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Lisa Hannigan
John Smith

Köln, Gebäude 9
11.05.2012

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Lisa Hannigan
Als Lisa Hannigan das letzte Mal in Köln gewesen war, war es auch das letzte Mal, dass die mit Damien Rice auf der Bühne stand. Danach begann ihre Solo-Karriere, die sie nun - als Headlinerin - wieder hierhin zurückführte. Ob sich alleine deswegen schon lange vor Konzertbeginn eine Schlange vor dem Gebäude 9 gebildet hatte, darf allerdings bezweifelt werden, denn Lisas Ruf als ausgezeichneter Live-Act hatte sich mittlerweile wohl herumgesprochen.
Als gegen 21 Uhr dann der Mann mit dem markanten Namen John Shmith (oder Johann Schmidt, wie er es dann für das Publikum übersetzte) als Support-Act die Bühne betrat, traf er auf ein gut gefülltes, aufmerksames Auditorium. Smith, der später auch als Gitarrist in Lisas Band tätig war, ist einer dieser eher ruhigen Vertreter seiner Zunft. Er hat sich auf klassisches Folk-Storytelling spezialisiert, das er mit ruhiger Stimme, einer soliden Portion trockenen Humors und mit gespannter Konzentration vorträgt. Oft singt er dabei mit geschlossenen Augen und vermittelt dabei den Eindruck eines Predigers - jedenfalls was die Intensität seiner Darbietung betrifft. Dabei überzeugte Smith, der sich alleine von dem Drummer der Hannigan-Band begleiten ließ, nicht nur durch die Qualität seines Materials, sondern auch mit ungewöhnlichen Spieltechniken auf Banjo und Gitarre. Letztere legte er sich z.B. am Ende auf den Schoß und entlockte dieser alleine durch Fingertapping erstaunliche Sounds, wobei es ihm sogar noch gelang, eine Melodie einzuflechten. Insgesamt kamen Smiths ruhige Art, sein Wortwitz und die teils unterhaltsamen und teils bewegenden Stories seiner Folktales gut an - denn so weit war das Material des Engländers von dem seiner Chefin ja gar nicht entfernt. Diese präsentierte sich im Live-Ambiente nämlich wieder wesentlich folkiger als auf dem von Joe Henry produzierten Album "Passenger".
Los ging es gleich mit der akustischen Solo-Nummer "Little Bird", die anzeigte, wo es im weiteren hingehen sollte. Was übrigens dennoch nicht heißt, dass es hier eine zurückhaltende Lagerfeuer-Show geben sollte. Zum einen war Lisa mit voller Kapelle und umfangreichem Instrumentarium (inklusive Trompete, Harmonium und Vibraphon) angereist und zum anderen sorgte sie selbst dafür, dass es ganz schön abging. Es ist nur so, dass Lisa Hannigan die Dynamik an anderen Stellen sucht und findet, als die Hörgewohnheiten das vorschreiben. Im Wesentlichen wurden die Arrangements der Stücke komplett auseinandergenommen und im Live-Kontext neu zusammengesetzt. Dabei gab es jede Menge Details und Feinheiten zu bewundern. Überhaupt gehörte dieses Konzert in diesem Sinne sicherlich zu den "Feinsten" des Jahres. Das ganze Programm lebte von Zwischentönen und subtilen Details. Dabei half sicherlich, dass die Band auf typisch irische Art zurückhaltend und leise aber auf den Punkt effektiv agierte. Lisa übte sich dabei sozusagen als musikalische Schatzsucherin und grub dabei das eine oder andere Schätzchen aus - immer an Stellen, an denen niemand danach gesucht hätte. "O Sleep" wurde so etwa als der Jazz-Song präsentiert, der er im Grunde genommen ist, "Ocean And A Rock" geriet zum düster dräuenden Epos, bei "Paper-House" ging plätzlich die Party los, "What I'll Do" wurde mit der unschuldigen Begeisterung eines Kinderliedes präsentiert und "Safe Travels" wurde dank der Mitarbeit des Publikums zu dem zentralen Stück der Veranstaltung.

Ein besonderes Faszinosum stellte bei all dem Lisas Gesangstechnik dar, mittels derer sie die Worte sozusagen gut durchkaute, bevor sie diese ausspuckte. Lisas Stimme hat dabei ein ganz besonderes Timbre - eignet sich aber nicht wirklich zum Shouten. Das erklärte dann aber zumindest das musikalisch eher zurückhaltende Ambiente und die Intensität an Stellen, die eben ungewöhnlich erschienen. Lisa selbst erwies sich dabei nicht als allzugroße Kommunikatorin, sondern beschränkte sich darauf den einen oder anderen Song zu erklären oder anzukündigen und diesen dann lieber besonders intensiv zu performen. Lediglich bei der Zugabe ließ sie sich zu einer Laudatio auf den kürzlich verstorbenen Levon Helm hinreißen, während sie den Musikern ein Glas Sekt für einen Toast auf das musikalische Idol einschenkte. Es folgte eine wunderschöne akustische Version des The Band-Klassikers "The Night They Drove Old Dixie Down", bei der jeder der Musiker eine Strophe beitrug und das Publikum unaufgefordert den Refrain mitsang. Insgesamt überzeugte das Konzert, weil es hier endlich mal wieder Live-Musik zu hören gab, die eben anders war als jene auf der Konserve und durch viele musikalische Ideen begeisterte.

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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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