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Konzert-Bericht
 
"Frank Sinatra sein Gitarrist seine Gitarre"

Holly Golightly
The Bongolian

Münster, Gleis 22
14.05.2005

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Holly Golightly
Nachts, zurück im Zug in die Großstadt, waren sich die Dutzende von Mitgliedern der Turbojugend - die die Waggons im Handumdrehen in ein Schlachtfeld verwandelten - einig: Was Turbonegro an diesem Abend im Münsteraner Jovel veranstaltet hatten, war Rock N Roll in Reinkultur! Was sie nicht wussten: Die wahre Rock N Roll-Offenbarung hatte einige Kilometer weiter im Gleis 22 stattgefunden. Mit einigen Dezibel weniger zwar und musikalisch ein bis zwei Jahrzehnte früher inspiriert, aber dafür mit echten Emotionen und Charme tonnenweise. Im Gleis hatte nämlich an diesem Abend Miss Holly Golightly erstmals auf einer Münsteraner Bühne gestanden und mit simpelsten Mitteln ihr Publikum verzaubert.
Zunächst allerdings stand The Bongolian auf der Bühne, auf Platte das Ein-Mann-Projekt des Briten Nasser Bouzida, an diesem Abend bestehend aus vier Herren in schicken schwarzen Rollkragenpullovern, die so gut waren, dass sie ohne Worte auskamen. Als seien sie direkt aus einem Blaxploitation-Streifen der 70er gestiegen, zelebrierten sie 45 Minuten lang den Sound zwischen Soul und Funk, mit funky Stax-Basslines, coolen Wah-Wah-Gitarreneffekten, der obligatorischen Orgel und den namensgebenden Bongos. Jimmy-Smith-Fans wären vermutlich vor Freude die Tränen gekommen, doch als Nasser kurz vor Ende des Sets eine Nummer als Hommage an eben jenen legendären Mr. Smith ankündigte, stellte sich heraus, dass niemand im Gleis auch nur wusste, wer Jimmy Smith ist!
Dafür wussten alle, wer Holly Golightly ist, in deren Band mit Bruce Brand an Bass und Schlagzeug und Nasser Bouzida an Schlagzeug und Orgel zwei Musiker waren, die schon im Vorprogramm auf der Bühne gestanden hatten, und feierten ihre Heldin vom ersten Song an. Gleich zu Beginn kündigte sie an, dass das Programm größtenteils aus alten Nummern bestehen würde (Holly und ihre Gang mögen das Proben nicht so), aber das tat der Freude keinen Abbruch, zumal sich unter alte "Hits" wie "Sally Go Round The Roses" durchaus auch neue Songs wie das Titelstück des aktuellen Albums "Slowly But Surely" mischten. Selbst einige technische Probleme konnten Holly an diesem Abend nicht aufhalten. Nachdem sie nach eigener Aussage vier Jahre lang die Saiten ihrer Gitarre nicht gewechselt hatte, war sie vor dieser ausgiebigen Deutschland-Tournee, die noch bis Ende Mai läuft, dazu überredet worden, es mit einem neuen Satz Saiten zu versuchen, mit dem Ergebnis, dass ihr in Münster nicht eine, sondern gleich zwei rissen. Sie selbst frustrierte das zwar ziemlich, ihre Fans vor der Bühne kamen während des Saitenwechselns allerdings in den Genuss einer kleinen Ballade, die Holly ohne Instrument am Mikro stehend vortrug - in der linken Hand das Kabel ihrer Gitarre, in der rechten Hand das Glas mit dem Whiskey... Ihre Gitarrenmisere verband sie zudem mit einer im Laufe des Konzerts zu einem netten Running Gag ausgebauten Anekdote: Ihr Ersatzarbeitsgerät war nämlich eine uralte, kürzlich in Los Angeles erworbene Gitarre, die nach Aussage des Verkäufers einst Frank Sinatras Gitarristen gehört hatte ("Ich hab's ihm geglaubt", meinte sie schmunzelnd). Die Frage, die Holly sich und ihrem Publikum deshalb gleich mehrfach stellte, lautete: "Klingen wir jetzt wie Sinatras Band?" Wir sind geneigt zu sagen: Nein - besser!

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Surfempfehlung:
www.hollygolightly.com
www.bongolian.com
Text: -Simon Mahler-
Foto: -Simon Mahler-


 
 

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