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Eine heiße Sache

Lagerfeuer Deluxe Unplugged Show 2018

Köln, Odonien
09.06.2018

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Lagerfeuer Deluxe 2018
"Lagerfeuer Deluxe" ist eine Serie von Akustik-Konzerten, bei der regelmäßig im Kölner Studio 672 etablierte und weniger etablierte Acts ihre Songs im Akustik-Format präsentieren. Die "Lagerfeuer Deluxe Unplugged Show" im Odonien Kunstpark sollte dann sozusagen noch ein Mal eine Steigerung davon sein: Als Open Air-Gig, mit echtem Lagerfeuer und mit drei Acts im Line-Up. Systembedingt mussten dafür aber gleich mehrere Lagerfeuer-Dogmen gekippt werden, denn die Situation erforderte es, dass Gesang und Instrumente elektrisch verstärkt werden mussten und obendrein wurde der Soul-Blues-Pop-Combo Heen dankenswerterweise gestattet, ein kleines Drumkit einzusetzen (ansonsten ein großes "No-No" bei den Shows). Lustigerweise kam es aber dann doch zu echten Unplugged-Momenten, als nämlich während der Show von Fee. die ganze Verstärker-Anlage aussetzte und sie dann - während die Techniker eher gelassen nach dem Wackelkontakt suchten - ebenso gelassen einen Song unplugged präsentierte.
Die Frankfurterin war schon mal bei einer LFD-Veranstaltung aufgetreten und überzeugte auch bei ihrem neuerlichen Auftritt in Köln wieder mit ihrer musikalischen Vielseitigkeit. Während die Tracks ihres auf humorvolle und selbstironische Weise autobiographischen Albums "Ein Zimmer Küche Bad" großteils nämlich in einem eher fülligen Band-Setting angerichtet sind, überraschte Fee. ausgerechnet im Solo-Ambiente damit, dass sie jedem einzelnen Song ein eigenes musikalisches Mäntelchen überstülpte - was insofern bemerkenswert ist, als dass oft in solchen Situationen ja dadurch, dass eben alles gleich klingt, eine eher gegenteilige Wirkung eintritt, die dann zu einem echter Prüfstein für die Qualität der Songs (und der Performance) gereichen können. Nicht so bei Fee., denn dadurch, dass sie jeden Song anders anging und präsentierte (mal mit Fingerpicking, mal mit Akkorden, mal laut, mal leise, mal rhythmus- mal melodie-betont), geriet das halbstündige Set bemerkenswert abwechslungsreich. Da machte es auch nichts, dass Fee.s Zwischenansagen nicht so recht zündeten, weil das Publikum vergleichsweise schwerfällig bis gar nicht reagierte. Die Unart, das Publikum ständig zum Mitsingen und -machen aufzufordern hatten allerdings neben Fee. auch die beiden anderen Acts des Tages drauf. Das hätte nicht unbedingt sein müssen, denn manchmal kommen die Leute ja auch einfach zum Zuhörer zu solchen Veranstaltungen (zumal es sich um eine bestuhlte Angelegenheit handelte). Als Bonbon gab es dann noch Nicht-LP-Tracks, in denen sich die amüsanten Widrigkeiten, mit denen sich auch eine Künstlerin wie Fee. täglich auseinanderzusetzen hat, weitererzählt wurden.

Henry "Heen" Marten hat sich musikalisch ganz auf das Soulman-Genre eingeschossen. Unter der Berücksichtigung der Tatsache, dass sich solche Art von Musik ja nicht wirklich für eine akustische Darbietung aufdrängt, lieferte Heen im Trio-Format mit Bassistin und Drummer vielleicht das überraschendste Set des Tages. Denn die clever zusammengeschraubten Soul-Pop-Nummern des ausgebildeten Gesangslehrers leben ja weniger von ihrem Storytelling-Charakter (den man in einem akustischen am ehesten Setting erwartet), als vielmehr von den zugrundeliegenden Grooves und natürlich der rauchigen Röhre ihres Frontmannes. Das ist natürlich nicht wirklich originäre kölsche Musik, kam aber beim lokalen Publikum gut an. Mit der Kurzweiligkeit seines Programmes und der Publikums-Agitation hatte auch Heen keine Probleme - zumal einer der Heen-Gags darin besteht, dass zur Zugabe ein Song "mit dem Publikum geschrieben wird". Das geht so, dass Heen Tonart, Rhythmus und Schlagworte aus dem Publikum abfragt und dann aus diesen Versatzstücken einen Song mit seinen Musikern interpretiert, der dann gemeinsam mit dem Publikum vorgetragen wird. Da Heen & Co. sich dann langsam auch in den Sonnenuntergang spielten, kam nun auch langsam eine echte Lagerfeuer-Stimmung auf (obwohl das besagte Lagerfeuer bemerkenswert übersichtlich ausfiel).

Da es ja zu den ungeschriebenen Gesetzen in Köln gehört, dass scheinbar keine Live-Veranstaltungen ohne die Mitwirkung von Stefan Honig stattfinden dürfen, überraschte es dann nicht, dass auch der umtriebige Songwriter wieder mit von der Partie war. (An gleicher Stelle etwa spielte er ja vor ca. einem Jahr beim Indie Cologne Fest.) Stefan bot sein Programm erneut solo dar - und wechselte dabei zwischen kleiner und großer Gitarre (die kleine Gitarre sah zwar aus wie eine Ukulele - hatte aber sechs Saiten). Hier kam dann auch das "richtige" Singer-Songwriter-Feeling auf, bei dem es nicht um Spirenzchen, Comedy oder Gimmicks geht, sondern um das entspannte Zuhören im gediegenen Ambiente. Das machte aber auch nichts, denn Stefan ist sowieso nicht der geborene Possenreißer, sondern ein eher nachdenklicher Songwriter-Typ. Immerhin erzählte er zwischen den Songs aufschlussreiche Anekdötchen - wie zum Beispiel jenes von dem Journalisten, der etwas hinter der Aktualität zurück geblieben war, dass er das Angebot, seine Lebensgeschichte zu dramatisieren, abgelehnt habe.

Alles in allem war diese Veranstaltung das, was man von einem gelungenen Konzertabend eigentlich auch erwartet. Und dass diese rechtzeitig vor dem den ganzen Tag angekündigten Starkregen-Unwetter zu Ende ging, mag als Fingerzeig darauf gedeutet werden, dass man sowas gerne mal wieder wiederholen könnte.

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Surfempfehlung:
facebook.com/LagerfeuerDeluxe
lagerfeuerdeluxe.de
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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