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Konzert-Bericht
 
Sind doch nur Lieder

Julian Dawson
Richard Kennedy

Bonn, Harmonie
06.04.2006

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Julian Dawson
Normalerweise, so meinte Gitarrist Richard Kennedy zu Beginn des Konzertes in der Bonner Harmonie, spiele er ja nur für Julian Dawson Gitarre - heute Abend aber dürfe er das Konzert für den Meister anheizen. Und dann spielte der quirlige Virtuose drei Stücke, bei denen er in gewohnter Manier als zwar nervöser, aber komplexer, fingerflinker Vollgasmusiker überzeugte, der selbst die vertracktesten Akkorde noch relativ sicher und sauber hinbekommt. Eines dieser Stücke hieß bezeichnenderweise "Just A Song" - und das erwies sich dann im Folgenden als Thema des Abends.
Ganz ohne Firlefanz und in bewährter Manier präsentierten Julian und Richard nämlich eine gesunde, aber eben puristische Mischung aus altem und neuem Liedgut - dieses Mal aus gegebenem Anlass mit mehr Cover-Material als sonst üblich. Der gegebene Anlass war natürlich Julians neue Scheibe, "Nothing Like A Dame", auf der er eine Sammlung von Coverversionen zum Thema "Frauensongs" zusammengetragen hatte. "Das war zunächst eine Schnapsidee", meinte Julian eingangs, "aber manchmal muss man eben Schnapsideen durchziehen bis zum bitteren Ende." Was er damit meinte, erklärte er im Folgenden: Nachdem er eher zufällig zwei Cover-Versionen von Doris Day und Aretha Franklin aufgenommen habe, sei er auf den Geschmack gekommen, und habe erstmalig eine Scheibe nur mit Cover-Versionen eingespielt, die als Thema eben Songs für, von oder über Frauen habe. Natürlich legte Julian das auf seine typisch lockere Art sehr weit aus und schob zwischen die Tracks von Nancy Sinatra oder Joni Mitchell dann ein älteres Stück seiner selbst, das er ein Mal für (oder besser gegen) Maggie Thatcher geschrieben hatte. Aber so ist er eben, der Julian: Zwar nimmt er seine Musik durchaus sehr, sehr ernst - sich selber aber weniger. Und so stand er denn da in seinem Schottenrock und erzählte Anekdötchen wie die von seiner "Greatest Hits"-Scheibe, auf der sich nur zwei Hits befunden habe und dass er sich für den Preis der von der Plattenfirma ausgelobten Radiokampagne lieber ein Haus gekauft hätte. Und dabei bot er dann ganz en passant die beste Songauswahl, die er seit Jahren zusammengestellt hatte. So gab es - neben den Frauensongs - seine wirklichen Hits (also die Tracks, die bei seinen Konzerten zum Standard-Repertoire gehören wie z.B. "Luckiest Man In The Western World") ausgegrabene Schätze, die er lange nicht live gespielt hatte, Publikumswünsche - beispielsweise das Plainsong-Stück "Back On The Track" - und immer wieder perfekt passende Cover-Versionen - auch von Männern. So gehörte Jimmy Webbs schon oft gehörter "Wichita Lineman", den Julian und Richard selten souveräner präsentierten und besonders der von Richard gesungene Steely Dan Klassiker "Pearl Of The Quarter", zu dem Julian ein schönes Mundharmonika-Solo spielte, zu den Höhepunkten der Show. Julian sagt ja selber, dass er gerne noch ein besserer Mundharmonika-Spieler werden möchte. Wenn er sich indes zurückhält und das Instrument - wie hier - nur gelegentlich einsetzt, scheint es allerdings so, als habe er den Bogen durchaus bereits jetzt raus.
Wie gesagt gab es ansonsten keine Gimmicks: Gelegentlich griff Julian zwar zu einer E-Gitarre - jedoch nicht um zu rocken, sondern einer anderen Klangfarbe wegen. Und im Solo-Teil verriet er noch, dass er gerade sein Buch über den verstorbenen Kollegen Nicky Hopkins fertig stelle. Man kann und soll von Julian Dawson keine innovativen Impulse mehr erwarten, denn er hat als Sänger und Songwriter seinen Platz in der Musikhistorie zweifelsohne gefunden. Was man aber erwarten darf, und was man auch auf diesem Auftakt der von Gaesteliste.de präsentierten Tour geboten bekam, ist exzellente Unterhaltung, ausgezeichnetes musikalisches Handwerk und einen Musiker, der verstanden hat, dass weniger mehr sein kann, wenn man dieses aufrichtig und von Herzen kommend umsetzt.

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Surfempfehlung:
www.juliandawson.com
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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