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Alte Werte, neuer Elan

No Sinner
Vodun

Köln, MTC
17.10.2016

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No Sinner
"Es gibt Songs, die am Tag, an dem sie geschrieben wurden, genauso gut waren wie 100 Jahre später. Das ist die Art von Musik, die wir mögen und die wir machen wollen", erzählte uns Colleen Rennison vor knapp drei Jahren. Deshalb lässt sich ihre explosive Bluesrock-Band No Sinner auch auf dem jüngst erschienenen zweiten Album ("Old Habits Die Hard") hörbar von den Größen des Genres aus den 60ern und 70ern inspirieren, denn auch wenn's bisweilen altvertraut oder sogar ein bisschen altmodisch klingt: Von wem könnte man besser lernen als von den Besten? Der dezente Retro Vibe des bis auf Colleen personell neu zusammengesetzten und um einen Keyboarder ergänzten Quintetts passt zudem richtig gut zu ihrem Auftrittsort an diesem Abend, denn im kleinen Kölner Kellerclub MTC scheint schließlich auch die Zeit ein wenig stehen geblieben zu sein. Sobald man die schmale Treppe hinuntergeht und der Handyempfang schwindet, mag draußen das neue Jahrtausend toben, hier unten aber ist man irgendwie zurück in den späten 60ern. Doch nicht nur deshalb wird es ein richtig guter Konzertabend an diesem kalten Montag.
Schon die Vorgruppe sorgt für Kurzweil. Vodun sind genau das, was man unter der etwas altmodischen Bezeichnung "Anheizer" versteht. Dynamisch und energiegeladen entfesseln die Londoner Afro-Metal-Psych-Rocker auf der kleinen MTC-Bühne einen wütenden Sound, der bei aller Liebe zu ungefilterter raw power auch oft ziemlich ambitioniert ist, wenn sich Sängerin Oya mit ihrer gewaltigen Stimme zwischen Soul und Blues mit dem Höllenlärm von Gitarrist The Marassa und seiner Legion von Effektgeräten und den vertrackten, von Schlagzeugerin Ogoun herausgeprügelten Rhythmen duelliert. Allerdings zwingt nicht nur die aufs Nötigste (Schlagzeug, Gitarre, Gesang und vereinzelt ein paar zusätzliche Voodoo-Drums) reduzierte Musik zur Aufmerksamkeit, das Trio ist auch ein echter Hingucker. Eine betont extrovertiertes Bühnengebaren, knallbunte Gewänder, die viel Platz für nackte Haut lassen, und herrlich wilde Kriegsbemalungen lassen vermuten, dass es den dreien um mehr als nur die Musik geht. "Possession" heißt ihr Debütalbum, und von den guten Geistern des Rock'n'Roll besessen schienen Vodun auch wirklich zu sein. So bringt man als Support das Publikum ordentlich auf Betriebstemperatur!
Im Vergleich zu Vodun setzten No Sinner viel stärker auf traditionelle Werte, aber in puncto Dynamik und Energie stehen die fünf Kanadier ihrem englischen Vorprogramm in nichts nach. Schließlich haben sie mit Colleen eine an diesem Abend bestens gelaunte Frontfrau, die einst ihre Schauspielkarriere in Hollywood für die Musik drangab und nun auf der Bühne genau das richtige Maß an Theatralik, Sex-Appeal mit ihrer Wahnsinnsstimme vereint. Mühelos meistert sie das gesamte Spektrum von sengendem (Southern) Rock über emotionsgeladenen Bluesrock bis zu soulgetränkten Ausreißer-Balladen, das ihre Band an diesem Abend abdeckt - wer mag da nicht an Janis Joplin denken? Classic Rock ist das, was uns hier geboten wird, aber so altbacken und klischeebeladen die Schublade bisweilen ist - in den Händen von No Sinner wird daraus ein frischer Soundtrack für das Hier und Jetzt. Denn auch wenn die Kanadier nicht davor zurückschrecken, sich aller klassischen Elemente des Genres zu bedienen - auch visuell: die meisten von Colleens Mitstreiter haben genau die Frisuren und Klamotten, die seit den 70ern die Uniform jedes gestandenen Rockers sind, und sie kennt alle sexy Rock'n'Roll-Posen auswendig - stecken die fünf doch so viel Herzblut in ihre Musik, dass sie am Ende wirklich zeitlos klingt.

Anders als die No-Sinner-Besetzung, die Ende 2013 erstmals durch Europa tourte und sich praktisch sofort nach ihrer Rückkehr nach Kanada in alle Winde verstreute, vermittelt die neue Truppe nun echtes Bandfeeling. Der Spaß, den die Musiker auf der Bühne haben, ist geradezu greifbar, und das färbt auch auf die Performance ab. Auch wenn No Sinner mit der neuen Platte klanglich bisweilen die Tür zum Mainstream aufstoßen: Live klingen sie nun rauer und schmutziger - und das nicht nur bei neuen Highlights wie "Leadfoot" gleich zu Beginn, bei dem die Orgel kräftig anschiebt und angenehm an die Glanzzeit der Black Crowes erinnert, sondern auch bei alten Heulern wie "Work Song", bei denen der sprichwörtliche Dreck unter den Fingernägeln sichtbar wird. Bei keiner Nummer wird das deutlicher als beim Soul-Medley in der Zugabe, wenn Aretha Franklins soulgetränktes "Save Me" zu einer aufrührerischen Version von Van Morrisons "Gloria" mutiert. Nach der Show lobt Colleen am Merchandise-Stand das Kölner Publikum als das beste der bisherigen Europakonzerte. Was sie nicht sagt: Mit ihrem mitreißenden Auftritt hat es ihre Band den Leuten vor der Bühne aber auch wirklich leicht gemacht, begeistert zu sein.

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Surfempfehlung:
nosinner.com
facebook.com/NoSinner
nosinner.bandcamp.com
www.vodunband.com
facebook.com/VODUNBAND
vodun.bandcamp.com
Text: -Simon Mahler-
Foto: -Simon Mahler-


 
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