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Lovesongs 'R' Us

The Waterboys

Köln, Gloria
15.03.2012

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The Waterboys
Nun ist das ja so: Trotz eifriger Bemühungen seinerseits ist Mr. Scott immer noch kein Ire - auch wenn er sich diesbezüglich gebärdet wie ein weißer Rapper mit einer schwarzen Seele. Ergo machte er das nächstbeste: Griff sich den bedeutendsten irischen Dichter des letzten Jahrhunderts - William Butler Yeats (der von Oscar Wilde in die Mystik eingeführt wurde) und schrieb zu dessen Gedichten eine recht gelungene Waterboys-Scheibe hinzu, die es auf der nun stattfindenden Tour zu feiern gab. Dass die Waterboys nach einer wechselvollen Geschichte wieder Fuß gefasst haben, zeigte der Umstand, dass die mit einigen Monaten Verzögerung angesetzte Tour ausverkauft war. Nicht schlecht angesichts der Tatsache, dass das Publikum der Waterboys langsam in jenes Alter kommt, in dem man sich standesgemäß nicht mehr für Musik zu interessieren hat - schon gar nicht für eine jenseits des Mainstreams.
Wie dem auch sei: Vor der Verabredung mit Mr. Yeats hatte das Publikum noch eine mit den "Wasserjungs", wie Scott das nannte: Dem respektablen Eintrittspreis des Events setzte er nämlich zumindest einen soliden musikalischen Mehrwert entgegen und spielte gleich zwei Shows: Die erste mit Waterboys-Klassikern und die zweite eben mit den Werken des Mr. Yeats. Rechnete man dann noch den Zugabenblock hinzu (der weitere Waterboys-Klassiker einthielt), dann dürfte sich die Investition für die meisten der (auch aus dem Umland angereisten) Fans also unter dem Strich gelohnt haben. Zusätzlich hatten diese übrigens noch die Möglichkeit, eine limitierte Tour-Only CD zu erwerben, die der Meister gleich im Voraus signiert hatte. Da Scott mit der Yeats-Scheibe auch musikalisch wieder zur alten Form gefunden hatte, überraschte es nicht, dass sich die Waterboys 2012 fast als tighte Rockband präsentierten. Zwar war auch wieder Fiddler Steve Wickham dabei, doch gab es dieses Mal keine beschauliche Folk-Show.

Scott reihte im ersten Teil der Show gnadenlos und sicherlich nicht unerwünscht einen subjektiven Waterboys-Klassiker aus der Frühzeit der Band nach dem anderen aneinander. Interessant hierbei die Auswahl: Während er Nummern wie "Girl Called Johnny", den "Glastonbury Song", "All The Things She Gave Me", oder "Girl On The Swing" hervorkramte, hob er sich offensichtliche Titel wie den "Fisherman's Blues" oder "Whole Of The Moon" erst mal auf. So entstand der Eindruck, dass Scott hier tatsächlich die Stücke, die er selbst als Essentials betrachtet, zusammengesucht hatte. Das Thema dieses Sets fasste Scott als Einleitung zu "How Long Will I Love You" passend zusammen als "Lovesongs 'R' Us". Das heißt jetzt nicht, dass alle Waterboys-Songs Liebeslieder sind (wie auch nicht alle Yeats-Gedichte Liebesgedichte sind), aber Mike Scott präsentierte sie zumindest wie Liebeslieder. Vielleicht auch deshalb, weil er nicht nur in sich selbst, sondern auch seine Songs verliebt ist - was ja aus künstlerischer Sicht nicht schlecht ist. Jedenfalls schien das bei dieser Show so. So durften die Zuschauer denn noch mal einen Teil ihrer Jugend nachempfinden. Musikalisch ging es - wie gesagt - knackig zu, im ersten Teil nur gelegentlich unterbrochen von jenen kontemplativen Van Morrison-Momenten, denen sich Scott - der Dramatik wegen - zuweilen hingibt.

Nach einer Pause von ca. 1/2 Stunde ging es dann zum Treffen mit Mr. Yeats. Die Yeats-Scheibe kam für die Fans des Poesie-Begeisterten Scott keineswegs überraschend - eher fragte sich der geneigte Hörer vielleicht, warum er so etwas nicht schon früher gemacht hatte. Im Grunde genommen ist Scott nämlich Yeats. Wüsste man es nicht, dann fügten sich die wortgewaltigen Gedichte Yeats in der Tat nahtlos in das Oeuvre Scotts ein. Sicher, bei Yeats gibt es vielleicht mehr Drachen, Nymphen und Elfen als bei Scott - aber immerhin wirkte der Mann ja vor hundert Jahren und damals durfte die Sprache noch etwas größer und bildhafter sein als heute - auch weil es ja noch keine multimedialen Alternativen gab. Der Reiz lag für Scott aber im Mix. "Mr. Yeats schrieb über die Liebe, die Politik und die Mystik - so etwas mag ich", erklärte Scott die Sache. Musikalisch war die Sache etwas anders organisiert als das erste Set: Scott wirkte öfter mit Keyboarder James Halliwell zusammen und die anderen Musikanten kamen immer nur sporadisch hinzu. In diesem Teil der Show gab es auch mehr Struktur als im ersten Teil. Hier gab es mehr akustische Passagen - nicht nur bei den "Liebesgedichten" wie "White Birds", sondern auch bei Tracks wie "Mad As The Mist & Snow", die Scott in Form sich hymnisch steigernden Epen konzipierte, die auch seinen Musikanten Raum für ihr Tun bot. Dazu gab es Masken und Scott trug auch ein Gedicht des Meisters selbst vor. Scott erklärte auch die Hintergründe der einzelnen Nummern: "Song Of Wandering Aengus" sei Yeats' hervorragendste Mystik-Nummer, "September 1913" eine politische Nummer, die so zeitlos sei, dass sie auch gestern und nicht vor 100 Jahren geschrieben hätte sein können und dass eines der letzte Gedichte des alternden Yeats, die Nummer "Politics", ein Liebeslied geworden sei, zeuge von der Menschlichkeit und dem Humor des Poeten. "Politics" geriet übrigens - wie auf der Scheibe - zu einem Höhepunkt des Sets.

Zum Zugabenteil gab es dann noch mal ein eigenes, dramatischen Intro, bevor der Best-Of-Reigen dann mit "Don't Bang The Drum" wieder im Rockmodus fortgesetzt wurde. Fazit: Die Waterboys mögen vielleicht niemals jene Grandezza erreicht haben, die sich Scott vielleicht gewünscht hätte (und nach der er sich zuweile Divenhaft benimmt) - haben sich aber dann doch zu einer festen Größe entwickelt, die die Fans nicht missen möchten. Und so lange das musikalisch solch reizvolle Ergebnisse zeitigt, wie die Verabredung mit Mr. Yeats, darf das auch gerne so weiter gehen.

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Surfempfehlung:
www.mikescottwaterboys.com
de.wikipedia.org/wiki/The_Waterboys
www.facebook.com/TheWaterboysOfficial
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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