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The Fiddler is back!

The Waterboys

Köln, Bürgerhaus Stollwerck
29.11.2001

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Waterboys
"Spielen wir etwa in einer Schokoladenfabrik?" fragte Mike Scott ganz verwundert, als er sich vom Publikum das Wort "Stollwerck" erklären lassen wollte. Nun, an diesem Abend hätten die Waterboys auch in der Umkleidekabine spielen können, es wäre trotzdem ein gutes Konzert geworden. Das kleinere E-Werk platzte aus allen Nähten. Das hätte man sich denken können, denn als die Waterboys letztes Jahr in der Live Music Hall spielten, war auch diese mehr als gut gefüllt. Indes tat das der Stimmung keinen Abbruch. Die Galerien waren geöffnet, und somit hatten ca. 100 Fans mehr die Möglichkeit, sich das Geschehen von oben zu betrachten. Zwar war dies die Tour zur aktuellen CD "Too Close To Heaven", jedoch ist so was bei den Waterboys immer relativ zu sehen. "Wir haben eine lange Show für euch", meinte Mike denn auch fast drohend. Doch Furcht war nicht angebracht: Am Ende würden es fast drei Stunden gewesen sein und niemand hatte sich auch nur eine Sekunde gelangweilt.
Der Grund war ein ganz einfacher: Noch anläßlich des letzten Konzertes bemängelte Gaesteliste.de zurecht, daß Scott die Show schlicht und ergreifend dominierte (und letztlich auch erdrückte). Dieses Mal hatte er sich darauf besonnen, seinen Kumpel aus früheren Tagen, den Geiger Steve Wickham wieder mit auf Tour zu nehmen. Das machte auch Sinn, denn die Tracks von "Too Close To Heaven" bestehen ja aus Material der legendären "Fisherman's Blues"-Sessions, deren integraler Bestandteil, ja deren Auslöser schließlich Wickham gewesen war. So wurde denn auch nicht (wie sonst) "The Whole Of The Moon" das zentrale Stück des Abends, sondern eben "Fisherman's Blues" - zumindest aus Sicht des Publikums, das sich - mit Scott - schier in Ekstase grölte ("Woo hoo hooo"). Mike's Lieblingsstück ist allerdings "Too Close To Heaven" und so ließ er es sich dann auch nicht nehmen, hiervon eine Viertel-Stunden-Version einfließen zu lassen. Es ist dies zwar ein schöner Track, doch die Magie, die zur ursprünglichen Version auf der CD geführt haben muß, wollte sich live nicht so recht entwickeln. Mike Scott ist ein großartiger Songwriter und ein faszinierender Interpret, der zumindest immer gut ist. Wirklich große Performances liefert er indes immer dann, wenn er jemanden hat, der ihm musikalisch irgendwie Paroli bieten kann. Bei den alten Waterboys waren dies Karl Wallinger und Anthony Thistlethwaite - bei dieser Tour war es Steve Wickham. Es war faszinierend zu beobachten, wie sich Scott und Wickham gegenseitig anfeuerten und beflügelten. Und zwar instrumental, wie auch im Wechsel zwischen Gesang und Geige. Allerdings behielt sich Mike stets das letzte Veto vor und bremste Wickham zuweilen regelrecht aus. Als bekennender Demokrat war Scott ja aber auch noch nie bekannt. Im Großen und Ganzen hatte die Sache Scott/Wickham aber schon etwas von den "Dueling Banjos".
Ein weiterer entscheidender Vorteil gegenüber der letzten Tour war zudem, daß Scott selber gelegentlich zum Piano griff und somit auf einen zweiten Tastenspieler verzichtete. Da sich auch Richard Naiff merklich zurückhielt, und eher auf Piano und Orgel setzte als auf wilde Synthesizer-Orgien, klang die Sache wesentlich organischer und näher an der Basis, als die Glam-Rock-artige Vorstellung zur letzten Tour. Dennoch gab es auch neue Stücke wie "Let It Happen" (mit gnadenlos verzerrten Vocals), die ziemlich gut abgingen und auch nicht etwa müslihaft "vergeigt" wurden. Wickham spielte nämlich neben der Geige noch Banjo und eine elektrische Fuzz-Mandoline, die aussah wie eine Spielzeug-E-Gitarre und auch so klang. Bezeichnenderweise war es jedoch - neben Mike's Gitarre - Jo Wadeson's munteres Baßspiel, das das rockende Element in den Waterboys 2001 ausmachte. Jo hat sich in der Männerwelt der Waterboys jedenfalls mittlerweile durchgesetzt. Heimliche Hits wie der "Glastonbury Song" gerieten so zu richtig schönen "Rausschmeißern", die für ordentlich Stimmung sorgten.

Das, was Mike in dieser Konstellation jedoch deutlich mehr am Herzen lag, war das Ausloten der Möglichkeiten einzelner Stücke. Viele Tracks gerieten zu ausgewalzten Epen, in denen viel Raum für Wickhams oder Mike Scott's Solos blieb. Das von "Crown" z.B. sprengte deutlich das übliche Maß. Langweilig indes war das selten, dafür hatten einfach alle Beteiligten zuviel Spaß. Ein interessanter Punkt bedarf noch der Erwähnung: Dieses Mal waren mehr jüngere Leute im Publikum, als noch beim letzten Mal. Das kann eigentlich nur bedeuten, daß es Mike Scott gelungen ist, mit seiner letzten CD neue Hörerschaften zu rekrutieren. Ein schöner Umstand angesichts der schleichenden Vergreisung des normalen Live-Publikums. Bevor das Konzert mit ein paar schönen Zugaben endete (darunter eine Hillybilly-Version von "On My Way To Heaven", bei der Wickham sich allen Ernstes ein Redneck-Gebiß in den Mund steckte und den debilen Dorftrottel machte) gab es noch die übliche Passage mit akustischen Versionen, bei denen diesmal besonders "Don't Bang The Drum" überraschte und beeindruckte - einfach deshalb, weil dies kein Folk-Stück ist. Fazit: Auf dieser Tour bekam man einen schönen Überblick über die Waterboys-Karriere etwa seit "This Is The Sea" (natürlich auch in einer 15 Minuten-Version) und mit der Beschränkung auf eigenes Material. Allerdings wäre für Cover-Versionen dieses Mal auch kaum noch Zeit geblieben...

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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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