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Der Pott kocht

Traumzeit Open Air

Duisburg, Landschaftspark Nord
09.07.2000
Die Gießhalle im Landschaftspark Nord ist ein toller Ort, um ein Konzert (fast) unter freiem Himmel zu sehen. Denn einerseits steht man auch bei Dauerregen (wie an diesem trüben Sonntag) dank der überdachten Tribüne im Trockenen, andererseits verliehen die alten Industrieanlagen im Hintergrund - zumal ins richtige Licht und viel Nebel getaucht - dem Sommerspektakel der Duisburger Kulturinstitution Hundertmeister einen streckenweise fast gespenstischen Rahmen, besser als jede teure Filmkulisse.
Die Lokalmatadore Carnival Of Souls machten am Nachmittag den Anfang und waren - obwohl sie sich redlich Mühe gaben - nicht viel mehr als eine gute Vorgruppe. Denn gleich danach folgten Yo La Tengo, die zum ersten Mal seit Jahren wieder auf jeglichen technischen Schnick-Schnack wie Keyboards, Orgeln etc. verzichteten und deshalb - sehr zur Freude des Publikums - in erster Linie auf alte Songs zurückgriffen. "Stockholm Syndrome" war wie immer ein Highlight und das immerhin auch schon elf Jahre alte "Fog Over Frisco" eine nette Überraschung. Als Ira Kaplan das Publikum nach Wünschen fragte, war es witzigerweise Joey Burns von Calexico, der - sichtlich begeisert - lautstark nach "Upside Down" verlangte, was Ira ebenso ignorierte wie Rufe nach "Deeper Into Movies" oder "Blue Line Swinger". Entschuldigend meinte er: "Eigentlich sind wir schon bemüht, die Sachen auch zu spielen, wenn wir euch nach Wünschen fragen. Wir wollen euch nicht nur Songtitel aufzählen lassen". Letztendlich entschied sich das Trio aus New Jersey, gleich zwei Lou Reed / Velvet Underground-Songs zum Besten zu geben, "I Heard Her Call My Name" und "I'm Set Free", wobei besonders letzteres ein echtes Highlight war. Neben der inzwischen ja fast schon traditionellen, aber immer noch irrwitzigen Tanzeinlage von Ira und James McNew zu "You Can Have It All" ("Wir machen jetzt ein bisschen Aerobic", witzelte Ira vorher) sorgte vor allem die finale Zugabe für freudig erregte Gesichter im Publikum. Denn als letzten Song spielten Yo La Tengo endlich einmal wieder "Speeding Motorcycle" (in der Schlaflied-Version mit Georgia an der Gitarre), einen bei jedem Konzert vielfach gewünschten Song, den uns die Drei im Frühjahr bei den Konzerten in Köln und Bielefeld noch vorenthalten hatten.

Es folgten Die Sterne, die im Line-Up zwar etwas deplatziert wirkten, aber nicht nur mit Hits wie "Was Hat Dich Bloß So Ruiniert" einmal mehr ihren Ruf als eine der besten deutschen Livebands unter Beweis stellten. Dass sie letztendlich drei Zugaben spielten, mag ihre Hardcore-Fans gefreut haben, brachte aber den Zeitplan gehörig durcheinander und sorgte dafür, dass Calexico erst weit nach 23.00 Uhr auf der Bühne standen. Aber was für eine geniale Show haben John Convertino, Joey Burns und Co. trotzdem noch abgeliefert! War die erste Hälfte - als Quintett mit zusätzlichem Kontrabassisten und Trompetern - des knapp 80-minütigen Auftritts durch grandiose Versionen von "The Ballad Of Cable Hogue", "Tulsa Telephone Book" und ganz besonders "Service & Repair" schon eine Klasse für sich, kamen zum großen Finale noch die Mariachis Luz De Luna aus Tuscon, Arizona, in voller Montur mit Sombrero und schwarzem Anzug auf die Bühne und verwandelten die Gießhalle in einen Saloon an der mexikanischen Grenze. "Das ist unser wichtigstes Instrument", erklärte der Chef-Mariachi mit Blick auf das Guittaron und seinen fast zwangsläufig schwergewichtigen Spieler hinter ihm. "Wenn wir kein Guittaron hätten, wären wir keine Mariachis, sondern nur ein paar Typen, die spanisch singen." Auf jeden Fall sorgten die vier Herren für ausgefallene Partystimmung und die restlichen fünf Calexicos wurden von der guten Laune noch zusätzlich beflügelt und gönnten uns eine sehr schöne Version von "Minas De Cobre".

Um halb Eins war dann leider alles vorbei, aber die Gewissheit, dass zumindest Calexico schon im September wiederkommen werden, machte den Abschied etwas leichter.

Text: -Carsten Wohlfeld-



 
 

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