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Konzert-Bericht
 
The Gutter Twins, das Hinspiel

The Twilight Singers

Hamburg, Molotow
22.08.2004

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The Twilight Singers
Anfang nächsten Jahres ist Großes angekündigt: Mark Lanegan, früherer Frontman der Screaming Trees und zwischenzeitlich Gastvokalist der Queens Of The Stone Age, und Greg Dulli, einst Kopf der Afghan Whigs und nun Mastermind der Twilight Singers, machen gemeinsame Sache. Und das nicht nur - wie bereits des Öfteren geschehen - als Gäste auf den Platten des jeweils anderen, sondern bei einem eigenständigen neuen Projekt: The Gutter Twins wird die Band heißen, und die Songs dafür schreiben die zwei derzeit gemeinsam. Zeitgleich, aber - abgesehen von einem Auftritt beim belgischen Pukkelpop-Festival - nicht zusammen, bereisten die zwei Amerikaner nun auch Europa. Gaesteliste.de machte den Quervergleich und besuchte das Konzert der Twilight Singers in Hamburg und den Gig der Mark Lanegan Band in Köln.
Greg Dulli hat gute Laune. Vielleicht, weil dieses Konzert in der Hansestadt das letzte seiner Mini-Europa-Tournee mit gerade einmal sechs Konzerten ist, vielleicht, weil er in Hamburg schon seit den frühen Tagen mit den Whigs immer ganz besonderen Spaß hatte, vielleicht auch, weil er derzeit einfach gerne mit seiner - im Vergleich zum Frühjahr - leicht umbesetzten, aber dennoch todsicher eingespielten Band auf der Bühne steht. "Hamburg, you will obey me", sagt er gleich zu Beginn der Show. Das ist als Scherz gemeint, kommt aber beim streckenweise etwas steifen Publikum nicht als solcher an. Also eröffnet er das Konzert mit einer kurzen, unverstärkten A-cappella-Version von Hank Williams' "Why Don't You Love Me". Der Dulli'sche Humor ist schon ein spezieller! Danach aber wird es ein großer Abend, der selbst gestandene Schreiberpersönlichkeiten der Hansestadt wie Frau M. und Herrn Z. einigermaßen geplättet zurücklässt. Dabei machen die Twilight Singers doch einfach nur das, was sie am besten können: In einer höllischen Lautstärke die Grenzen zwischen (Alternative) Rock, Soul, Jazz und Blues niederreißen und anderthalb Stunden lang Songs spielen, die teils von Dulli, oft aber aus der Feder anderer stammen. Immerhin ist das neue Werk der Amerikaner, das Ende September in die Läden kommt und "She Loves You" heißt, eine Coverversionen-Platte geworden. Eine großartige noch dazu, denn auf dem Album (und nun auch beim Konzert) klingen alle Songs so, als seien sie für genau diese und keine andere Band maßgeschneidert worden. Ganz gleich, ob es sich dabei um das aktuelle "Too Tough To Die" von der früheren Tricky-Muse Martina Topley-Bird handelt oder den Nina Simone-Klassiker "Black Is The Colour Of My True Love's Hair". Sensationell auch, wie Dulli oft verschiedenste Songs miteinander verschmelzen lässt. Während es auf "She Loves You" ein geniales Jazz-meets-Soul-Medley von "A Love Supreme" und "Please Stay" gibt, schafft Dulli in Hamburg den nahtlosen Sprung von seinem eigenen "Papillon" zu einer langsamen, aber inbrünstigen Version von "Smells Like Teen Spirit"!
Das geschmackssichere Jonglieren mit Stilen und Stimmungen (es gibt neben den bekannten Twilight-Singers-Highlights à la "Teenage Wristband" und "Martin Eden" sogar "Roses" von Outkast zu hören!) macht Dulli an diesem Abend genauso viel Spaß, wie Gags über die angeblichen Pornokino-Vorlieben seines Drummers Bobby McIntyre zu machen. Immerhin sind wir auf der Reeperbahn! Nur einmal ist er ziemlich ungehalten. Als er für die erste Zugabe alleine auf die Bühne kommt, sich ans Klavier setzt und eine himmlische Version von Hope Sandovals "Feeling Of Gaze" (!!!) spielen will, unterhalten sich einige langhaarige Döspaddels so unpassend laut, dass Dulli den Song kurzerhand abbricht, die zwei Banausen mit einem knappen "I'm playing a motherfuckin' song here!" zurechtweist und die Nummer dann Gott sei Dank noch beendet. Abgesehen davon ist seine Kommunikation mit dem Publikum charmant wie eh und je: "Can you please hold that cigarette for me, honey?" fragt der Kettenraucher beispielsweise eine junge Dame in Reihe eins, nur um dann fortzufahren: "Smoking is really bad for you, but you look great with that thing!" Als Rausschmeißer gibt's eine atemberaubende Version von "Strange Fruit", die so gut ist, dass wir fast vergessen können, dass die geplante zweite Zugabe mit alten Afghan Whigs-Songs an diesem Abend kurzerhand vom Meister gestrichen wird. Eine traurige Parallele zum Konzert in Haldern im Januar übrigens, doch das nur am Rande. Denn selbst ohne "66" und "Faded" ist dieser Auftritt ein Konzert, das viele der Besucher ohne Zweifel als das Konzert des Jahres in Erinnerungen behalten werden.

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Surfempfehlung:
www.thetwilightsingers.com
www.summerskiss.com
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
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