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Göttliche Träumereien

Vør

Köln, Die Lichtung
22.07.2018

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Vør
Auch Göttinnen sind vor körperlichen Gebrechen offensichtlich nicht gefeit. Eigentlich hätte Lena Möller aus Waren an der Müritz, die sich nach der germanischen Göttin der Ehe, Wahrhaftigkeit, Liebe und Gerechtigkeit Vør (bzw. Vör bzw. Voer) nennt, bereits vor einigen Wochen in der Kölner Lichtung auftreten wollen; aber ein verrenkter Rücken war dann daran schuld, dass das Ganze auf den Juli verschoben werden musste. Im Rahmen ihrer ersten Headliner Tour trat sie nun also solo (bzw. bei dem Song "Far Away" mit Unterstützung ihres Keyboarders Christoph am Hausklavier) mit ihren selbst geschriebenen Songs vor das Fachpublikum in der Lichtung.
Bemerkenswert für eine Songwriterin, die erst knapp drei Jahre im Geschäft ist, bis auf ein paar einzelnen Songs und Videos noch nichts Relevantes veröffentlicht hat und auch nicht durch irgendwelche Casting Shows oder Werbeplatzierungen in die Öffentlichkeit gefunden hat, war dann im Folgenden so Einiges: Da ist zunächst mal der Umstand, dass Lena eine recht ansehnliche Sammlung recht unterschiedlich gearteter Songs im Gepäck hat: Manch andere Acts MIT Veröffentlichungen im Rücken bieten da deutlich weniger an. Und dann ist da diese bluesige, sonore Gesangsstimme, die man in diesem Zusammenhang auch nicht unbedingt erwartete, denn musikalisch präsentierte sich Lena mit einem nachdenklich/melancholischen Mädchenfolkpop, den man in dieser Form eigentlich eher mit verhuschter Piepsstimme erwartet hätte. Blues bietet Lena aber dennoch nicht und auch "Folkpop" ist vielleicht nicht die richtige Bezeichnung für das, was Lena macht, denn für die Tour verzichtete sie auf die elektronischen Elemente und Effekte, mit denen sie ihre Studioproduktionen anreichert und begleitete sich ausschließlich auf einer akustischen Gitarre. Was dann übrig bleibt, ist halt nun mal der Form nach Folkpop. Stilistisch allerdings orientiert sich Lena dabei keineswegs an klassischer Folkmusik (gleichwohl sie aufgrund eines prägenden Irlandaufenthaltes durchaus Affinitäten zu dieser Art von Musik hat), sondern eher an Indie-Pop bzw. -Rock-Strukturen, die sie auch im akustischen Umfeld entsprechend emuliert. Dabei sind diese Strukturen auch in einem so einfachen Setting recht ambitioniert - vielleicht sogar ein wenig zu stark, denn wenn es einen Kritikpunkt gäbe, wäre das der, dass zuweilen der Fokus der Songs verloren zu gehen droht. Davon mal abgesehen macht Lena ihre Sache aber sehr gut, denn auch wenn es keinen Blues gibt, verleiht ihre - wie gesagt sonore - Stimme der Sache einen gewissen Nachdruck und auch mit der Glaubwürdigkeit hat Lena keine Probleme, denn als Songwriterin trägt sie gewissermaßen ihr Herz auf dem Ärmel. "Seelenstriptease" nennt sie das selbst.
Dabei kommt ihr offensichtlich zu Pass, dass sie in ihrem Leben beziehungs- und interaktionstechnisch auf menschlicher Ebene schon so einiges erlebt hat; was sie dann in ihren Songs recht gewandt verarbeitet. Weitere Themen sind Songs über die Schwierigkeiten, die das Erwachsenwerden mit sich bringt, mystische und mythische Inspirationsquellen wie zum Beispiel Alice im Wunderland in "Alice" oder der Mond (den sie sich (wie vieles mehr) auch hat tätowieren lassen) im Song "Moonchild". Ganz wichtig sind auch Träume und/oder Tagträume für die junge Dame, die inzwischen in der Nähe von Berlin lebt - und auch diese verarbeitet sie in Ihren Songs. Lenas Vortrag war dabei geprägt von einer sympathischen Offenherzigkeit und einer gewissen Nervosität - was aber angesichts der Situation erklärlich war und außerdem sympathisch authentisch rüberkam; sei es, dass sie sich darüber freute, dass man ihr überhaupt zuhöre oder dass sie in ihren Songs Themen ansprechen könne, die bei anderen resonieren - was ja beides durchaus nicht selbstverständlich ist, wie sie ganz richtig bemerkte. Es wird jetzt spannend sein zu beobachten, wie sich das Ganze weiter entwickelt, wenn im Herbst dann zunächst mal Vørs offizielle Debüt-EP aufgelegt wird.

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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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