NACHGEHAKT BEI: ARMSTRONG
Es gibt viele Gründe, einmal bei Armstrong nachzuhaken. Sie stehen seit Jahren für feinsten Schweinerock, haben ihr neues Album fertig und waren an diesem Abend die einzige Band, die optisch nicht auffiel. Und damit aus der Reihe tanzte. Gaesteliste.de fragte bei Drummer Ingo Scheel nach.
GL.de: Wie fühlt man sich als einzig komplett normal gekleidete Band ohne optische Effekte zwischen Chaoten wie den Dwarves und den Sin City Circus Ladies?
Scheel: Das ist etwas, was uns völlig gleich ist. Jeder soll sein Ding machen. Wenn die Dwarves gern mit nacktem Dödel spielen, sollen sie es tun. Und wenn die Sin City Circus Ladies auf Travestie-Outfits stehen, auch. Unser Ding, aber das ist nichts Neues, ist das nicht. Kleider stehen uns nicht so gut, und nackt bekommt man uns nur backstage auf Anfrage. Persönlich ziehen wir ein No-Bullshit-Outfit vor: Jeans, T-Shirt, Sneakers - fertig. Schau dir die Ramones an oder Danko Jones, geht es cooler?
GL.de: Wie fühlt man sich, wenn die Zuschauer nicht gerade ausflippen? Ist das eher enttäuschend oder kann das auch ein Ansporn sein?
Scheel: Es macht im Moment des Spielens ein wenig ratlos. Man schafft sich drauf, gibt alles und schaut zwischen den Songs in die leeren Gesichter der Leute. Aber sowas passiert. Man kennt es selbst, man kommt für den Hauptact und gibt der Vorgruppe oftmals nicht wirklich eine Chance. Das ist ok, das härtet ab. Generell gilt für uns: ob drei oder 30 oder 300, ob brüllend oder verhalten klatschend, dass wir auf der Bühne stehen, ist Ansporn genug. Live spielen ist das Größte, die Stufen zur Bühne hoch, hinters Drumkit setzen, vorne Olli und Marco sehen, anzählen und in den ersten Song kicken - das ist fantastisch. Aber auch klar, dass es umso geiler ist, wenn die Leute abgehen, keine Frage.
GL.de: Ihr habt nur zwei bekannte Nummern gespielt - keine Sorge, eure Fans zu überraschen und zu überfordern?
Scheel: In a.) nur 30 Minuten und b.) vor einem Publikum, das nicht für uns gekommen ist, sondern für die Dwarves, haben wir damit kein Problem. Das Album ist fertig, aber inzwischen haben wir längst neue Songs, auf die wir natürlich live Bock haben, sie zu spielen. Wenn wir länger spielen, ist das Programm wesentlich gemischter und wir achten drauf, dass es ein okayer Mix ist. Von Vorteil ist es, jetzt schon Songs live ausprobieren zu können, die irgendwann mal auf das nächste Album sollen. Wenn uns zum wiederholten Mal die Leute auf "Monosyllabic" ansprechen, dann wissen wir, das der Song das Zeug zu mehr hat.
GL.de: Euer neues Album ist fertig - und richtig gut. Was können wir erwarten?
Scheel: Zehn Songs, an denen wir zehn Monate hart gearbeitet haben, unterstützt von vielen Leuten, die involviert waren. Von Ulf Nagel, der wieder produziert hat und ohne den diese Platte nicht so klasse klingen würde, wie sie es tut, bis hin zu diversen Gastmusikern, die auf "The Other Half" einige Songs veredeln. Erwarten darf man jedenfalls ein sehr abwechslungsreiches, dennoch geschlossenes Rock-Album mit Arschtritt, viel Melodie, 'ner Menge Wumms - obwohl, es ist immer schwierig, selbst das Ganze einzuordnen, letztlich müssen das die Hörer. Ich weiß nur, dass ich das Album höre und superstolz bin auf uns, also auf die Band und auf die Freunde, die beteiligt waren, vom Produzieren bis zum Artwork.
GL.de: Ihr seid gerade auf Labelsuche - wie siehts aus? Wo nach sucht ihr? Was ist wichtig?
Scheel: Ganz platt gesagt interessiert uns am meisten, dass das Teil jemand herausbringt. Ob das kleines Label ist oder ein größeres - egal - letztlich zählt, dass das Label an die Platte glauben muss, Bock drauf hat und uns als Band "versteht". Wir unterschreiben in diesen Tagen einen Verlagsdeal mit AMV / Edition Neversongs und arbeiten dort eng mit Tom Nevermann zusammen. Wir kennen uns lang, sind befreundet und wir bauen auf Toms KnowHow und können darauf vertrauen, dass er auf Armstrong steht und Lust hat, mit uns zusammen das Ganze noch weiter nach vorne zu bringen.
GL.de: Ihr wart gerade auf Tour, wie war es?
Scheel: Wir haben ein paar Dates im Osten gespielt und es war großartig. Kleinere Läden, die gut gefüllt waren, klasse Clubs, nette Menschen, von denen wir untergebracht und verpflegt wurden, mit Spaceship Landing aus Oldenburg eine fantastische Band mit im Boot, mit der wir in Zukunft sicher wieder zusammen auftreten werden. Kurz: Es war ein großer Spaß. Darum geht es doch letztendlich auch. Die Musik unters Volk zu bringen, in die Clubs, zu den Leuten, live spielen und die Leute ausrasten und Luftgitarre spielen zu sehen, ist fantastisch.