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Konzert-Bericht
 
Perfect is not good enough!

Steve Wynn

Köln, Subway/ Frankfurt, Sinkkasten
05.04.2001/ 30.04.2001
Steve Wynn
Endlich spielte Steve Wynn in Köln mal vor ausverkauftem Haus! Das Subway war zum brechen gefüllt - auch deshalb, weil der WDR für die Fernsehaufzeichnung des Crossroads-Festival 2/3 des Platzes für Kameraleute u.ä. benötigte. Der WDR-Hausmeister lief auch zu Höchstform auf: "Hier können Sie nicht stehen bleiben", war einer der meistgehörten Sätze des Abends. Hank Schizzo aus der Schweiz meisterte die Vorrunde souverän mit ausgezeichneter Rhythmusgruppe, perfektem Timing, charmantem Schweizerwitz und gutem, allerdings zunehmen beliebiger werdendem Songmaterial.
Steve Wynn
Damit hatte Steve Wynn keine Probleme. Der Mann, dem das Attribut "underground" verfolgt wie andere Leute das Finanzamt, freute sich sichtlich, endlich mit dem neuen Material unter die Leute zu kommen. Mit einer neuen Band - neben Linda Pitmon an den Drums gab es einen neuen Gitarristen namens Jason und Paco aus Spanien am Baß - griff Steve dann auch gleich in die Vollen. Eines mal vorweg: Live saßen die Songs des neuen Doppel-Albums "Here Come The Miracles" allesamt noch eine Spur besser als auf Konserve. Insbesondere "Wackelkandidaten" wie das anspruchsvollere "Morningside Heights" mit seinen komplexen "Do-Wop"-Vocals (im Duett mit Linda vorgetragen) geriet überraschend heiter und gelassen. Dafür hakte es an anderen Stellen ein bißerl. ABER: Wie sagte Steve so passend in Bezug auf seine Musik: "Perfect is not good enough". Das heißt: Steve's Musik braucht diese kleinen Ecken, Kanten und Unebenheiten, um richtig atmen zu können. Nicht umsonst ist Steve der beste Live-Rock-Act, den wir zur Zeit haben. Und noch ein Umstand mußte in Betracht gezogen werden: Das war das erste Konzert mit der neuen Band. Bassist Paco von der spanischen Band Australian Blonde sprang kurzerhand für Dave De Castro, der diesen kurzfristig angesetzten Termin nicht wahrnehmen konnte. Erst am Abend vorher wurden die Stücke kurz eingeübt - und dafür leistete er Erstaunliches. Jason muß sich sicherlich noch in die Wynn-Welt einfühlen. Stimmen tat das meiste, was er brachte - die Magie, die zuweilen zwischen Steve und Chris Brokaw aufblitzte, kam jedoch nur Ansatzweise zustande. Wohlgemerkt: Das war ein großartiges Konzert und die alten Dream Syndicate Klassiker "Burn" und "That's What You Always Said" rockten wie Scheiße, aber: Das geht alles noch besser. Freuen wir uns darauf, wenn sich die Band in ca. einer Woche 100%ig eingespielt hat. Wir werden die Sache im Auge behalten. Die WDR-Crew leistete übrigens soundtechnisch Großartiges, sodaß man überall im für diese Zwecke eigentlich total ungeeigneten Subway einen glasklaren Sound präsentiert bekam. Die Show wird am 07.06.2001 im WDR ausgestrahlt.

...auf nach Frankfurt...

Steve Wynn
In eher relaxter Atmosphäre fand das Konzert im Frankfurter Sinkkasten statt. Da es war, konnte ein Parkplatz für den Bandbus vor der Tür ergattert werden, das Wetter war schön, der Vorverkauf gut gelaufen, ein Fan war extra aus Los Angeles angereist und gleich um die Ecke befindet sich Steve's Lieblings Thai-Restaurant (was aber eher ein Straßenstand ist). Im Gegensatz zum ersten Konzert im Kölner Subway war die Band diesmal bestens eingespielt. Der reguläre Bassist Dave De Castro war mittlerweile dazugestoßen und das in Köln erworbene Keyboard kam auch zum Einsatz - das Haus konnte also gerockt werden. Die scheinbar ansteckende Spiellaune wirkte sich auch auf die Länge der Stücke aus und so geriet dann das eine oder andere Solo zu einer wahren Jam-Session. Steve zeigte wieder einmal, daß er unter anderem ein weithin unterschätzter Gitarrist ist und schüttelte manch beiläufiges und ziemlich geniales Lick aus der Gitarre. Er griff auch mal zur Mundharmonika - was noch ausbaufähig wäre, da ein bißchen Variation im Gitarreneinerlei immer ganz gut kommt. Dafür, daß die Sache nicht eintönig wurde, sorgte wieder einmal der Welt beste Rockdrummerin Linda Pitmon, die Rhythmen für wenigstens 10 aus dem Ärmel schüttelte. Manche Band könnte mit Linda an den Drums ihren Marktwert schlagartig verdoppeln. Dabei kam auch ein selbstenwickeltes Instrument zum Einsatz - eine Art Rassel mit Drumstick - was sie später auch mal zu vermarkten gedenkt. Im Unterschied zu der für's Fernsehen gedachten Show in Köln war dieser Abend weniger Oldie-lastig - d.h. es gab weniger offensichtliche Dream Syndicate Stücke und mehr Material von der neuen CD "Here Come The Miracles". Dazu suchte Steve sich aus seinem reichhaltigen Repertoire Tracks aus, die nicht so oft live zu hören sind. So geriet z.B. "I Love The Way You Punish Me" zu einem der Höhepunkte der Show. Den krönenden Abschluß bildete schließlich "Boston", welches Steve zunächst drei Strophen lang Solo vortrug und quasi zu einem Gospel-Song umbaute. Schließlich kam dann noch mal die Band dazu um den Abend mit einem furiosen Crescendo ausklingen zu lassen - wenn so was überhaupt technisch möglich ist.
Text: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-


 
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