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Konzert-Bericht
 
Traurige Songs, fröhlich getarnt

Laura Stevenson

Wiesbaden, Kreativfabrik
26.05.2016

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Laura Stevenson
In Laura Stevensons amerikanischer Heimat lesen sich Besprechungen ihrer Konzerte für gewöhnlich in etwa so: "In einem brechendvollen Laden begeistern Stevenson und ihre Band ein geradezu fanatisches Publikum, das beinahe jedes Lied aus vollem Halse mitsingt." Eigentlich sollte das auch hierzulande so sein, schließlich hat die 32-Jährige aus Long Island inzwischen vier ungemein abwechslungsreiche Platten veröffentlicht, von denen eine besser ist als die andere. "Cocksure" heißt ihr aktuelles Meisterwerk, mit dem sie ganz nebenbei beweist, dass sie ganz einfach eine brillante Songschreiberin ist, ganz egal, ob die Lieder am Ende in der Tradition von Folk und Country stehen wie auf den vorangegangenen Platten oder ob sie sich an Power-Pop und Pop-Punk anlehnen wie auf dem aktuellen Album. Bis nach Wiesbaden hatte sich das allerdings leider noch nicht herumgesprochen.
"Wir nennen das intime Atmosphäre", scherzt Stevenson nach ihrem mitreißenden Konzert im Keller der Kreativfabrik ob der doch eher traurigen Zuschauerresonanz an diesem sonnigen Fronleichnamstag. Dass sie so locker damit umgeht, überrascht dann doch ein wenig, schließlich hat sie sich in den letzten Jahren vor allem mit brutal ehrlichen Runterbringer-Songs und einer pessimistischen Weltsicht einen Namen gemacht. Auch an diesem Abend fallen gleich mehrfach Sätze wie "Das nächste Lied ist noch trauriger als das letzte" oder "Wir haben viele traurige Songs, aber einige von ihnen sind als fröhlich getarnt", doch inzwischen stellen Stevenson und ihre mit blindem Verständnis agierende dreiköpfige Band mit Mike Campbell am Bass, Peter Naddeo an der Gitarre und Samatha Niss am Schlagzeug den düsteren Texten einen betont selbstbewussten Sound entgegen, der alle Sorgen mit hymnischer Power-Pop-Positivität einfach wegfegt. Eindringlich-direkte Indierock-Songs wie "Torch Song", "Emily In Half" oder "Life Is Long" möchte man mitsingen, bevor man überhaupt die Texte kennt, und anstatt leidvoll auf den Boden zu starren, will man viel lieber strahlend die geballten Fäuste gen Clubdecke recken, zumal die Stücke live hörbar ungestümer als auf dem aktuellen Album klingen.

Die älteren Lieder haben derweil eigentlich nur Nebenrollen, doch auch sie begeistern, vor allem, weil Stevenson immer wieder amüsante Ansagen parat hat, um sie anzukündigen. "Das nächste Lied handelt von der Frau, die mal meine Stiefmutter war. Dann hat mein Dad sich von ihr scheiden lassen und jetzt ist sie nur noch eine Frau. Aber ich mag sie immer noch, und deshalb hab ich ein Lied über sie geschrieben!", sagt sie über "Renee", und das herrlich ruppige Replacements-Cover "Alex Chilton" widmet sie ihrem durch Abwesenheit glänzenden Keyboarder Alex Billig. "Er ist, was sein Name verspricht - ein echter Sparfuchs, immer auf der Suche nach dem besten Deal", verrät sie. "Er braucht ewig bei der Essensbestellung, weil er immer die größte Menge Essen für den kleinsten Preis haben will."

Auch sonst sorgt sie mit ihren gut gelaunten Ansagen immer wieder für feine Kontrapunkte zu ihren oft niederschmetternden Texten. "Das letzte Lied war aus unserer dritten LP, genau wie das nun kommende", sagt sie vor "Triangle", bevor sie grinsend hinzufügt: "Das war doch mal etwas wirklich Wissenswertes!" "Master Of Arts" dagegen bezeichnet sie als "irgendwie ein Liebeslied - oder zumindest so nah, wie wir je einem kommen werden". Keine Frage, für eine Künstlerin, die lange Zeit vom Tod besessen schien, klingt Laura Stevenson an diesem Abend geradezu unerwartet fröhlich und lebendig. Aber wer so viele Hits im Programm hat, die direkt vom Ohr ins Herz treffen, hat natürlich wirklich gut lachen.

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Surfempfehlung:
www.laurastevenson.net
www.facebook.com/LauraStevensonMusic
twitter.com/laurastevenson
en.wikipedia.org/wiki/Laura_Stevenson
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
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