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Von Mund zu Mund

Roepaen Festival

Ottersum, Landgut Roepaen
11.10.2009

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Roepaen Festival
In seine mittlerweile dritte Auflage ging das Roepaen Festival - das Spezial-Event für Freunde gepflegter Americana-Unterhaltung zwischen Singer / Songwriter und Rock in diesem Jahr im Oktober. Es gab gegenüber der letztjährigen Auflage mehrere relevante Änderungen: Die Konzerte fanden nicht mehr gleichzeitig in den drei Locations - Klosterkapelle, Nachtclub und Foyer - statt, sondern zeitversetzt und es gab eine Pause von einer Stunde, in der die Gäste eine "ordentliche" Mahlzeit zu sich nehmen konnten, die vorab bestellt werden konnte. Das führte dann dazu, dass meistens alle Zuschauer auch immer alle Acts sehen wollten. In der bestuhlten Kapelle war das für gewöhnlich auch kein Problem - im Nachtclub, wo die Rockacts auftraten, gab es dann schon ein ganz schönes Gerangel um die besten Plätze - und etliche mussten auch draußen bleiben. Ansonsten war das entzerrte Programm natürlich für die Musikfreunde sicherlich die beste Lösung.
Anders als noch im letzten Jahr konzentrierte sich die Auswahl der Musiker fast ganz auf Nordamerika (hier USA und Kanada). Um 13.30 Uhr eröffnete Jennie Stearns aus Ithaca, New York, das Festival in der Kapelle. Jennie war zusammen mit ihrer Pianistin (und Gitarrenbauerin) Kathy Ziegler angereist und überzeugte mit ruhigen, melancholisch-düsteren Folk-Balladen - wobei der traumhaft schöne Harmoniegesang der beiden Protagonistinnen im Vordergrund stand. Die etwas mürrische Jennie war alleine hingegen sehr und nicht immer erfolgreich darum bemüht, sich nicht selbst aus der Contenance zu singen.

Anschließend gab es die etwas rauere Songwriter-Variante mit Israel Nash Gripka und seiner Band, die im - leider viel zu vollen und extrem schlecht beleuchteten - Nachtclub ihr Glück versuchten. Gripka stammt aus Missouri, hat sich allerdings in New York seine musikalische Ausbildung verpasst. Dennoch gab es hier keine urbane Note zu vernehmen, sondern durchaus folkige Americana-Landei-Klischees, die der Mann kompetent aber wenig inspiriert zusammensetzte. Gripka ist wahrlich keine songwriterische Größe und das überraschungsfreie Aneinanderreihen sattsam bekannter Harmoniefolgen und Akkorde half da auch nicht wirklich. So richtig nervig war dann hingegen der Bassist, der auf einem fünfsaitigen Bass auch als Gitarrist zu reüssieren bemüht war. So etwas unentschlossenes geht schon mal gar nicht!

Songwriterin Ana Egge kommt aus Dakota und ist zur Zeit mit ihrem Kumpel Nels Andrews auf Tour, mit dem sie sich auch die Band teilte. Ana stammt aus Dakota und pflegt demzufolge eine besonders ländliche, geradlinige Variante des Storytelling-Songwritings. Weder inhaltlich noch musikalisch gibt es bei Ana einen doppelten Boden: What you see is what you get. Dazu gehörte - neben einiger Eskapaden des ulkig-energischen Mandolinen, Banjo- und Gitarren-Hektikers Brandon Seabrook - auch noch eine Einlage an der Dobro, auf der Ana eine Blues-Version von "Let My People Go" vortrug. Später (nach der Essenspause) trat dann Nels Andrews ebenfalls mit gleicher Band an gleicher Stelle auf und trug ganz ähnlich geartete, autobiographisch gefärbte Folksongs vor. Hier schaffte es Seabrook dann bei dem Versuch, das Banjo als Geige zu missbrauchen, tatsächlich mit einem arg zerfledderten Geigenbogen eine Saite des Instrumentes zu durchtrennen. Das dürfte ziemlich einzigartig in der Geschichte sein.

Die gutgelaunte Joanna Chapman Smith war im Gefolge ihrer Freundin Tamara Nile angereist, die zunächst gebucht war und kurzerhand auch auf das Programm gehievt wurde. Das war insofern ein Glücksfall, als das die quirlige, gutgelaunte und amüsante Songwriterin durchaus als komödiantisches Naturtalent mit charmanter Tendenz zum Quasseln durchging. Tamara Nile ist als Banjo-Spielerin bekannt geworden - überzeugte in Roepaen aber stattdessen vor allen Dingen als Songwriterin - und (zusammen mit Joanna Chapman Smith) als Performerin. Man merkte recht deutlich, dass die beiden Kanadierinnen auf der gleichen Wellenlänge schwammen.

In dem Nachtclub gab es dann eine Verzögerung, da Cracker zu spät und Chuck Prophet zu früh eingetroffen war. Nachdem man sich auseinanderdividiert hatte und ein Inpromptu-Soundcheck bei wartendem Publikum keine nennenswerten Erkenntnisse brachte, erlebten die Zuschauer ein vergleichsweise sprödes Cracker-Set. Lediglich Gitarrist Johnny Hickman zeigte sich in üblich gutgelaunter Manier. Frontman David Lowery würdigte ihn und des Publikums keines Blickes und bellte die rockigeren Cracker-Hits (es hab keinen Keyboarder und keine Akustik-Gitarren) relativ uninspiriert und grummelig raus. Das war schade, da Cracker mit "Milk & Honey" gerade wieder ein klassisches Cracker-Album vorgelegt hatten, das sich geradezu zur inspirierten Live-Umsetzung andient.

Robert Fisher, der vom Conferencier in der Kapelle dann als "Willard Grant" angesagt wurde (die Shows wurden von verschiedenen Radio-Stationen aufgezeichnet), war eigens aus Italien eingeflogen - und nasenkrank. Trotzdem lieferte er ein recht engagiertes Solo-Set ab - unterstützt nur von Eric Van Loo - dem "47. Mitglied der Willard Grant Conspiracy", wie Robert noch ein Mal feststellte. Erics Klasse als Basser setzte dem Konzert übrigens genau jene inspirierten Sahnehäubchen auf, die Roberts letzter Scheibe "Paper Covers Stone", auf der er ältere WGC-Nummern akustisch neu einspielte, fehlten. Momente wie das Bass-Solo bei "Girl In The Well" etwa oder solche, bei der er ihm unbekannte Nummern nach einer halben Strophe beseelt mitspielte, fehlen diesem Werk nämlich. Dass es während der Show begann zu stürmen und zu hageln, interpretierte Robert dann kurzerhand als göttliche Fügung.

Beschlossen wurde das Festival relativ spät mit dem Konzert von Chuck Prophet (wie seine Frau Stephanie Finch heuer mit braunem Haupthaar) im Nightclub und Leeroy Stagger im Foyer. Der Conferencier in der Kapelle brachte es auf den Punkt, als er sagte, dass dieses Festival eines für die Fans sei - denn schließlich beruht der Erfolg desselben nicht auf Marketingkampagnen, sondern einzig auf der Mund zu Mund-Propaganda untereinander.

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Surfempfehlung:
www.cultureelpodium.nl
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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