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Emergent Sounds - Acoustic Festival

Köln, St. Michaels Kirche / Zimmermanns
24.09.2016/ 25.09.2016

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Emergent Sounds Acoustic Festival
Die Idee war ebenso bestechend wie sympathisch: Da überlegten sich also die Macher des Emergent Sounds Videokanals, all ihre Lieblings-Musiker (mit denen in den meisten Fällen im Vorfeld bereits eifrig Video-Sessions gedreht worden waren) zu einem gemeinsamen, zweitägigen Akustik-Festival für Singer-Songwriter nach Köln einzuladen. So stellt man sich aktive Fanarbeit ja im Idealfall tatsächlich vor. Da es sich hierbei aber eben um Fanarbeit handelt, lief die Veranstaltung dann zwar einerseits betont informell ab und bot den Besuchern zum Beispiel die Gelegenheit, sich auf Augenhöhe mit den auftretenden Künstlern zu beschäftigen - andererseits fehlte der Sache dann aber jener professionelle Durchblick, der am Ende auch zu einem rundum gelungenen Konzertgenuss gereicht hätte. Denn die Veranstaltungsorte - die St. Michaels Kirche am Brüsseler Platz und das Kellerlokal Zimmermanns in der Nähe des Stadtgartens - hätten unterschiedlicher kaum ausfallen können.
Die Kirche etwa, mit ihrem gewaltigen Gewölbe und ihrem im Kreuzschiff platzierten Altarbereich erwies sich dann als akustische Herausforderung für fast alle auftretenden Acts, denn jeder Ton wurde durch den immensen Hall auf zwar abenteuerliche und zum Teil auch faszinierende, nicht aber immer auf passende Weise in die Unendlichkeit gedehnt, was insbesondere bei rhythmisch orientierten Songs (von denen es aber zugegebenermaßen gar nicht so viele gab) und bei den Ansagen der Künstler zu Irritationen führte. Ein solches Problem bestand im Zimmermanns zwar nicht - hier wurde aber merkwürdigerweise das Publikum und nicht die Musiker beleuchtet, was dann dazu führte, dass man die Protagonisten zwar hören, nicht aber sehen konnte.

Das soll's dann aber auch gewesen sein mit der Meckerei, denn Emergent Sounds war es gelungen, ein wirklich großartiges, international besetztes Line-Up mit 20 Acts auf die Beine zu stellen. Und das waren dann wahrlich keine unbescholtenen Liedermacher, sondern durchaus respektable Namen: Jamie Lawson hatte zum Beispiel einen Tag vor seinem Auftritt in Köln auf dem Reeperbahn Festival in einem vielbejubelten Auftritt das Docks gerockt. Ähnlich war das auch bei der Südafrikanerin Alice Phoebe Lou, die mit großer Band auf dem RF gespielt hatte, in der Kirche allerdings ganz alleine auftrat - wie sie das in ihrem richtigen Leben als dezidierte Straßenmusikerin auch tut. Alice - die mit ihrem eh schon atmosphärischen Ansatz als Einzige auf die Idee kam, das Klangdesign der Kirchenakustik für ihre Zwecke zu nutzen, präsentierte im Folgenden unerschrocken ihre oft politisch motivierten Protestsongs, die gerne auch im Gewande feinsinniger Jazzballaden daherkommen.

Gabrielle Aplin kam extra für einen ihrer eher seltenen Gigs in der Domstadt angereist, überzeugte mit einer beachtlichen Weiterentwicklung ihrer Songwriter-Kunst und präsentierte sich tatsächlich als eine Art Alternative zu - ähem - Van Morrison (ohne Quatsch jetzt!). Sie war dann auch die Einzige, die auf die Idee kam, das Hall-Problem durch eine Unplugged-Einlage zu entschärfen - auch wenn sie eher erschrocken feststellte, dass ihr Kleidchen wohl in der Wäsche geschrumpft war. Lucy Rose löste sich eigens für diese Show von ihrem zur letzten CD entwickelten Pop-Ansatz und präsentierte sich mit Cello, Gitarre und Piano eher zurückhaltend (und überzeugte hier mit unaufdringlichen Carol King-Refenzen) - nutzte aber die Gelegenheit, neue Songs auszuprobieren. Der Norweger Moddi präsentierte seine soeben erschienene, beachtliche Sammlung an verfemten, indizierten oder sonstwie verbotenen Songs aus der Musikhistorie - und erklärte auch sein Anliegen. Michael Baker musste sich auch erst in dem halligen Umfeld zurechtfinden und präsentierte Songs seiner kommenden neuen CD in einem für ihn atypischen Pink Floyd-Modus. Und Elif präentierte sich z.B. als deutchssprachige Vertreterin ihrer Zunft. (Die ebenfalls auf Deutsch agierende Fee war auch eingeladen worden, musste aber krankheitsbedingt absagen.) Dafür präsentierte dann Eva Croissant mit ihrer Cellistin im Zimmermanns ebenfalls ihre Sichtweise des deutschsprachigen Liedermachings. Dort traten dann auch die Lokalmatadorinnen Fallin Wolff auf, die aufgrund dessen, dass sie sich als Winterband betrachten, schwer unter ihren Trademark-Fellmützen zu schwitzen hatten.

Neben den bereits etablierten Acts gab es auch jede Menge interessante "neue" Acts zu bestaunen. Dieses waren dann Künstler(innen), die sozusagen von Emergent Sounds mit entdeckt worden sind. So zum Beispiel das Londoner Duo Hanging Valleys, das bei seinem Deutschland-Debüt mit dem fast klangmalerisch anmutenden Material auch sehr gut in das raumfüllende Klangerlebnis des Kirchenspielortes passte. Ebenfalls aus London stammen Jim Highson und Daniel McCarthy, die unter dem Namen Kawala im Prinzip eine Art von Akustik-Pop zelebrieren, der in der Kirche etwas befremdlich wirkte. Allerdings fanden die Jungs das ganze so "insane", dass sie durchaus ihren Spaß daran zu haben schienen. Jerry Williams ist eine junge Dame aus Portsmouth, von der man in Zukunft sicherlich noch so einiges zu hören bekommen wird - denn Jerry ist so eine Art singender Sonnenschein und präsentiert jeden ihrer sympathisch klassischen Popsongs mit einem Strahlen, das in dieser Branche zweifelsohne seines Gleichen sucht. Sagen wir mal so: Belle & Sebastian hätten solche Songs kaum besser hinbekommen (auch wenn Jerry diese gar nicht kennt...) Unter dem Strich war diese Veranstaltung dann bestimmt genauso besonders und einzigartig, wie der Gedanke, der dahinter stand: Musik von Fans für die Fans zu organisieren und in einem hautnahen Rahmen zu präsentieren nämlich.

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Surfempfehlung:
emergent-sounds.com/Festival
www.facebook.com/emergentsounds
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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