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Konzert-Bericht
 
Frikadellen und tote Katzen

Christina Martin

Essen, Grend
25.03.2017

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Christina Martin
"Ich habe gestern eine Frikadelle gegessen", erklärte Christina Martin bei ihrem Auftritt im Essener Grend zum Abschluss ihres Tourabschnittes in Deutschland, "die hat lecker ausgeschaut, aber sie fühlt sich jetzt nicht mehr so gut an. Was ist denn eigentlich drin in einer Frikadelle?" Dazu muss man wissen, dass die Dame aus Nova Scotia in Halifax vier Jahre lang Deutsch studiert hat (weil sie als Au Pair-Mädchen in Salzgitter mit der deutschen Kultur konfrontiert worden war) und sich somit ganz gut auch auf Deutsch verständigen kann. Der Gag, dass in Frikadellen ja bekanntlich alles drin ist, außer Fleisch, musste dann allerdings publikumsseitig doch erst mal erläutert werden. Im Wesentlichen ging es dann am Ende ja auch weniger um Frikadellen, als vielmehr um die Songs des aktuellen Albums "It'll Be Alright" und jeder Menge inzwischen entstandenen neuen Materials, das Christina und ihr Ehemann/Produzent Dale Murray im abgespeckten Duo-Format (auf nigelnagelneuen Duesenberg-Design-Gitarren) präsentierten.
Anders als bei vielen vergleichbaren Acts macht sich bei Christina Martin das Fehlen einer konventionellen Band nicht unbedingt als Manko bemerkbar, denn zum einen tragen Christina und Dale das Material auch ohne Rhythnmusgruppe betont druckvoll und erdig vor, und zum anderen ist der Solo- oder Duo-Vortrag eigentlich auch das ursprüngliche Metier von Christina (denn mit Band spielt sie bei uns eher selten) - was sich dadurch bemerkbar macht, dass sich die Performerin Christina Martin in diesem Setting offensichtlich pudelwohl fühlt. Zwischen den Tracks plaudert sie dabei nonchalant mit dem Publikum - mal auf Deutsch, mal auf Kanadisch (= "abeud" statt "about") und verrät dabei zum Beispiel auch, wie Songs zuweilen zustande kommen: "Der Song "Hello Daisy" (von Christinas ersten Album "I Can Too") handelt eigentlich von meiner besten Freundin. Ich wollte ihn aber nicht nach ihr benennen, weil sie nicht weiß, dass er von ihr handelt - und deswegen habe ich ihn nach der toten Katze meines Vaters genannt, weil ich mir dachte, dass die wohl nichts dagegen hat, da sie ja tot ist." Ob der Titel des Songs "I've Got A Gun" wörtlich zu nehmen ist, ist dabei nicht genau herauszuhören (besonders gefährlich erschien die Situation indes nicht) - es gibt aber freilich auch Songs mit ernsthaften Hintergründen. "Burning Lungs", einer der neuen Tracks z.B. handelt von den Folgen der Drogensucht. Christina verlor ihren Bruder durch eine Überdosis und verarbeitet in diesem Song das Thema einer neuen Mode-Droge, die in Kanada offensichtlich zunehmend zu einem Problem wird. Musikalisch bevorzugt Christina Martin ja einen recht griffigen, rockigen Americana-Touch - allerdings nicht in dem Sinne, dass sie hier typische Americana-Klischees aneinanderreiht, sondern in dem Sinne, dass sie ihre Vorliege für US-amerikanische Pop-Kultur mit durchaus typischen kanadischen Themen zu einer recht eigenen, zuweilen in Richtung Power-Pop aufgebohrten Mixtur verquickt. Keinen Hehl macht sie indes darüber, welche Art von Musik sie selbst bevorzugt. Und in der Tat - nachdem sie diese dann auch freimütig aufgelistet hat, kann der geneigte Hörer - bei Bedarf - da durchaus Reminiszenzen von Roy Orbison bis Carole King heraushören (so weit das in einem solchen Setting überhaupt möglich ist). Um die Sache abzurunden coverten Christina und Dale dann auch noch Leonard Cohen und Richard Thompson. Und schließlich gab es noch einen neuen Song namens "Where The Dark Meets The Light", den sie mit ihrem songwritenden Landsmann Matt Epp geschrieben hat, mit dem sie zuletzt in Kanada tourte. Eigentlich, so meinte Christina, sei das Co-Writing nicht so ihr Ding, aber Matt Epp sei jemand, den Männer und Frauen lieben und ein großartiger Kollege, mit dem es sich lohne, zusammenzuarbeiten.
Die Show war in zwei etwa gleich lange Teile aufgeteilt und dauerte - insbesondere unter dem Gesichtspunkt, dass es am nächsten Tag in einem achtstündigen Trip nach Polen gehen sollte - relativ lange. Ach ja: Dale Murray spielte neben zwei mächtigen E-Gitarren auch noch eine interessante 12-saitige Fuzz-Mandoline (natürlich auch von Duesenberg - wenn schon, denn schon). Als die Show dann offiziell mit dem irgendwie passend betitelten Stück "I Don't Want To Say Goodbye To You" zu Ende ging, durfte Christina Martin sich gewiss sein, in Essen (wo sie zum ersten Male aufgespielt hatte) einige neue Fans hinzu gewonnen zu haben.

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Surfempfehlung:
www.christinamartin.net
www.facebook.com/pages/Christina-Martin/8426326493
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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