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Konzert-Bericht
 
Bankenkrise und Wirtschaftsförderung

Ann Vriend

Köln, Kulturcafé Lichtung
17.05.2012
Ann Vriend
Das sei aber schön, meinte die Kanadierin Ann Vriend anlässlich ihres Besuches in der Domstadt, dass sie ausgerechnet an einem Bank-Holiday auftreten dürfe. In Kanada gäbe es so etwas wie einen Bank-Holiday gar nicht, da die Banken dort sowieso nie auf hätten - außer vielleicht, wenn alle Leute bei der Arbeit wären. Dass es bei uns auch keine Bank-Holidays gibt, spielte bei dieser Aussage eigentlich keine Rolle mehr, zeigte sich so doch der quirlige Humor von Ann Vriend, der sich im Folgenden noch mehrfach Bahn schlagen würde. (Es zeigte natürlich auch die typisch kanadische Weltfremdheit in Bezug auf Dinge außerhalb Nordamerikas.) Als echte Self-Made-Indie-Musikantin segelt die Kanadierin hierzulande - trotz beeindruckend souveräner Veröffentlichungen wie der aktuellen CD "Love & Other Messes" - immer noch ein wenig unter dem Radar. Dass das Kulturcafé Lichtung (das ehemalige Access All Areas) in der Kölner Südstadt recht gut gefüllt war, lag zum einen daran, dass es nicht eben groß ist und zum anderen, dass Ann Vriend ihre Fanpflege recht ernst nimmt und die Werbung in eigener Sache per Mailing-List und Facebook selbst organisiert - denn offiziell ist sie hierzulande immer noch ohne Label und Vertrieb unterwegs.
Was natürlich nichts an der Musik ändert: Gerade auf ihrer letzten CD wandelte sich Ann Vriend von der Piano-Pop-Queen ihrer Anfangstage endgültig hin zur "Southern Soul Diva". Nun ist es ja normal, dass Kanadier sich den Americana-Tugenden ihrer südlichen Nachbarn verpflichtet fühlen. Die hier gebotene Mischung findet man aber eher selten - was nicht verwunderlich ist, da Kanada und der amerikanische Süden ja doch eher weit voneinander entfernt sind. Egal: Auf "Love & Other Messes" gibt es Blues, Soul, Swing und Gospel en Masse. Dass Ann dann auch noch ordentliche und geradezu poppige Melodien hinbekommt, stört natürlich auch nicht weiter. Nun ist diese Scheibe aber - wie eigentlich alle Ann Vriend-Werke auch - mit voller Montur studiotechnisch in Szene gesetzt. Da stand natürlich zu befürchten, dass dabei beim reduzierten Setting (in diesem Fall Piano und die von Pat Phillips gespielten Drums) etwas von der Wirkung der Songs verloren gehen könnte. Doch nix da: Ann Vriend folgte einfach der Maxime aller guten Vollblut-Live-Acts und fasst das Live-Spielen folgerichtig als etwas ganz Anderes auf, als die Studio-Produktion. Dabei halfen auch die amüsanten Anekdötchen etwa in Bezug auf das Widerspenstige geliehene Piano, das sich nach eigenem Gutdünken umzuschalten drohte. "Ich habe hier auch Bläsersätze, drauf die später zum Einsatz kommen können", philosophierte Ann, "ich weiß bloß selbst nicht wann." Pat Philipps erklärte das so: "Ihr könnt schon sehen, dass wir Profis sind."
Ann Vriend
Sei es drum: So etwas macht natürlich den Protagonisten auf der Bühne als Person menschlich und sympathisch. Das soll nicht heißen, dass das bei der Performerin Ann Vriend nicht vielleicht auch so wäre - aber hier bekommt man ja quasi einen ganz anderen Charakter präsentiert. Ann singt nämlich mit einer Inbrunst und Intensität, die man angesichts der flachsigen Gags vielleicht gar nicht erwartet hätte. Fast scheint es als habe sich die Stimme - hoch, melodisch und mit alle Facetten von Blues und Soul gesegnet - von der Person Ann Vriend gelöst und führe ein bemerkenswertes Eigenleben. Die reduzierten Arrangements gerieten darob schnell in den Hintergrund. Stattdessen wanderte der Fokus der Zuhörer zu den Songs und den zugrunde liegenden Stories: Die Geschichte des Mädchens etwa, das so gerne in der großen Stadt Nashville singen will, die Erinnerung an den Zauberer von Oz in "Tin Man" oder die quasi Hommage an Jeff Buckley "Wish You Were Here". Zwischendurch gab es dann noch Empfehlungen wie z.B. doch mal mit einem Song Schluss zu machen, anstatt persönlich oder per SMS - weil das ja innovativ und kreativ sei. Nur solle man nicht den Song selbst verschicken, sondern einen Link dazu, denn man wolle ja nicht zugleich mit jemandem Schluss machen und dessen Posteingangs-Box zuklatschen. Im Allgemeinen haben Anns Songs eine melancholische Grundtendenz. Hin und wieder geht es aber auch mal gut gelaunt zu Werke. So etwa bei dem Song "Graffitti On My Heart", dessen Refrain allerdings "You Must Not Love" lautet. Den musste übrigens das Publikum singen - unter anderem, weil Ann hier das Kindertröten-Solo von der CD implementierte. Abschließend gab es noch eine Coverversion ihres Landsmannes Leonard Cohen. Dessen "I'm Your Man" wurde indes als Parodie im Vaudeville-Stil gegeben. Wer CDs kaufe, so Ann zum Schluss, der unterstütze übrigens die deutsche Ökonomie, denn so gäbe es am Ende mehr Geld, um Souvenirs aus Deutschland kaufen zu können.
Surfempfehlung:
www.annvriend.com
www.facebook.com/AnnVriend
Text: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-


 
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