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Party für Schwerhörige

Georgia Satellites
Norrin Radd

Köln, Underground
28.08.2003

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Georgia Satellites
Und wieder ist eine neue Generation WDR-Kameramänner angetreten, die Fehler ihrer Vorfahren selber auszuprobieren. Warum - so fragt man sich als Außenstehender - wird vor der Sendung nicht besprochen, wer was abfotografieren soll? Aber nein: Da müssen alle immer um denselben Platz drängeln, impulsiv und unmotiviert in der Gegend herumlaufen und -fuchteln, sich und die Musikanten umrempeln (noch nie was von Zoom-Objektiv gehört?) und die armen Kabelträger(innen) in arge Gewissenskonflikte und gordische Kabelknoten treiben. Das Publikum hielt jedenfalls auch ohne Security einen respektvollen Abstand von dem wildgewordenen Haufen frustrierter Scheinkreativer. Im Irak müssten solche aufpassen, dass... aber lassen wir das lieber. Es wurde ja schließlich auch Musik gespielt bei dieser Aufzeichnung der "Crossroads präsentiert Rockpalast Bootleg-Serie" (Sendetermin 28. oder 29.09. (je nach Betrachtungsweise) um 1 Uhr Nachts).
Da das wohl kaum jemand sehen kann / wird, hier mal kurz, worum es ging: Norrin Radd aus Berlin waren angetreten und die Georgia Satellites aus Florida (was ein angefangener, aber nicht beendeter Witz des Abends werden sollte, s.u.). Beide Bands betätigen sich ja bekanntlich auf dem Roots-Rock Sektor - und bei dieser Show bekam man eindrucksvoll demonstriert, dass dies nicht mehr oder weniger bedeuten kann, als perfekte Unterhaltung. Gandulf Hennig - alias Norrin Radd - hatte sich jedenfalls schon mal ein sehr unterhaltendes Cowboy-Hemd angezogen. Dabei hätte es dessen nicht unbedingt bedurft. Denn wie wir schon an anderer Stelle schrieben: Die Songs des jungen Mannes können allemal mit denen mithalten, die da sonst so aus dieser Ecke kommen. Und so gab es denn ein buntes Potpourri aus seinen beiden Alben "Where She Danced" und "Monsters & Angels" - in fast chronologischer Reihenfolge und ohne größere Überraschungen. Das soll aber auch die einzige Kritik bleiben, denn die Performance saß - im Gegensatz zum hakeligen Probelauf in Straßenkleidern - 100%ig. Angereichert wurde der ja im Prinzip eh schon nicht arme Gesamtsound mit den Pedal-Steel Licks vom "holländischen Freund" Johan Jansen und von den in diesem Zusammenhang ungewöhnlichen Sounds eines Theremins, das Gandulf in wilder Orchersterleiter-Manier selber "dirigierte". Gitarrist Andreas Bukowski spielte dazu weitgehend unbekümmert und gelenkig vor sich hin und setzte sich zum Schluss auch noch einen Stetson auf. Besonders positiv ins Gewicht fallen wollte indes bei dieser Show die neue Bassistin Cindia Knoke. Nicht nur, (aber auch), weil sie immer mitleidig grinste, wenn sich der aufdringliche Kameramann wieder mal am Bass gestoßen hatte, sondern vor allen Dingen, weil ihr federleichtes, empathisches Spiel der Sache jede Menge Fluss und Heiterkeit bescherte - was ja bei straighter Rockmusik wie dieser besonders wichtig ist, weil's sonst leicht hölzern oder schwerfällig wirkt. Gandulf hatte sich auf seine zwei Gitarren, die er zu diesem Zweck am Ende der Songs hoch hielt, "Good Bye" und "Thank You" geschrieben. Als Zugabe gab's dann noch ein neues Stück namens "One Hundred Years From Now".
Der zweite Act war angekündigt als "The Heart Of The Georgia Satellites" - wohl wegen der verschiedenen Inkarnationen der legendären Konföderierten-Truppe, die so durch die Gegend touren. Aber machen wir uns nix vor: Wo Dan Baird drauftsteht, ist natürlich Georgia Satellites drin. Als dann die Band die Bühne betrat, gab es kein Halten mehr. Das gab's auch vorher zwar auch schon nicht, jetzt wurde aber auch noch getanzt dazu. Noch bevor es allerdings Keith Christopher, dem "anderen" Original-Satellite (ursprünglich fing alles als Keith & The Satellites an) gelang, einen Witz zu erzählen - was ihm auch im Folgenden nicht gelingen sollte - waren die Kameras auch schon eingeschaltet und es ging los. "Die sind alle so ernsthaft, diese Fernsehleute", grinste Dan ins Publikum, "aber sie sind auch nett." Nun ja. Die Band ließ sich jedenfalls von dem Medientrubel nicht beeindrucken, sondern rotzte routiniert das übliche Programm hin: Da habt ihr, Leute, was ihr möchtet! Erwartungsgemäß pendelte dies zwischen den alten Hits à la "Keep Your Hands To Yourself" oder "Sheila" und neuem alten Material hin und her - wie z.B. "Picture On the Wall" von der Outtakes-Sammlung "Out Of The Mothballs". Diese CD - so Dan - sei momentan nicht mehr zu haben, weil bereits alle Exemplare ausverkauft seien, was ja im Grunde ein gutes Zeichen wäre. Auch ein gutes Zeichen war, dass das Publikum ganz aus dem Häuschen geriet, praktisch jeden Song mitgrölte und vor allen Dingen ständig in Bewegung blieb (Und das in Köln!). Der Umstand, dass nach wie vor auch jüngere Damen sich ins Geschehen einmischten, dürfte besonders für Dan & Keith, die ja immerhin schon im gestandenen Mannesalter weilen, eine schöne Bestätigung dafür sein, dass sie letztlich doch den richtigen Beruf gewählt haben. An diesem Abend sahen die Jungs übrigens irgendwie jünger aus als sonst: Dan und Keith hatten sich Frisuren zugelegt, die aussahen wie die Perücken von Stummfilm-Statisten, hüpften herum und dass bei der Show mehr als eine prächtig überzogene Rockstar-Pose abfiel, schadete natürlich auch nicht wirklich. Den Vogel schoss dann aber schon Gast-Gitarrist Ken McMahon von den Dowsers ab: So cool und lässig hatte man längst schon niemanden mehr filigrane und genau auf dem Punkt sitzende Standard-Rock-Soli abfeuern sehen. Apropos Standard-Rock: Natürlich erwartet niemand von den Satellites, dass diese sich irgendwie weiter entwickeln oder Neuland betreten. Gerade darin liegt aber auch wieder deren Stärke, denn die Satellites wollen nichts anderes, als die Leute unterhalten, und dabei eine Party feiern (darum geht es auch inhaltlich in etlichen Songs). Und wenn man die Band in dieser Form mit Dan Bairds anderen Projekten vergleicht - z.B. den Yahoos - dann fällt doch auf, dass erstere einen Zacken besser funktionieren. Vielleicht liegt es daran, dass die Satellites bei aller Energie und Radioaktivität, die sie so erzeugen, doch kaum wirklich schnelle Stücke spielen (die ja schnell ermüden lassen), vielleicht aber auch daran, dass sie nun mal zu ihrer Zeit das einzig wahre Ding waren. Oder dies zumindest glauben durften - immerhin hieß das Feindbild damals ja Bon Jovi. Andererseits gab's dann natürlich auch keine wirklichen Balladen. Jedenfalls bedienten Dan und die Jungs jedermann auf's Prächtigste. Wenn man überhaupt einen Abstrich machen wollte, dann den, dass die ansonsten so gelungenen Coverversionen bei dieser Show ein wenig unterrepräsentiert waren - vielleicht, weil es ja eine komprimierte Fernseh-Version sein musste? Immerhin gab's eine Right Said Fred-Parodie, eine Strophe von T-Rexens "Get It On" und als zweite Zugabe nach einem Yahoos-Track (war das einer? Die klingen alle so ähnlich) eine solide No-Nonsense-Rock-Bier-Version von "G-l-o-r-i-a". Gut gerockt hatte es, laut war's, alle waren taub und glücklich - da durfte man nicht meckern. Hat wohl auch keiner getan.

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Surfempfehlung:
www.southern-rock.de/gs.htm
www.norrinradd.de
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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