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Skandinavian Herzschmerz

Ane Brun
Nina Kinert

Köln, Studio 672
04.05.2009

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Ane Brun
"In den USA hat mich ein Kritiker als Vertrerer der skandinavischen Selbstmordszene beschrieben", erklärte Ane Brun - höchst amüsiert - dem Publikum im Kölner Studio 672 ihre Musik, "das hatte ich vorher auch noch nicht gehört. Dabei mache ich doch gar keine Selbstmord-Musik." Stattdessen, so erklärte sie, drehen sich ihre Stücke immer um das Thema "Hertezesmerze". Das stimmt wohl. Und deswegen klingen Anes Songs wohl auch immer so traurig. Und dann auch wieder nicht: Dieses war die Tour zu ihrer gerade erschienenen "Sketches"-CD. Das ist ein Album mit den - subtil überarbeiteten - Demo-Versionen ihres letzten Werkes "Changing Of The Seasons" - und dort bekommt man die Songs in ungefähr den Versionen zu hören, wie jetzt, auf der Tour. Und diese sind dann zum Teil überraschend spinnert und fröhlich.
Als Beispiel könnte zum Beispiel "Petrified Forest" her halten - eines der wenigen Stücke, die Ane am Piano vortrug und das einzige, welches sie zum Thema "Tour-Leben" geschrieben habe (weil das ja nur Leute interessiere, die selbst auf Tour sind, wie sie sagt). Hier jubilierten Nina Kinert und Leona Olsson, die freundlicherweise als Harmonie-Sängerinnen fungierten, als gälte es, einen Kastraten-Wettbewerb zu gewinnen (und immerhin sind es doch Frauen!). Das hatte schon was - und solche Momente gab es so einige im Set.

Nina Kinert selbst eröffnete die Show übrigens mit einigen eigenen Tracks. Und irgendwie konnte man sich des Gedankens auch nicht erwehren, dass sie es gewesen war, die den Beginn des Konzertes mehr als eine halbe Stunde hinausgezögert hatte. Es hatte nämlich gewiss einige Zeit gedauert, diese riesigen "Flugwimpern" anzukleben, die jenen, die Scarlett Johansson in der Comic-Verfilmung "The Spirit" trug, problemlos Paroli geboten hätten. Um es mal so zu formulieren: Hätte die Gute heftig geblinzelt, wäre sie wohl - kraft dieser Wimpern - davon geflogen. Nina spielte - am Piano und zusammen mit der hauptamtlichen Cellistin Leona Olsson - einige ihrer eigenen Nummern und "Magic Man", ein Cover von der kanadischen Band Heart. Nun hat die Schwedin ja spätestens seit ihrem letzten Album "Pets & Friends" eine eigene musikalische Sprache gefunden - und wohl auch ein gewisses Selbstbewusstsein, was sich in theatralischen, überlebensgroßen (und ergo zu den Wimpern passenden) Gesten äußerte, die im Sinne der Kommunikation allerdings ein wenig befremdlich wirkten. So wie auch der Versuch, das Publikum bei ihrem "Hit" "Combat Lover" zum Mitklatschen zu bewegen. Das ist nicht ganz einfach und solche Sachen sollte man auch nicht unbedingt erzwingen wollen, da sie ansonsten eben - nun ja - gezwungen klingen. Rein musikalisch war das alles nett und interessant, bot mit "Get Off" auch einen echten Höhepunkt, wirkte aber eben auch alles ein wenig distanziert.

Wie dem auch sei: Bei Ninas letzter Nummer "Wings" kam Ane Brun auf die Bühne, sang die zweite Stimme und macht dann im Anschluss auch gleich weiter. Zunächst solo, mit "My Lover Will Go", dann aber schnell wieder mit Nina und Leona als Backing-Chor. Nun war die Norwegerin zwar in ein schwarzes Oma-Kostüm (mit dezidierten Oma-Schuhen) gewandet, aber ausgesprochen kommunikativ und kommunikationsfreudig aufgelegt. Das war nicht immer so, zeigt aber deutlich, dass es mit der Selbstmord-Szenen-Theorie tatsächlich nicht so weit her sein kann. Was das musikalische Programm betrifft, so war dieses durch das "Sketches"-Album ja weitestgehend definiert. Auch die Stimm-Arrangements fanden sich annähernd identisch im Set wieder (Nina singt ja auch auf "Sketches" mit) und führten zu teilweise beeindruckenden Harmonien (beispielsweise bei "The Fall"). Auch das - zurückhaltende und einfühlsame - Cello-Spiel Leonas gefiel in diesem Zusammenhang. Und bei "Rubber & Soul" übernahm das Publikum - weitestgehend freiwillig - den Chorgesang. Als besonderes Bonbon gab es einen neuen (gutgelaunten) Song namens "Take It Slow" und "ein deutsches Lied - aber nicht auf deutsch", wie es Ane formulierte. Es war dies eine bereits von diversen Web-Postings bekannte Coverversion der Alphaville-Nummer "Big In Japan". Insgesamt erlebte man eine gut gelaunte, kaum selbstmordgefährdete Ane Brun und eine vielleicht ein wenig zu gut gelaunte und überhaupt nicht selbstmordgefährdete Nina Kinert. Das nächste Mal sollte man diese Veranstaltung aber vielleicht in einen größeren Club verlegen - denn langsam wird es eng.

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Surfempfehlung:
www.myspace.com/anebrun
www.myspace.com/ninakinert
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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