Dass The Thermals keine gewöhnliche Band sind, zeigte sich dann schon beim Umbau. Dass das Bandpersonal einen Ziegelstein vor die Bassdrum legt, um das Instrument vor dem Wegrutschen zu sichern, ist ja durchaus üblich, aber gleich fünf? Obwohl die Umbaupause vom Gefühl her etwas zu lange dauerte, hatten Hutch Harris, Kathy Foster und Westin Glass überhaupt keine Probleme, das Publikum binnen weniger Sekunden für sich einzunehmen - und das, obwohl mit "I Let It Go" ein Stück aus dem aktuellen Album "Now We Can See" am Anfang stand, das sich eher durch seinen unwiderstehlichen Groove denn die altbekannte Dampfwalzen-Power auszeichnet. Vor der Bühne herrschte jedenfalls von Beginn an eine tolle Stimmung: Alle tanzten und hüpften mit einem breiten Grinsen im Gesicht, es ging wirklich gut ab, ohne dabei unangenehm wild zu werden - von vereinzelten, im weiteren Verlauf des Konzert vom Roadie der Band mit stoischer Ruhe aus dem Verkehr gezogenen Crowdsurfern einmal abgesehen...
Auf der Bühne spielten The Thermals praktisch nur Hits. Wer vielleicht im Vorhinein gedacht hatte, dass sich das Fehlen vieler Kracher der ersten beiden Alben - gerade "Fuckin' A" war mit nur einem einzigen Song etwas unterrepräsentiert - unschön bemerkbar machen würde, wurde eines Besseren belehrt. Was den Songs neueren Datums bisweilen an Geschwindigkeit fehlt, wird mit (noch) mehr Eingängigkeit ausgeglichen. Dass das Konzert folglich mehr Atempausen bot als die Shows früherer Jahre, war ebenfalls prima: Anstatt sich von der Wucht des Sounds erschlagen zu lassen, konnte man sich viel besser auf die Performance konzentrieren.
Ganz abgesehen davon kann man der Band nun wirklich nicht vorwerfen, dass sie inzwischen weniger Energie in ihre Auftritte investiert. Bestes Beispiel: Bei "I Might Need You To Kill" kam plötzlich die Bassdrum samt der eingangs erwähnten Ziegelsteinmauer quer über die Bühne geschossen! Das dürfte selbst Keith Moon nicht allzu oft passiert sein! Netter Nebeneffekt des Zwischenfalls: Während Westin sein Instrument neu aufbaute, überbrückten Hutch und Kathy die Pause mit einer kleinen Jamsession.
Nach 50 mitreißenden, aber viel zur kurzen Minuten stand dann schon das letzte Lied "Now We Can See" auf dem Programm, und das Publikum ließ es sich natürlich nicht nehmen, das unwiderstehliche "Oh-ey-oh-oh-oh-oh" lauthals mitzusingen. Selbst als die Band von der Bühne verschwunden war, wollte der Chor nicht verstummen. Für manchen mag das etwas zu nah am Stadionrock sein, aber einer so grundsympathischen Band wie den Thermals verzeihen wir das gerne. Bei der kurzen Zugabe kamen dann auch noch einmal die Fans des Frühwerks des Trios aus Portland auf ihre Kosten, denn nach "Our Trip" gab es noch "Everything Thermals" und "It's Trivia" zu hören. Kurz, knackig, ein letzter Adrenalinrausch, und das war's!
Ein weiterer fantastischer Abend mit den Thermals also, aber das hatten wir ja auch nicht anders erwartet!