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Aufwachen!

Sarah Blasko
Leddra Chapman

Köln, Stadtgarten
17.04.2013

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Sarah Blasko
Seit Sarah Blasko das letzte Mal in Köln gewesen war, ist es bestens gelaufen für die international umtriebige Songwriterin aus Australien, die ihre Scheiben aber gerne in Stockholm - oder dieses Mal sogar in Bulgarien - einspielt. Das neue Album "I Awake" stellt eine Art musikalischer Kehrtwendung vom netten Piano-Pop hin zum düster dräuenden Monolithen mit runderneuertem Sound-Universum dar. Dieses wurde von der Kritik allgemein positiv aufgenommen und bescherte der Dame eine Aufmerksamkeit, die für Acts, die schon längere Zeit dabei sind, eigentlich ungewöhnlich ist. Langer Rede kurzer Sinn: Die anhaltende Medienpräsenz hat Sarah Blasko - zumindest hierzulande - einen Popularitätsschub verliehen, den sie zwar schon länger verdient gehabt hätte, aber eigentlich nicht mehr wirklich erwarten konnte. Dennoch war der Stadtgarten anlässlich der aktuellen Tour nicht so restlos gefüllt, wie das zuweilen bei angesagten Acts schon mal der Fall ist. Vielleicht ist Sarah Blasko mit ihren Songs über Tod, Trauer, Verlust und menschliches Fehlverhalten sogar etwas über das Ziel hinausgeschossen.
Wie dem auch sei: Das wurde auf dieser Tour durch den Support Act sozusagen wieder relativiert: Leddra Chapman aus London ist eine gutgelaunte Songwriterin mit einem offensichtlich sonnigem Gemüt, sonnigem Teint und Songs über - nun ja - den Sommer, den sie im Dialog mit dem Publikum von der Bühne herunter auch gleich für offiziell eröffnet erklärte. Ihre Debüt-CD "Telling Tales" erschien auf demselben Label wie jene von Sarah Blasko - könnte indes unterschiedlicher nicht sein. Leddra favorisiert detailreich inszenierten, luftig leichten Gitarrenpop. Deswegen war es sicherlich keine schlechte Idee gewesen, mit zwei Musikanten - einem Pianisten und einem Gitarristen - auf Tour zu gehen. Denn zum einen verlegte sich Leddra zuweilen alleine auf das Singen und selbst dann, wenn sie zur Gitarre griff und den einen oder anderen Song solo vortrug, vermisste man das Drumherum der musizierenden Kollegen. Will meinen: So ganz stark tragen Leddras Songs momentan noch nicht von alleine. Was nicht heißen soll, dass sie eine schlechte Songwriterin ist, denn es gelingt ihr offensichtlich spielend, griffige Situationen anschaulich und nachvollziehbar in Szene zu setzen - einfach weil sie auf glaubhafte Settings und Details setzt: So kommen viele ihrer Songs mit Namen der betreffenden Protagonisten daher, die man sich so gleich viel besser vorstellen kann (was übrigens ein cooler Songwriter-Trick ist, den sich eine oder andere mal hinter die Ohren schreiben sollte). Es ist halt nur so, dass die musikalisch halt doch zu häufig genau den Weg einschlägt, den der Zuhörer von vorneherein auch erwartet hätte - was nicht besonders spannend ist. Dennoch: Es gibt Schlechteres und weh tat Leddra schon mal niemandem: Ganz im Gegenteil - mit ihrer redseligen, natürlichen Art nahm sie das Publikum sozusagen im Handstreich ein.
Dahingegend wirkte der Auftritt von Sarah Blasko im Folgenden wie ein Kabinettstückchen aus dem Kleinkunsttheater. Bislang war das ja gemeinhin so, dass die Dame hinter ihrem Piano saß und dort dann ihre Songs - mit kleinen Zwischenansagen und insbesondere bei Support-Slots gerne Solo - vortrug. Damit ist nun Schluss. Sarah hatte sich nicht nur einen eigenen, vollamtlichen Pianisten mitgebracht (und einen Gitarristen, der mehr als einmal ebenfalls hinter einem zweiten Keyboard Platz nahm), sondern offenbar sogar einen Tontechniker, der den hauseigenen Flügel stimmen konnte (denn genau das geschah noch kurz vor der Show). Sarah aber bewegte sich im Zentrum der Bühne, bewaffnet nur mit zwei Mikros (davon ein "Haunted-Opera-Mikro" alleine für hallige Sirenengesänge) und tanzte Ausdruck zu ihren Songs. So sah das jedenfalls aus, denn die Gute hatte sich eine dramatische Choreografie ausgedacht, in der sie als Zeitlupenmarionette offenbar eine Serviererin verkörperte - worauf die ausladenden Gesten hindeuteten bzw. die weißen Handschuhe, die sie sich im letzten Drittel der Show überstreifte.

Was zunächst eigenartig anmutete, machte im Folgenden dann aber doch irgendwo Sinn, denn insbesondere das neue Material von "I Awake" - das auch artig nahezu vollständig gegeben wurde (und zwar zusammenhängend in derselben Reihenfolge wie auf der CD) - verträgt aufgrund der eher schwermütigen Grundtendenz durchaus eine Prise Theatralik und Drama. Natürlich gab es bei diesem Auftritt kein Orchester und keine Chöre wie auf der Scheibe (außer einem Sample bei "Bury This"); dafür machte die Band aber auch nicht den Fehler, dieses etwa durch fimschige Synthie-Sounds kompensieren zu wollen. Die Songs kamen so in etwa grundentkernt zu Gehör, was diesen aber gar nicht so schlecht zu Gesicht stand, da so die rhythmische Komponente stärker betont wurde als auf der Konserve. Lediglich die eigenartigen Saxophon-Samples, die zuweilen auch das neue Werk zieren, wurden für die Bühnen-Version übernommen. Die Songs schließlich wurden dann in etwa derselben Struktur gespielt, die auch auf der Scheibe zu finden sind. Da hätte man vielleicht etwas mehr draus machen können. Alle die, die indes eine möglichst werksgetreue Live-Interpretation dessen, was es auf der Scheibe zu hören gibt erwarteten, kamen so auf ihre Kosten. Immerhin gab es ein geschlossenes Sound-Design, da der Ansatz auf ältere Tracks wie "Lost & Defeated" oder "All I Want" übertragen wurde.

Entertainment jenseits der eigentlichen Produktpräsentation gab es bei Sarah Blasko weniger. Wo Leddra Chapman überbordend daher gequasselt hatte, wirkte Sarah Blasko distanziert und zurückhaltend. Letztlich erschien das Ganze (ungeachtet der eigentlichen, musikalischen Qualität) dann am Ende vielleicht doch eine Spur zu kalkuliert und spröde.

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Surfempfehlung:
www.sarahblasko.com
www.facebook.com/sarahblaskomusic
www.leddrachapman.com
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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