Doch eröffnet haben im ausverkauften Stollwerck erst einmal Finish Ticket aus San Francisco, Kalifornien. Im Moshpit tummelten sich bereits die altbekannten Smartphone-Kiddies, die Erwachsen(er)en spinksten aus sicherem Abstand von der Empore. Die Tickets stellten sich artig vor, erzählen von der mit Kölsch durchzechten letzten Nacht - man sei schließlich das erste Mal in der schönen Stadt am Rhein - und luden ein, gemeinsam den Kater zu bekämpfen. Netter erster Eindruck, und der trügte nicht. Schon nach ein paar Takten des Openers "Doctor" ließ es sich selig grinsen, die Drums grüßten mit einem Groove und einer Wuchtigkeit, die man von Awolnation kennt, aber nicht unbedingt schon bei der Vor-Vorband erwartet hätte. Danach wurde es noch rockiger, härter, Front-Schönling Brendan Hoye verkehrte meisterhaft und ziemlich lässig zwischen Grunge und höchster Kopfstimme, während Zwilling Michael im Duett mit Drummer Gabe Stein verdammt nette Rhythmen zauberte. "Bring The Rain" bot epischen Stadionrock, "Catch You On My Way Out" zeigte, dass man auch romantisch kann. Alles echt sympathisch, alles echt gut. Leider machte der gute alte "German clap" verlässlich jeden ruhigen Song kaputt.
Es folgten Nothing But Thieves aus London, die im Kontrast ausladender, pompöser und irgendwie anstrengend waren. Muse'eske Vocals, mit denen die übrige Band nicht recht mithalten konnte. Denn Conor Mason hat ein Organ, das göttlich ist und die fiesesten Töne auch mal zehn Sekunden halten kann - bloß was drumherum passierte, schien etwas beliebig und ließ die pathetische Chose zumindest in den Ohren der AN-Fans latent in den Schmalz-Rock abgleiten, die erste Reihe lehnte unbewegt an der Absperrung. Schade, denn vor anderem Publikum hätten die Briten sicher den verdienten Jubel geerntet.
Einen weiteren Umbau - die Lightshow darf nicht fehlen - und eine weitere Prodigy-geprägte Pause später war es endlich soweit: Seiner Tourbegleitung folgend betrat Aaron Bruno gewohnt lax die Bühne, fiel sofort in "Run" vom gleichnamigen neuen Album ein und gab damit einen vergleichsweise ruhigen Auftakt, bevor die Menge schon zum darauffolgenden "Soul Wars" explodierte. Die Teenies steckten die Smartphones ein und machten dem Moshpit Ehre. Bruno weiß eine Performance zu liefern, ohne Frage, man ist in Höchstform. Den Output hätte man sofort auf Platte pressen können, so perfekt, wie selbst die Shoutings abgeliefert wurden. Auf den "Megalithic Symphony"-Klassiker folgten die wieder gemäßigteren "Jump On My Shoulder" und "Not Your Fault", ebenfalls vom Debüt-Album. Die neue Single "Hollow Moon (Bad Wolf)" sorgte wieder dafür, dass den Leuten die Flaschen aus der Hand gepogt wurden, mittlerweile spritzte der Schweiß, so eine Stimmung sieht das Stollwerck sicher nicht alle Tage.
Das ausgewogene Potpourri beider Alben ging weiter, nach "KOOKSEVERYWHERE!!!" musste erst einmal bei "Windows" und "Kill Your Heroes" Luft geholt werden, bevor Band wie Publikum beim starken "Burn It Down" noch einmal alles gaben. "Knights Of Shame" wurde dann schon als letzter Song angekündigt, etwas früh, aber angesichts der Qualität, welche in den knappen Auftritt gesteckt wurde, war die Enttäuschung leicht zu schlucken. Mit einem kurzen Winken trat man ab, insgesamt war Bruno an diesem Abend nicht sonderlich gesprächig. Die Energie wird eben in die Songs gesteckt.