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Wir sind alle Jade Jackson

Jade Jackson
Ellen Sundberg

Köln, MTC
09.11.2017

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Jade Jackson
Der Grund, warum Jade Jackson und ihre Band erst jetzt - ein paar Monate nach der Veröffentlichung des brillanten Debüt-Albums "Gilded" - auf Tour kamen, ist darin zu sehen, dass das Label es für notwendig hielt, Jade & Co. zunächst mal in den USA als Support für Social Distortion auf die Piste zu schicken. Was ja auch Sinn machte, denn "Gilded" war von niemand geringerem als Mike Ness, dem Frontmann der grauen Panther des Punk, produziert worden. Letztlich - und ohne Unterstützung von Social Distortion - war das Interesse an der ersten Headliner-Tour von Jade Jackson dann hierzulande auch eher überschaubar, so dass das Konzert in Köln eigens vom Luxor in das viel kleinere MTC verlegt worden war. Das war dann freilich für die Fans, die den Weg hierher gefunden hatten, keineswegs von Schaden, denn sehr viel unmittelbarer als ebendort wird man Jade Jackson so schnell nicht mehr erleben können.
Das galt natürlich auch für den Support-Act, Ellen Sundberg aus Schweden, die sogar schon mal in dem Club gespielt hatte. Ellen wird im Dezember ihre dritte LP "Cigarette Secrets" veröffentlichen - die sie (wie auch schon ihre zweite CD) in den USA eingespielt hat. Da Ellen diese aber mit einer vollen Band und den Gaststars Garth Hudson und Richard Lloyd aufgenommen hatte, wodurch die Songs somit einen ordentlichen Punch aufzuweisen haben - und sie auf dieser Tour alleine mit Gitarrist Richard Forged unterwegs war -, hatte sie sich entschlossen, vorwiegend balladeskere Nummern der beiden Album "Black Raven" und "White Smoke And Pines" vorzutragen. Lediglich ein Song - "Blame It On The Dreamer" - wird auf der kommenden LP vertreten sein. Das vermittelte zwar den Anwesenden möglicherweise ein falsches Bild (und nötigte Ellen beim Merch-Verkauf dazu, zu versuchen zu erklären, wie die drei CDs denn tatsächlich klängen) - das machte aber eigentlich nichts, da Ellens Songs auch im halbelektrischen Folksetting funktionieren; obwohl sie eigentlich gar keinen Bezug zur Folkmusik hat. So ist das aber eben manchmal mit Naturtalenten wie Ellen Sundberg: Da gibt es großartig kein Kalkül oder einen Plan, sondern es funktioniert irgendwie alles schlüssig aus dem Bauch heraus. Wie dem auch sei: Ellen hatte das Publikum dafür, dass sie wahrscheinlich kaum jemand auf dem Schirm gehabt hatte, erstaunlich gut im Griff - und Jade Jackson ließ es sich bei ihrem Auftritt dann auch nicht nehmen, Ellen in den höchsten Tönen zu loben und als einen der "besten live Acts ever" anzupreisen.
Mag sein, dass Jade Jackson durch die Kopplung mit Social Distortion in den USA andere Auditorien gewohnt ist: Wenn ihr dieses aber missfallen haben sollte, dann überspielte sie das mit professioneller Nonchalance, lobte das MTC als "coolen Club" und freute sich darüber, wie viele Leute doch erschienen seien (obwohl das ja nun wirklich nicht so viele waren). Freilich: Jade Jackson und ihre Mannen sind Vollprofis, die auf der Bühne stets das Bestmögliche und nicht etwa das Nächstbeste präsentieren. Jade hatte in den Interviews für die LP-Veröffentlichung bereits erzählt, dass sie zu jener Spezies von Musikerinnen zähle, die songwriterisch einfach kein Maß kennen und immer an irgendwelchen neuen Songs arbeite. Und das schon seit zehn Jahren - wodurch inzwischen natürlich ein gewisser Fundus an Material aufgelaufen ist. Dennoch erstaunte es dann doch, dass das Programm der im Übrigen komplett gespielten LP nicht etwa um Coverversionen, sondern neue Songs ergänzt worden war. Jade erklärte das auch dadurch, dass sie deutlich machte, dass sie nicht als Sängerin einer Band vorstehe, sondern Jade Jackson als eine Band aus Gleichberechtigten sehe, die alle an den neuen Stücken mitarbeiteten "Eigentlich sind wir alle Jade Jackson", erklärte sie, "auch wenn das jetzt seltsam klingt."

Im Gegensatz zum Country-Touch, der sich auf der LP noch deutlich niederschlägt, geht die Sache live sehr viel deutlicher in Richtung Rock. Das liegt zum einen daran, dass insbesondere Gitarrist Andrew Rebel sich einen Spaß daraus macht, so ziemlich jedes Rock-Klischee (allerdings ziemlich kunstvoll und gekonnt) auf die Spitze zu treiben und dann auch daran, dass insbesondere die neuen Tracks in andere Richtungen zielen: "Now Or Never" etwa - ein Song, den die Band geschrieben hatte, während man darauf wartete, dass das Label die Veröffentlichung der längst fertigen CD autorisierte - ist eine klassische Rock-Nummer, "Loneliness" eine psychedelische Blues-Ballade, "Tonight", ein Song über einen unschönen Konzertabend in San Francisco ist Power-Pop vom Feinsten und "Long Way Home" eine Art folkiger Power-Ballade. Letztlich ist es aber wohl egal, was Jade Jackson & Co. da in welchem Stil spielen, weil wirklich jeder Song bis zum I-Tüpfelchen perfekt austariert daher kommt - ganz ohne, dass es etwa steril würde, denn Jade Jackson und ihre Jungs sind einfach so gut, dass sie alles perfekt inszenieren können, ohne dass das unangenehm störte. Jade Jackson selbst outete sich als angenehm unschüchterne Rampensau, die vorzugsweise am vordersten Bühnenrand balancierend mit der Gitarre in den Gesichtern der Zuschauer herumfuchtelte - und keine Gelegenheit ausließ, Andrew Rebel das Spotlight zu überlassen, wenn dieser eines seiner gekonnt auf den Punkt gepeilten Soli spielte. Auszusetzen gab es da für Freunde dieser Musik eigentlich rein gar nichts. Es wird auf jeden Fall interessant sein, zu beobachten, wie sich das Ganze für Jade Jackson weiter entwickelt, denn eines war zu beobachten: Frauen erreicht Jade - zumindest hierzulande - mit ihrer Musik nicht (vielleicht auch deswegen, weil sie sich weigert, konventionelle Liebeslieder zu schreiben?). Das Publikum bestand fast ausschließlich aus Herren. Nicht übrigens, dass diese sich darüber beklagt hätten...

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Surfempfehlung:
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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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