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RPWL
Washington

Bonn, Harmonie
08.03.2005

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RPWL
Der "Progressive-Tag" des Crossroads-Festivals von Rockpalast und Harmonie Bonn lehrte mal wieder genaues Hinhören und pünktliches Erscheinen. Zwar hatte wohl kaum jemand der überwiegend für RPWL zahlreich Erschienenen Namen oder gar Musik der Vorgruppe Washington je gehört, doch das norwegische Trio bekehrte alle - früher oder später.
Washington gingen (schon wegen der Fernsehaufzeichung) pünktlich um 19:30 Uhr auf die Bretter und verblüfften eigentlich ab Sekunde 1: Mit ihrer offensichtlichen Jugend, der damit angenehm kontrastierenden Reife ihrer Songs und mehr als alles mit der Stimme von Sänger / Gitarrist / Komponist Rune Simonsen. Diese ist (wie im Nachhinein herauszufinden war) schon mit denen von Tim Buckley oder Tom McRae verglichen worden, an diesem Abend in der Harmonie gemahnte die beeindruckende Darbietung des Jünglings hauptsächlich an so etwas Begeisterndes wie "Muse meets Midnight Choir".

Die Band ist seit '99 eine, es existieren ein Album ("A New Order Rising") und zwei EPs ("Maker Of Time" sowie "Black Wine", alle Bauta Records). Da diese im heimischen Plattenschrank bislang schmerzlich fehlen, blieb also vor Ort nur das erstmalige Einlassen auf herzzerreißend schöne Tracks wie "Riverrun By Night", bei denen auch Runes Gitarrenspiel Anlass zum Staunen gab: Ohne dass der einen Bottleneck oder ähnliches verwenden würde, entlockte er seiner E-Gitarre herrlich heulende Slide-Sounds. Aber das Frappierendste bleibt wohl sein Wechsel zwischen dem spröden Charme eines Chris Eckman (Walkabouts) und den sanft entschwebenden Kopfstimmen-Parts, das bei Stücken wie "Maker Of Time" oder auch "Black Wine" verzauberte. Zwischendurch für einige Songs zum Quartett verstärkt und multimedial durch "psychedelische" Projektionen unterstützt (sowie durch das am penetrantesten fotofeindliche Gegenlicht, an das sich unsereiner erinnern kann), riss Washington das Publikum zu wohl alle überraschenden Begeisterungsstürmen hin, die der Band ein sehr echt wirkendes High verschafften. Der dringliche Zugabenwunsch warf allerdings schon Probleme auf ("Wir standen kopfkratzend hinter der Bühne, weil wir wirklich kaum noch Stücke haben"), führte aber mit den Klagen von "Losing You" zu einem passenden Ausklang des wunderbaren ersten Teils, denn das Auditorium hat das Trio aus Tromsø wirklich ungern ziehen lassen. Dazu passte die Beobachtung gut, wie Washington direkt nach dem Gig von einem Bonner Veranstalter gleich vom Fleck weg für ein für den Herbst gleichfalls in der Harmonie angedachtes Festival engagiert wurde...

Doch da waren ja auch noch die Headliner RPWL. Dem Quintett aus dem bayrischen Freising ging vor diesem Auftritt verständlicherweise erheblich die Düse: Der erste Gig seit ewigen Zeiten, Tourstart, Fernsehkameras, der erste Gig mit neuem / alten Bassist - dem zurückgekehrten Chris Postl. Und auch der Keyboarder ging ja vor einiger Zeit abhanden. Auf der Habenseite aber fand sich die mittlerweile mit RPWL-Fans zum Bersten gefüllte Harmonie und die (primär) Songs der gelungenen neuen Scheibe "World Through My Eyes", mit dessen Opener "Sleep" man nach der etwas deplaziert wirkenden großmäuligen Ansage seitens eines Conferenciers auch einstieg. Wohl auch, um gegen diese "Vorgruppe" zu bestehen, waren dabei allerdings sämtliche Regler auf die 12 gerutscht - Lauteres war in der Harmonie selten zu hören, deren Mitbesitzer Kollie auch sogleich wie die Hexe aus dem Häuschen zum Mixertisch raste und für einen (nicht unwillkommenen) Dezibel-Cut sorgte. Auch "Start The Fire" folgte noch der Dramaturgie des 2005er Albums, während das ruhigere "Who Do We Think We Are" auf das Debüt "God Has Failed" zurückgriff. Und Anlass zu der Überlegung gab, warum der neue Bassist nun unbedingt ein Schwiegermutter-freundliches Sakko tragen muss (sein Vorgänger war laut langjährigen Bandkennern schon durch die Barttracht und Stage-Kluft incl. balinesischer Röcke ein Hingucker par excellence gewesen). Bei "The Gentle Art Of Swimming" (von "Stock") steigerte sich Gitarrist Kalle Wallner in ein infernalisches, teils geradezu noisiges Solo, während hinter ihm die anspruchsvollen Bildprojektionen an die Ästhetik der Matrix-Filme zu erinnern begannen.

Alsdann erklomm Ray Wilson (ex-Genesis, ex-Stiltskin) die Bühne, um das bereits auf "World Through My Eyes" von ihm veredelte Popkunstwerk "Roses" zu singen. Eine gemeinsame Probe hatte es nicht mehr gegeben, wie Ray exhibitionistischerweise verriet, dennoch ging die Nummer gut über die Rampe, nicht so gut allerdings wie das folgende Genesis-Stück "Not About Us", das wohl selten so heavy und geradezu umarrangiert klang wie heute Abend. Obwohl mancheiner das schottische Raukehlchen gerne noch weiter am Mikro gesehen und gehört hätte, ließ sich Ray nicht aufhalten, entschwand unter Umarmungen und überließ wieder Yogi Lang den Mikrofonständer, der die Interaktion mit dem Publikum primär mit zum buddhistischen Gruß verschränkten Händen, himmelwärts geschickten Blicken und offensichtlich hypernervösen Ansagen bestritt. Sei's drum, mit dem etwas simpel gestrickten "I Don't Know", "Wasted Land", "Crazy Lane", "Day On My Pillow", dem wunderbaren "Trying To Kiss The Sun" und "Hole In The Sky" vollendete sich ein Auftritt, der nicht schlecht war, aber gegen genau diese Vorband abfiel und abfallen musste.

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Surfempfehlung:
www.rpwl.de
www.washington.no
Text: -Klaus Reckert-
Foto: -Klaus Reckert-


 
 

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