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Konzert-Bericht
 
Haare auf den Zähnen

Dawn Landes
Menagerie

Köln, Studio 672
05.06.2010

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Dawn Landes
Es gibt ja manchmal diese Konzerte, auf die man eher gewohnheitsgemäß und ohne größere Erwartungen geht. Okay: Da legte Dawn Landes zuletzt diese sympathische kleine Indie-Folk-Pop-Scheibe "Sweet Heart Rodeo" vor - also hätte man ja bestenfalls ein nettes, kleines Indie-Folk-Pop-Konzert erwarten dürfen. Das, was Dawn dann allerdings zusammen mit ihrer Backing-Band The Hounds bot, war dann doch ganz großes Rock N Roll-Kino. Dabei stand die Sache zunächst unter keinem guten Stern: Der bislang sommerlichste Tag des Jahres bescherte dem Kölner Stadtgarten einen prall gefüllten Biergarten - was übersetzt bedeutet: Niemand geht zum Konzert im stickigen Studio 672. Deswegen war es auch keine Überraschung, dass nur wenige Fans den Weg ins Dunkel fanden.
Davon offensichtlich nicht wenige, die wegen der Kölner Support-Gruppe Menagerie gekommen waren - auch wenn das Frontmann Nils Bardo zunächst bezweifelte. "Doch, doch", kam es da besänftigend aus dem Publikum, "wir sind für alle gekommen." Menagerie machen so etwas wie Prog-Rock-Pop - der anteilig von Nils' Gitarre und dem Keyboardspiel seiner Schwester Eva gesteuert wird. Das passt so recht in keine Schublade und schon gar nicht zu einem angesagten Trend, ist daher ziemlich eigenständig und pfiffig und insofern dann auch wieder kompatibel zu allem möglichen anderen Kram, weswegen sich Menagerie mittlerweile zu einer festen Konstante als unermüdlich ackernde Support-Truppe im Kölner Raum erspielt haben. Dabei werden sie auch immer besser: Das aktuelle Set kam knackig und tight daher - auch wenn Nils meinte, er könne seine traurigen Liebeslieder momentan nicht so richtig aufrichtig singen, weil er nicht unglücklich genug dafür sei. Da das meiste Menagerie-Material indes sowieso aus eher hektisch stolpernden Up-Tempo-Nummern besteht, wäre das gewiss niemandem aufgefallen, wenn er nicht selbst darauf aufmerksam gemacht hätte.
Nachdem Hounds-Bassist / Gitarrist Josh Kaufman alle Instrumente geprüft hatte und eine Reihe von Glasglöckchen am Rande der Bühne aufgebaut hatte, ging es auch gleich in die Vollen. Mit geradezu ansteckend guter Laune und auf sympathische Weise unorganisiert zogen Dawn und ihre beiden Herren - zunächst akustisch - vom Leder. Gleich bei der zweiten Nummer, dem niedlich-philosophischen "Money In The Bank", verhaspelte sich Dawn - und zwar in ihren eigenen Haaren, die ihr in den Mund baumelten und auf den Zähnen hingen, weswegen sie den Song kichernd unterbrach und wieder ansetzte. So ging das im Prinzip dann erst mal weiter und der Eindruck der Spontaneität verstärkte sich dann auch noch von Stück zu Stück. "Ach je, ich halte mich ja gar nicht an die Setlist. Na, egal...", kommentierte Dawn das Hin und Her auf der Bühne. Es war dann nämlich auch so, dass das Trio hier Arbeit für eine ganze Band leistete und durch ständige Instrumentenwechsel eine weit größere Combo vorgaukelte. Daran beteiligte sich auch Drummer Rick Rizzo, der mit einem Synthesizer und Sampler zusätzliche Sound beisteuerte - auch mal eine Basslinie, wenn Kaufman als Gitarrist beschäftigt war. Oder als Percussionist: Immer wieder griff er zu allerlei Rasseln und Tröten, um zusätzliche Akzente zu setzen. Manchmal übertrieb er dabei ein wenig: Als er etwa bei seinem eigenen Song "Dance Area" nach gleich drei Glöckchen auf einmal griff, war Dawn so irritiert, dass sie den Einsatz verpasste.

Die nächste Unterbrechung gab es dann, als sie bat, das Licht auszuschalten, damit sie überprüfen konnte, ob ihre Glow-in-The-Dark-Sticker funktionierten (taten sie nicht). Was bei anderen vielleicht irritierend gewirkt hätte, schien in diesem Fall - nicht zuletzt aufgrund der überbordend von der kleinen Bühne strömenden positiven Vibes - zur Show zu gehören. Oder doch zumindest zu passen - jedenfalls beklagte sich niemand. Als Dawn selbst dann zur elektrischen Gitarre griff, gab es kein Halten mehr: Da wurde dann das Haus gerockt, was das Zeug hielt. Songs wie den Titeltrack oder "Romeo" hätten - in diesen Versionen - auch die Pixies nicht besser hinbekommen (auch nicht zu ihrer Hoch-Zeit). Das machte einfach Spaß und war in seiner kindlichen Unbedarftheit auch irgendwo obercool, denn zumindest Rizzo und Kaufmann sehen auf ihre schratige Art eigentlich gar nicht wie Garde-Rocker aus. Das Publikum jedenfalls pfiff begeistert Beifall. Was Dawn zum Anlass nahm, zu demonstrieren, dass sie selbst nicht pfeifen könne. Natürlich gabs auch etwas fürs Gemüt - mal straight und mal mit einem zwinkernden Auge ("Wandering Eye" etwa).

Als sich dann zum Schluss sowieso alle Pläne und Strukturen zerschlagen hatten, bat Dawn ihren Gatten Josh Ritter auf die Bühne und stimmte mit ihm zusammen eine ziemlich chaotische aber unterhaltsame Version des Traditionals "Fox On The Run" an. Und als Zugabe gab es dann noch eine gut gelaunte Akustik-Einlage, bei der sich Dawn und ihre Musiker ohne Mikro am Bühnenrand zu schaffen machten. Fazit: Da kann man doch mal sehen, was man mit relativ überschaubaren Mitteln hinbekommen kann, wenn man sich nur mit Herzblut und Begeisterung ins Zeug legt. Nur eines war ein wenig irritierend: Sowohl Dawn wie auch ihr Hubby singen konsequent mit geschlossenen bzw. dem Publikum abgewandten Augen. Das passte dann nicht so ganz ins Bild. Ansonsten gab es aber zwei aufgerichtete Daumen für dieses wirklich kurzweilige Live-Spektakel.

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Surfempfehlung:
www.dawnlandes.com
www.myspace.com/dawnlandes
www.myspace.com/themenagerieroom
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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