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Das Zusammensein zählt

The Decemberists
Land Of Talk

Köln, Live Music Hall
23.09.2007

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The Decemberists
Erst Anfang des Jahres waren die Decemberists mit ihrer aktuellen CD "The Crane Wife" in unseren Landen unterwegs gewesen. Damals gabs im wesentlich kleineren Prime Club eine Art gutgelaunte Party mit Sause und Crowdsurfing. Da weiland der besagte Prime Club aus allen Nähten platzte, hatte man dieses Mal das Konzert in die weitaus größere Live Music Hall verlegt. Das führte dann allerdings dazu, dass die Halle nur relativ überschaubar gefüllt war und die Nähe zum Publikum hier nicht so sehr gepflegt werden konnte, wie beim letzten Besuch. Immerhin hatten die Decemberists dafür gesorgt, dass es keinen Sicherheitsgraben gab und sie bemühten sich auch nach Kräften, das Publikum einzubinden - dennoch reichte das aktuelle Konzert der "Bride Of The Crane Wife Tour", was die Intensität betraf, nicht an das letzte in Köln heran. Ganz mal davon abgesehen, dass Crowdsurfing bei einer Bühnenhöhe von 1,50 Metern ja auch so seine versicherungstechnischen Probleme mit sich gebracht hätte.
Mit den Decemberists auf Tour waren dieses Mal Land Of Talk aus Montreal. Das kanadische Trio um die energisch-hyperaktive Frontfrau Lizzie Powell ist noch relativ neu im Geschäft. Ihre Debüt-CD "Applause Cheer Boo Hiss" ist in Nordamerika nur als EP erschienen - die in Europa erhältlichen Zusatztracks sind also für die Band noch relativ neu. Es sind dies auch zugleich auch die besseren Nummern, denn Lizzie ist als Autodidaktin noch auf der Suche nach einem geeigneten Weg, Anspruch und Ergebnis in Einklang zu bringen. Das spielt indes im Live-Kontext keine große Rolle, denn was LOT an songwriterischen Finessen eventuell noch vermissen lassen, machen sie durch Einsatz und Begeisterungsfähigkeit wieder wett. Das Leitmotiv bei LOT ist ein ganz Einfaches: Es gibt keine Botschaft (weder in den Texten, noch den Titeln noch zwischen den Zeilen) - außer der, dass man sich an der Musik von LOT erfreuen möge. Das ist bei einer solch sympathischen Band auch relativ einfach. Denn auch wenn die LOT-Songs noch relativ einfach gestrickt sind: Funktionieren tun sie - als schnörkellose, solide Indie-Rock-Nummern - allemal. Und wenn Lizzie dann mal für sich ergründet hat, warum die Beatles immer so viele Akkorde in ihren Songs hatten (woran sie momentan noch arbeitet), dann gibt es in Zukunft sicherlich auch mehr Stücke vom Kaliber "Young Bridge", das mit seiner poppigen Melodieführung zweifelsohne zu den Höhepunkten des kurzen Sets zählte.
Die Decemberists trugen nun beim zweiten Durchlauf der "Crane-Wife"-Tour das Programm vom letzten Mal im Prinzip erneut vor. Es gab einen Ausblick auf die kommende EP (mit verschiedenen Versionen von "The Perfect Crime No. 2"), einige Umstellungen in der Setlist und einige ausgetauschte Stücke. Der Geist indes, war derselbe wie im Februar. Dennoch geriet z.B. diese Show anders. Das lag zum einen an der größeren Halle mit der merkwürdigen Akustik (so wunderte sich Sänger Colin Meloy darüber, dass er auch ohne Mikro einwandfrei zu hören war), zum anderen daran, dass das Set ungefähr zweigeteilt war - in einen ernsthaften Teil, in dem das Material vergleichsweise geradlinig vorgetragen wurde (sofern dies bei programmatischen Epen wie "The Island" und all ihren Haken, Ösen und Kehrtwendungen überhaupt möglich ist) und einen zweiten, mit kleinen Witzen angereicherten lockeren Teil, in dem sich z.B. Meloy und Keyboarderin Jenny Conlee einige abenteuerliche, aber technisch beeidruckende Gesangsduette lieferte und der mit der Zugabe "The Mariner's Revenge Song" in eine Slapstick-Darbietung allererster Couleur umkippte. Dazu wurde zunächst mit dem Publikum in einer aufwendigen Schulung der Schreckensschrei des Seemanns im Maul des Wales einstudiert. Davon war Meloy so begeistert, dass er mit dem Slogan "Togetherness is all that matters" das Thema des Abends ausrief. Am Ende der torkelnd vorgetragenen Moritat lagen - wie bei einer guten Vaudeville-Show üblich, zu der die Veranstaltung zu jenem Zeitpunkt mutiert war - alle Beteiligten quasi tot auf dem Boden. Vor allen Dingen Drummer John Moen, der zwar prinzipiell besserer Verfassung war, als beim letzten Besuch in Köln, wie er selber versicherte, sorgte mit seinen volltrunkenen Eskapaden für viel Heiterkeit und Konfusion auf der Bühne.

Das war also - alles in allem - wieder in gutes, kurzweiliges Decemberists-Konzert, bei dem besonders die wirklich straighten Nummern, wie "Sons & Daughters", bei denen auch ordentlich mitgefeiert werden konnte, besser funktionierten als die vertrackten Prog-Rock-Folk-Epen. Was auch daran liegen mochte, dass Multiinstrumentalistin Lisa nicht mehr bei der Band ist und durch einen Gitarre-spielenden Roadie beim "Mariner-Song" nicht wirklich ersetzt werden konnte. Spaß machen die Decemberists also auch in diesem Kontext - allerdings ist offensichtlich die Inspiration, die ein intimerer Rahmen ermöglicht, so dann doch nicht zu reproduzieren.

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Surfempfehlung:
www.decemberists.com
www.myspace.com/thedecemberists
www.myspace.com/landoftalkmtl
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Nannette Römer-

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