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Konzert-Bericht
 
Knisternde Spannung

The Dead Weather

Berlin, Huxley's
01.07.2010
The Dead Weather
Eigentlich könnte man meinen, The Dead Weather hätten es eilig: Zwischen der Veröffentlichung ihres Debüts "Horehound" und der des Nachfolgers "Sea Of Cowards" liegen gerade einmal zehn Monate, und auch ihre erste Welttournee des amerikanischen Quartetts ging praktisch nahtlos in die zweite über. Bei ihrem sensationellen Konzert in Berlin Anfang Juli ist allerdings von Hast nichts zu spüren: Weit über 90 Minuten stehen Sängerin Alison Mosshart, Gitarrist Dean Fertita, Bassist Jack Lawrence und Drummer Jack White (an dieser Stelle zu erklären, woher man die Herrschaften kennen sollte, sparen wir uns einfach mal) auf der Bühne des Huxley's, spielen 20 Songs und damit unseres Wissens mal locker die längste Show ihrer Karriere.
The Dead Weather
Ein Dead Weather-Auftritt ist kein normales Konzert. Da ist zunächst einmal das Bühnenbild: Hinter der Band prangt als riesiger Backdrop ein magisches Auge, die Lichtshow kommt nicht etwa größtenteils von Strahlern aus dem Gebälk über dem Podest, sondern von auf der Bühne postierten, kaum mehr als mannshohen Lichtsäulen, über denen - der Name Dead Weather verlangt das geradezu - schwarze Regenschirme aufgespannt sind. Die zum Einsatz kommenden Gitarren sind allesamt klassische Modelle von Gretsch mit weiß-goldener Optik, sämtliche Kabel sind ebenfalls weiß und spiralförmig. Das Bühnenpersonal der Band trägt nicht etwa schmutzige Dreiviertelhosen und Led Zeppelin-Shirts, nein, alle Roadies tragen schwarze Anzüge mit blauen Krawatten und dazu schwarze Hüte. Außerdem rennen sie nicht hektisch über die Bühne, sie schreiten. Hier hat sich ohne Frage jemand lange Gedanken über die konzeptionelle Darstellung der Band gemacht. Es gibt allerdings einen Punkt, an dem die Planung ein Ende hat, und das ist die Musik. Zwar liegt am Soundboard eine sorgsam ausgearbeitete, computergetippte Setlist bereit, doch mit dem Programm, das The Dead Weather an diesem Abend in Berlin präsentieren, hat sie nur sehr wenig gemein.

Als das Quartett kurz nach 22.00 Uhr die Bühne betritt, geht es nämlich keinesfalls wie eigentlich geplant mit "60 Feet Tall" los, sondern gleich mit "No Horse". Anstatt sich wie bei den letzten Deutschland-Gastspielen im November mit dem Opener von hinten anzuschleichen, überrollen die vier Amerikaner ihr Publikum also nun von Anfang an! Gleich dieser erste Song macht klar, dass die Spielfreude der Musiker deutlich zugenommen hat. Die Anspannung und Konzentration auf der Bühne, die bei den letztjährigen Konzerten praktisch allgegenwärtig war, ist inzwischen einem offenbar blinden musikalischen Verständnis gewichen, dass dem Quartett - wie auch schon auf dem "Sea Of Cowards"-Album hörbar - merklich mehr Bandcharakter verleiht. Inzwischen sind die vier nicht mehr "Jack plus Alison und diese anderen zwei", sondern wirklich The Dead Weather - zumindest musikalisch.

The Dead Weather
Visuell lebt die Show nämlich auch weiterhin nicht unbedingt von den bisweilen herrlich ausufernden Songs, sondern vor allem von der elektrisierenden Spannung zwischen Frontfrau und Drummer. Wie zwei Raubkatzen beobachten sich die beiden, stets zum Angriff bereit. Da passt es ausgezeichnet, dass Alisons Vocals mehr als einmal eher einem Fauchen denn einem Singen gleichen. Dazu tigert sie unentwegt über die Bühne, balanciert auf den Monitorboxen und präsentiert dem Publikum ihren biegsamen Rücken, stets auf der Suche nach einem Ventil für ihre ungezügelte Energie. Die Songs fließen derweil ineinander, als seien sie keine Drei-Minuten-Einheiten, sondern ein großes, tosendes Meer aus naturgewaltigem Blues-Rock, der über das Publikum schwappt und es mitreißt. Es bleibt Captain Jack vorbehalten, das Schiff bei seinen vereinzelten Ausflügen ans Mikro und an die Gitarre zwischenzeitlich in etwas ruhigere Gewässer zu lenken, mit der ungemein intensiven Coverversion von Van Morrisons "You Just Can't Win" etwa, die an diesem Abend die keinesfalls schlechte Studiofassung locker abhängt, und dem kaum enden wollenden, bestimmt zehnminütigen "Will There Be Enough Water?" am Ende des Mainsets, bei dem Alison und Jack die wilde, ungezähmte Energie der vorangegangenen Songs gegen sexuelles Knistern eintauschen. Wenn sie gemeinsam, die Nasenspitzen nur einen Fingerbreit voneinander entfernt, ins Mikro hauchen: "Just because you caught me, does that make it a sin?", vergisst man für einen kurzen Moment, dass Jack glücklich mit einer anderen verheiratet ist, so perfekt ist die Illusion. Das Ergebnis: Gänsehaut pur!

Nachdem die Band schon im Hauptprogramm mehrfach das Programm über den Haufen geworfen und das Set mit drei oder vier ungeplanten Songs verlängert hat, ruft Jack auch bei der Zugabe kurz Dean zu sich, um danach einen brandneuen Songs anzukündigen, der ebenfalls nicht auf der Setlist gestanden hatte: den Dead Weather-Beitrag zum aktuellen "Eclipse"-Kinospektakel. Die düster-launische Nummer ist nicht nur eine echte Rarität, sondern fasst mit ihrem Titel auch den fabelhaften Abend perfekt zusammen: "Rolling In On A Burning Tire". Mit "Treat Me Like Your Mother" rollen The Dead Weather dann aus der Stadt, um zwei Tage später Montreux in Brand zu stecken. Heiß!

Surfempfehlung:
www.thedeadweather.com
Text: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Carsten Wohlfeld-


 
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