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Konzert-Bericht
 
Pomp & Circumstance

Heather Christian & The Arbonauts

New York, Rockwood Music Hall
21.08.2012

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Heather Christian
Manchmal ist die Story um einen Gig mindestens genauso spannend, wie die Show selbst. Das hier war so einer. Eigentlich war es nur darum gegangen, abzuchecken (weil die Gelegenheit sich bot), was Gabriel Gordon gerade so treibt, der momentan wieder in seiner Heimatstadt New York lebt. Das war aber gar nicht so einfach, denn der Mann ist als Gitarrist für Natalie Merchant gut beschäftigt. Und das war auch das Problem: Gerade spielte Natalie - Upstate und out of Town - ihre neue Scheibe ein, die für Anfang nächsten Jahres geplant ist, und da war natürlich auch Gabriel Gordon dabei und unabkömmlich. Bis dann plötzlich am letztmöglichen Tag ein Telefonanruf einging, dass Gabe an just diesem Abend kurzfristig einen Gig in der Stadt spielen würde. Und zwar als Gitarrist in der Band Heather Christian and The Arbonauts in der Rockwood Music Hall in der Lower East Side.
Die Rockwood Music Hall ist nun eine dieser Locations, wie sie für die Gegend typisch sind: Relativ kleine Etablissements, in denen jeden Abend bis zu vier Shows hintereinander stattfinden. Der Eintritt ist frei, aber am Ende geht ein Hut herum und die Musiker bringen für gewöhnlich ihr eigenes Publikum mit, wodurch für jedes Set der gesamte Club sozusagen rotiert. Die besagte Heather Christian wartete bereits vor dem Club und erklärte auch gleich, was es mit diesem Impromptu-Gig auf sich habe: Sie ist sozusagen Hausgast in der Rockwood Music Hall und hat dort schon zahlreiche Gigs gespielt. An diesem Tag war sie kurzfristig als Ersatz für eine andere Band gebucht worden, die abgesagt hatte und hatte somit den ganzen Tag damit verbracht, ihre Musiker zusammenzutelefonieren. Heather stammt aus Natchez, Mississippi, lebt und arbeitet aber in New York - als Songwriterin und als Tänzerin. Die Arbonauts gibt es seit 2008 und seither spielt sie mit dieser Band, in der eben auch Gabe Gordon beschäftigt ist, Gigs in NYC und beyond.

Zunächst aber ein Mal gab es Wichtigeres zu tun: Heather hatte im anderen RMH ihr Jugend-Idol Cindy Lauper entdeckt, die bei dem gerade stattfindenden Gig als Überraschungsgast aufgetreten war und musste Cindy nach dem Motto "You are my greatest fan" unbedingt eine ihrer eigenen CDs "Cabinet" überreichen. "Cindy war davon nicht so angetan und hat sich verdrückt", verriet sie nachher aufgeregt, "das ist mir aber ganz egal, denn ich habe mein Idol getroffen." Nun ja: Auch Musiker sind schließlich irgendwann auch nur Fans. Zwischenzeitlich war auch Gabe Gordon eingetroffen und schwärmte von den Aufnahmen mit Natalie Merchant, wobei er voll des Lobes für die neuen Songs war, die wieder zu Natalies Wurzeln zurückführten. Derweil wurde der Club umgebaut. Dieser ist zwar sehr klein, was die Grundfläche betrifft, aber mindestens genauso hoch. Eine Galerie mit einer zweiten Ebene ist über eine Leiter zu erreichen und in einer Nische etwa zwei Meter über der Bühne ist ein Konzertflügel untergebracht, der mittels eines Flaschenzuges herunterlaviert wurde. Die Sache ist nämlich die, dass Heather Christian sich als Pianistin dem Piano-Pop verschrieben hat. Und zwar jener Sorte von Piano-Pop, die ein bisschen verrückt und dramatisch ausgefallen ist. Angereichert wird das Ganze mit einer Prise Jazz- und Soul-Timbre und einer Portion Southern Swing. Davon aber abgesehen, tendiert die Mischung eher in Richtung britischer Prog-Pop-Glam-Mucke als in Richtung Americana, wie vielleicht anzunehmen gewesen wäre. Wer sich ansatzweise für solche Art von Musik interessiert, der möge das Web nach Heather Christian durchforsten und ihre CD etwa auf Bandcamp oder ihrer Homepage www.heatherchristian.com ausfindig machen, wo man diese nach dem "pay what you want"-Prinzip erwerben kann.

Freunde dieser Art von Musik dürften jedenfalls ihre Freude an der - zuweilen recht komplexen, aber aufgrund der vielen verrückten Ideen auch immens unterhaltsamen - Musik der quirligen Songwriterin haben. Wes Geistes Kind sie ist, zeigte Heather am Ende etwa dadurch, dass sie erwähnte, dass nicht nur Cindy Lauper und Michael Jackson (dem sie den Song "Chamon" gewidmet hat) zu ihren Jugend-Idolen zählten, sondern auch Peter Gabriel, dessen "In Your Eyes" sie schließlich in einer dramatischen Version gab, die zunächst klang, als wolle sie das Stück demontieren, die sich dann jedoch zu einer regelrechten Pop-Operette aufblähte, die am Ende sogar zum federnden Swing des Originales zurück findet. So oder ähnlich sind auch Heathers eigene Stücke konstruiert - man weiß nie so recht, was als nächstes kommt. Das kann ebenso eine Jazz-Passage wie aus einem klassischen Torchsong, wie ein fröhliches Kinderlied, bei dem die ganze Band pfeift, eine Rock-Dröhnung oder eine Fell-Frontal-Vaudeville Parodie sein. Die interessante Besetzung, bei der neben dem tonangebenden Piano zwei Gitarren und ein Akkordeon den Sound bestimmen, tut ein Weiteres, die Sache unterhaltsam zu gestalten. Und Heathers Blues-Timbre, das irgendwo zwischen Regina Sektor und Billie Holiday angesiedelt ist, passt zu dieser Mixtur wie die Faust auf den Eimer.

En Passant erfuhren die Zuschauer noch, dass Heathers Wohnung soeben nach einem Blitzschlag abgebrannt sei und sie nur ihr Piano habe retten können - weswegen es mit Tonträgern momentan eher mau aussehe. Nichtsdestotrotz ist eine neue CD bereits in Arbeit - und darauf befindet sich auch ein Song, der sich mit dem Thema "House On Fire" beschäftigt - den sie aber rätselhafterweise VOR dem schicksalhaften Blitzeinschlag geschrieben habe. Das tun Künstler eben manchmal. Da es in den USA unüblich ist, dass Vermieter eine Blitzschutzversicherung abschließen, steht Heather Christian momentan ziemlich mittellos da und deswegen wäre es sinnvoll, das "pay what you want"-Prinzip nicht allzu liberal auszulegen. Das aber nur am Rande: Heather Christian & The Arbonauts sind eine echte Entdeckung für alle Freunde des anspruchsvoll inszenierten Piano-Pop mit ein wenig Pomp und auch Circumstance (in dem Fall die Umstände, unter denen diese Veranstaltung zustande kam). Es lohnte sich also schon, diesen Namen zumindest mal im Hinterkopf zu behalten. Und Gabriel Gordon werden wir dann wohl demnächst wieder in der Tour-Band von Natalie Merchant erleben. Gleich nach dem Gig reiste dieser nämlich nach Paris weiter. Es gibt eben viel zu tun.

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Surfempfehlung:
www.heatherchristian.com
www.facebook.com/HeatherChristianMusic
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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