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Steve Wynn / Chris Cacavas

Köln, Blue Shell
28.02.2013

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Steve Wynn / Chris Cacavas
Seit Jahrzehnten verbindet die ehemaligen Westcoast-Musikanten Steve Wynn und Chris Cacavas eine tiefe Freundschaft. Waren sich die beiden Protagonisten mit ihren damaligen Bands Dream Syndicate und Green On Red zunächst im sogenannten Paisley Underground an der West-Coast als Konkurrenten gegenübergestanden, so fand sich schnell ein gemeinsamer musikalischer Nährboden, der im Folgenden dazu führte, dass man immer wieder gemeinsam musizierte und der eine durchaus auch bei des anderen Projekten aushalf. Aber erst jetzt (und nachdem sich sowohl Green On Red wie nun auch Dream Syndicate zumindest für ein paar Live-Auftritte wieder zusammengefunden haben) fand sich Zeit und Muße, einmal gemeinsam als Act auf Tour zu gehen. Da sollte dann auch nichts vom Thema ablenken, und man entschloss sich, das Ganze als Akustik-Event aufzufassen. Jedenfalls nominell - doch dazu später mehr.
Vergleichsweise im Zeitrahmen begann Chris Cacavas das Konzert um kurz nach 21 Uhr mit einem Solo-Set als "Support Act" das Programm. Allerdings vor einem ungewohnten Publikum. Denn praktisch die ganze Wynn-Clique, die ansonsten bei Konzerten des Meisters in Köln aufschlägt, glänzte durch Abwesenheit (vielleicht deswegen, weil sie beide Acts in Solo-Situationen durchaus gewohnt sind?). Dennoch war das Blue Shell ordentlich gefüllt. Chris spielte ein buntes Potpourri aus Songs, die von der Auswahl her vielleicht gar nicht mal so offensichtlich erschienen. So griff er etwa Material seiner neueren Solo-Scheiben auf und streute sogar solches ein, das nicht mal auf diesen zu finden war. "Uncomplicated", der Track, der namensgebend auch für die ganze Veranstaltung stehen konnte (denn hier gab es nichts außer der vorgetragenen Songs zu bewundern), war ein Stück, das er zwar schon 2005 geschrieben hatte, das aber erst jetzt, auf einer Tour-CD, das Licht der Welt erblickte und "Set Em Down" ist ein Song, der es noch gar nicht auf Tonträger geschafft hat. Gerade letzterer war insbesondere für Fans von Interesse, da er für Cacavas ziemlich simpel strukturiert war und nichts von der hektischen Detailverliebtheit der Rocknummern seiner letzten Scheiben hatte. Er erklärte das nach der Show so, dass er erst vor kurzem begonnen habe, neues Material zu schreiben und das dieses tatsächlich simpler angelegt sei, als frühere Arbeiten - was in Songwriter-Kreisen durchaus ein Qualitätsmerkmal darstellt, da es tendenziell schwieriger ist, effektive, simple Songs zu schreiben, als komplexe. Tatsache! Davon mal abgesehen gefiel Chris Cacavas durch einen druckvollen Vortrag - auch am neuen Keyboard, das er weitestgehend im Wurlitzer-Modus betrieb - was der Larmoyanz seiner "üblichen" Klassiker - wie z.B. "California (Into The Ocean)" etwa - etwas von der ansonsten vorherrschenden Aufdringlichkeit nahm.
Leider war das dann auch schon alles, denn nach einer kurzen Pause ordnete sich Chris dem Programm von "Headliner" Steve Wynn unter und trat nur noch einmal - beim gemeinsam verfassten "Bring The Magic" - als Auteur in Erscheinung. Steve Wynn hatte an diesem Tag vielleicht nicht seinen besten und wirkte zunächst ungewohnt mürrisch, als er das Set - durchaus auch treffend - mit "I Ride Alone" begann. Auch Steve Wynn hatte sich Songs aus seinem (übrigens über 350 Songs umfassenden) Repertoire ausgesucht, die er eher selten zu Gehör bringt - geschweige denn solo. So richtig auftauen tat er dann erst, als er Witze über das Blue Shell machte, in dem er zuvor bereits zu Gast gewesen war. Die Farbe Blau sei hier ja heilig, meinte er, weil er beim ersten Besuch gebeten wurde, nichts auf die blau gestrichenen Wände zu kleben. Darauf schaltete der Haustechniker die rote Beleuchtung auf blau, worauf Steve wiederum reagierte, indem er das eigentlich nicht auf der Setlist stehende "Shades Of Blue" anstimmte. Da hätte er thematisch sicherlich noch mehr auf Lager gehabt ("Blue Drifter" zum Beispiel), doch da war das Licht auch schon wieder rot. "Heh - rote Songs habe ich keine", rief er daraufhin aus, "aber Chris Cacavas war ja mal in Green On Red..."

Der kam daraufhin auch wieder zum Einsatz und gemeinsam spielte man dann gleich mal "Resolution" vom letzten Miracle 3-Album. Und damit wären wir dann auch beim Thema. Denn nur weil Steve Wynn mit der akustischen Gitarre hantiert, heißt das noch lange nicht, dass er deswegen aufhört Rockmusik zu spielen - no, Sir. Das hat er schon vor Jahren deutlich gemacht: Blues könne er schließlich nicht und Rockmusik halte ja auch jung. Chris Cacavas sorgte mit seinem Keyboard (dem er etwa zu "Love Me Anyway" auch Orgel-Sounds entlockte), einem kleinen Akkordeon und der Mundharmonika im Folgenden für Farbtupfer im ansonsten straighten Klanggemälde. Gegen Ende ging dann der Rockstar mit Steve durch: Beim Dream Syndicate-Klassiker "That's What You Always Say" (den er bei so gut wie jeder Show spielt) legte er ein astreines, elektrisch verstärktes Santana-Solo hin (und leugnete das später nicht einmal) und dann gab es tatsächlich noch "The Days Of Wine & Roses" als Rausschmeißer - was an sich nicht ungewöhnlich bei Steve Wynn-Shows ist, in diesem Kontext dann aber doch.

Insgesamt war das eine ordentliche Show, die insbesondere aufgrund der ausgezeichneten Materialwahl von Interesse war, von der man sich tendenziell aber vielleicht ein wenig mehr Chris Cacavas gewünscht hätte. Und letztlich sei noch erwähnt, dass Dream Syndicate am 26.05.13 das einzige Deutschland-Konzert des Europa-Ablegers ihrer Re-Union-Tour im Kölner Stadtgarten geben werden. Da geht es dann weiter mit der musikalischen Vergangenheitsbewältigung und Steve verspricht auch, dass es dabei dann keinen Song geben wird, der älter ist als von 1988...

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Surfempfehlung:
www.stevewynn.net
www.chris-cacavas.com
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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