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Konzert-Bericht
 
Into The Black And White

Steve Wynn

Dortmund, Musiktheater Piano
04.03.2015

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Steve Wynn
Erfunden habe er die elektrische Solo-Darbietungsform zwar nicht, räumte Steve Wynn eingangs seines Konzertes im Dortmunder Musiktheater Piano ein, aber letztlich sei die Rockmusik ja das, was er die letzten 30 Jahre vornehmlich betrieben habe. Außerdem habe er ja schon diverse Male die Woody Guthrie-Methode ausprobiert und sei mit einer akustischen Gitarre durch die Lande gezogen. Und obendrein mögen es ja auch die Folkies zuweilen gerne laut. Und so kam das Publikum im Musiktheater Piano - das übrigens seinen Namen nicht zu Unrecht trägt und das Flair eines historischen Ballsaales besitzt, in dem sich Steve fast wie Liza Minelli gefühlt habe - in den Genuss einer Ein-Mann-Rockshow ohne Netz und doppelten Boden.
Denn anders als bei seinen akustischen Solo-Shows begnügte sich Steve nicht damit, einfach die Songs ohne Band zu spielen, sondern hatte sich die Mühe gemacht, die Arrangements der jeweiligen Tracks mehr oder minder stark neu zu formatieren. Teilweise geschah das wohl auch recht spontan und impulsiv, so dass auch mal einiges daneben ging - aber nicht umsonst lautet einer der Wahlsprüche des Mannes aus New York ja schließlich, dass perfekt nicht gut genug sei. Stattdessen gab es eben Rock'n'Roll mit Schmutz unter den Fingernägeln - genauso, wie das auch sein soll. Interessant hierbei auch die Songauswahl, die Steve an diesem Abend traf: Neben diversen Dream Syndicate und Miracle 3-Klassikern waren es die eher selten gespielten Solo-Nummern, mehrere noch seltener gespielte Gutterball-Tracks wie "Top Of The Hill" oder "James River Incident", sowie klug gewählte Coverversionen ("Stage Fright" von The Band, Lou Reeds "Coney Island Baby" und "Jumping Jack Flash"), die den Abend - selbst für eingefleischte Wynn-Fans - zu etwas Besonderem werden ließen. Nur auf die Baseball-Songs seines aktuellen - und in den USA höchst erfolgreichen - "Baseball Project" mussten die Fans verzichten. Die gibt es dann - mit entsprechenden Erklärungen - ein anderes Mal.
Des Weiteren zeigte sich Steve an diesem Abend für seine Verhältnisse geradezu redselig: So ausführlich und humorvoll wie an diesem Abend hatte er selbst bei seiner letzten Solo-Tour das Songmaterial nicht erläutert und kommentiert. Dabei gewährte der Meister auch Einblicke in seinen persönlichen Background. So erklärte er, dass er zwar öfter als Roots-Musiker bezeichnet werde - womit gemeinhin ja Folk und Blues gemeint sind - er aber seine Wurzeln tatsächlich in der Punk-Musik sehe. Aufgewachsen war Steve zunächst mit den klassischen Rock-Acts der 70er. Als er dann aber die Ramones zum ersten Mal gehört habe, sei das für Ihn die Offenbarung gewesen, die ihn letztlich auch zum Musiker gemacht habe. "Aber nicht, wie man das normalerweise kennt - dass ich nämlich in einer Schwarzweiß-Welt gelebt habe, die dadurch plötzlich farbig wurde", führte er aus, "sondern dass sich umgekehrt die ausgewaschenen Farben der 70er in ein cooles, urbanes New York schwarzweiß verwandelt haben." Nun, das erklärt vielleicht auch, warum Steve Wynn "ein sehr düsterer 23-jähriger" gewesen ist, dem wir viele entsprechend desolate Songs verdanken. Auch wenn deren Bedeutung ihm zum Zeitpunkt der Entstehung nicht immer gleich klar gewesen sei. Selbst bei Songs wie "Sweetness & Light", die ja eigentlich Pop-Songs seien, sei die Genese oft im Punk-Umfeld zu suchen. Um solches zu demonstrieren, spielte Steve dann auch gleich den betreffenden Titel als CBGBs-Version. Das überzeugte zwar musikalisch nicht ganz - machte aber eben deutlich, wes Geistes Kind Steve Wynn eigentlich ist.

Bei anderen Tracks wie "Wired", "Then She Remembers" oder sogar "Jumping Jack Flash" funktionierte das besser. Noch interessanter waren dann allerdings Tracks, die im Ursprung eher rockig sind, die Steve aber hier auseinandernahm und wieder neu zusammensetzte: Aus "Sustain" etwa wurde ein flehendes Mantra in Balladenform, während er "That's What You Always Say" eher zerhackte und entschleunigte. Passend zum Thema beendete er die Show mit Robbie Robertsons "Stage Fright" und schob dann im Zugabenteil noch den zum Spiritual umgearbeiteten Publikumswunsch "That'll Be The Day" nach. Im Prinzip war das eine Solo-Darbietung, wie sie Steve eigentlich früher schon ein Mal hätte bieten sollen - denn die One-Man-Show schien ihm in diesem Zusammenhang wie auf den Leib geschneidert. Der einzige Wermutstropfen war dabei eigentlich nur der, dass dieses bereits die dritte Tour von Steve Wynn war, bei der es wiederum kein neues Material zu hören gab.




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Surfempfehlung:
www.stevewynn.net
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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