Susanna. Stattdessen wog sie sich - niedlich anzusehen, aber eher introvertiert - fast in Trance im Takt der gespielten Stücke und brach nur abwechslungsweise aus dem gewählten Schema aus - etwa, indem sie bei "Between The Two" mit Vicki ein Heavy Metal Gitarristen-Team emulierte bzw. sich bei "Hero Takes A Fall" knienderweise an Vickis Gitarre zu schaffen machte. Nur einmal hatten sich die Damen etwas zu sagen. "Entschuldigt mal, wir müssen gerade über ein paar niedliche Typen aus dem Publikum tuscheln", raunte Vicki nämlich konspirativ und tuschelte mit Susanna vermutlich über alles Mögliche, bloß nicht über niedliche Typen aus dem Publikum. "Dass du verheiratet bist, heißt ja nicht, dass du nicht mehr schauen darfst", meinte Vicki dann schelmisch, als Susanna grinsend ihre Pose hinter dem Mikro wieder einnahm. Woraufhin dann wohl etliche wild pochende Herzen bei gewissen niedlichen Typen im Publikum in die respektiven Hosen plumpsten. Musikalisch spielte sich übrigens generell alles zwischen den Polen "ganz alte" und "ganz neuen Tracks" (plus alle Hits) ab. Angelegentlich dieses direkten Vergleiches fiel dann doch eklatant auf, dass die neuen Stücke um vieles besser sind, als das - wenngleich charmant dargebotene - alte Material. So witzig es auch sein mochte, wenn die Gurls da Rausschmeißer wie "Silent Treatment" in bester 60s-Trash-Pop-Manier raushauten: Die wahren Gewinner des Abends waren die Tracks der neuen Scheibe "Doll Revolution". Neben dem aktuellen Hit "Something That You Said" gefielen so zum Beispiel das neu aufgelegte Continental-Drifters-Stück "The Rain Song", das von Vicki angesichts ihrer Verbandelung mit John Cowsill wohl eher mit einem zwinkernden Auge vorgetragene "Single By Choice", "Ride The Ride" oder der von Elvis Costello verfasste Titeltrack, der die nächste Single sein wird (so wird das übrigens nie was mit dem nächsten selbstverfaßten Smash-Hit, Mädels!). Was Michael vor dem Konzert noch betont hatte, dass man nämlich mittlerweile auch sicherer im Vortrag geworden sei - stellte sich bei der Show als großer Pluspunkt heraus. Die Bangles 2003 sind eine gut geölte Power-Pop-Kapelle, bei denen fast alles punktgenau sitzt. "Fast alles" bedeutete dabei, dass man sich an einigen ausgewählten Stellen durchaus Freiheiten erlaubte, die - wie Vickis Gitarrensoli - durchaus auch mal schiefgehen durften, ohne dass das den positiven Gesamteindruck schmälerte. Ansonsten wurde aber alles ziemlich 1:1 wie auf Platte umgesetzt. Das erstaunte insofern, als dass Vicki uns vor dem Konzert noch einen Vortrag darüber gehalten hatte, dass man die Stücke schon anders präsentieren wolle, weil man damals doch ziemlich von den Plattenbossen unterdrückt worden sei und immer mit großen Augen dagesessen habe und beobachten musste, wie aus den rauhen, Stones-artigen Ansätzen das dann maßgebliche Bangles-Produkt herausmanipuliert wurde. Lediglich bei einigen wenigen Stücken ließen sich die Damen ein wenig gehen - so zum Beispiel beim besonders groovig dargebotenen "Stealing Rosemary". Andererseits war aber doch nachzuvollziehen, wie sie das gemeint haben könnte, denn besonders glattpoliert war der Sound beim Konzert dann dankenswerterweise (und trotz eigentlich überflüssiger Keyboards) doch nicht. Au Contraire: Hier war offensichtlich eine Rock N Roll Kapelle zugange, die nach langer Pause wieder die Lust am gemeinsamen Ausleben wiedergefunden hatte. Die eigentliche Erkenntnis des Abends lag aber auf einem ganz anderen Level: Die Bangles 2003 sind nämlich vor allen Dingen - eine fabelhafte Gesangstruppe. Dermaßen traumhafte, vielschichtige und originelle Harmonien muss man erst mal hinkriegen. Da saß wirklich ALLES zu 100% - ohne dass sich auch nur der Hauch von Sterilität einschlich. Ganz im Gegenteil: Die Bangles sind pfiffige Performerinnen, die durch einstudierte Gags (z.B. eine Strophe von "Mrs. Robinson" im Mittelteil von "Walk Like An Egyptian") oder dem Moment entspringende Eingebungen (Susannas Bemühen, "Eternal Flame" durch - sagen wir mal - eigenwillige Phrasierungen - der öden Mittelmäßigkeit zu entreißen) zu überzeugen wissen. Es gab auch ein paar nette Verbeugungen vor den Einflüssen aus den 60s - ein wenig Mersey-Beat hier, ein Yardbirds-Riff da, und war das nicht "Waiting For My Man" im Fade Out von "Manic Monday"? Jedenfalls wissen die Bangles um ihre Position in der Welt: "Here is an old folk song - for old folks [ältere Herrschaften]", kündigte Vicki, die übrigens auch als Sprachrohr zum Publikum fungierte zum Beispiel besagtes "Manic Monday" an. Ob das eine Anspielung auf das Durchschnittsalter der Anwesenden war? Vielleicht (obwohl es ja durchaus auch neue Fans zu geben schien) - eher zielte dies wohl auf die Trägheit, mit der die Masse auf Vickis Animationsversuche reagierte. Das hatte natürlich auch Vorteile: So wurden zum Beispiel beim allerletzten Track, "Eternal Flame", den die vier zusammen am vordersten Bühnenrand intonierten, wenigstens nur vereinzelt Feuerzeuge gezückt.
Dessen ungeachtet wurden aber dennoch alle Hits gespielt - wenngleich nicht immer dann, wenn man sie erwartete (was aber als Pluspunkt gewertet werden muss, denn so begann das Konzert gleich mit dem Knaller "Hazy Shade Of Winter"). Im Prinzip gab es bei dieser Show also eine pflegeleichte Vollbedienung mit jeder Menge "Bangalores", bei wirklich der alle auf ihre Kosten kamen. Auch die Band übrigens, die den Zuspruch sichtlich genoß. Natürlich war das Ereignis insgesamt ein wenig zu kurz - gerne hätte man mehr Tracks aus der mittleren Periode gehört (schmerzlich vermisst wurde etwa "In A Different Light", einer der besten Bangles-Tracks überhaupt). Allerdings könnte man angesichts der verklärten Augen im Publikum wohl auch argumentieren, dass jedes Konzert der Bangles bei dem sie nicht jedes einzelne Stück gespielt hätten, als zu kurz erschienen wäre...

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Surfempfehlung:
www.thebangles.com
www.going-down-to-germany.de
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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