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Konzert-Bericht
 
Hillbilly Storyteller

Julian Dawson

Köln, Kantine
09.04.2002
Julian Dawson
"Wißt ihr, wieso wir uns trauen können, jetzt so eine lange Tour zu machen?" fragte Julian Dawson bei seinem Konzert in der Kölner Kantine schmunzelnd, "weil sich die Amis zur Zeit nicht mehr in ein Flugzeug trauen." Überhaupt hatte der sympathische Engländer so einige Stories zum Thema 11.09. parat. Zum Beispiel die, daß er an dem Tag eigentlich nach Nashville hatte fliegen wollen und statt dessen unfreiwillig ein paar Tage in Neufundland neben einem indischen Mann in einer Turnhalle übernachten mußte und dabei von den korpulenten Neufundländer Frauen mit allerlei Essen gemästet wurde. Was dazu führt, daß er seinen Song "If God wanted us to fly..." mit ganz neuen Augen sieht und spaßeshalber umtitulierte in "...he would have given us airline tickets."
Überhaupt sind es mittlerweile ja auch die Geschichten zwischen den Songs, die hauptsächlich den Reiz eines Julian Dawson-Konzertes ausmachen. Das und der nunmehr doch ziemlich umfangreiche Song-Katalog, den Julian sich im Laufe der Jahre aufgebaut hat. Leider war es aus Kostengründen ja nicht möglich, Gene Parsons, mit dem zusammen er die Tracks zu seinem neuen Album, "Hillbilly Zen", eingespielt hatte, mit auf Tour zu nehmen. Tatkräftige Unterstützung fand Julian aber in seinem Partner Andy Metcalfe an Akkordeon und akustischem Baß sowie seinem Bruder, Matt Dawson an der Pedal Steel Gitarre. Ob es wohl daran lag, daß Matt gar nicht so sehr der Virtuose auf diesem Instrument ist, als den ihn Julian immer ankündigt, daß man die Steel Guitar kaum hören konnte? Diese erschien jedenfalls verzichtbar - während das Akkordeon und Julians Mundharmonika einige markante Akzente setzten. Auch hierzu hatte Julian eine schöne Anekdote parat: Als Richard Thompson neulich - wie gewohnt mit geschlossenen Augen - in Norwegen spielte, spürte er plötzlich ein Messer an seiner Kehle und ein grimmiger Norweger meinte zu ihm: "Spiel was normales!". Das sei der Grund, warum Julian sich künftig bemühen möchte, seine Augen beim Spielen - besonders der Harmonika - nicht mehr zu schließen.
Das gelang dann nicht so gut. Genausowenig wie das "herumbluesen" bei den entsprechenden Songs. Julian ist halt nun mal kein Blueser. Deshalb kamen auch - wieder mal - seine eher poppigen Stücke - z.B. "Queen Of Dreams" am besten an. Allerdings trug er auch - untermalt von vielen weiteren Anekdötchen - viele Songs seines aktuellen Albums vor. Aber ohne Andy Metcalfe etwas zu wollen: Einen Gene Parsons und seinen immensen genretechnischen Background konnte (und wollte) dieser nicht ersetzen. Wem also besonders der Country- und Bluegrass-Flair des besagten Albums besonders gut gefallen hatte, der wurde bei der aktuellen Tour fast zwangsläufig ein wenig enttäuscht. Man kann das aber auch positiv formulieren und sagen, daß die - sehr zurückhaltende Art der Darbietung - besonders Dawson-typisch gelang. Immerhin ist Julian für sich zu dem Schluß gekommen, daß "einfach" heutzutage vor allen Dingen auch "besser" bedeutet. Insofern wurde an diesem Abend im Prinzip der klassische Dawson gegeben. Fazit: Dawson 2002 überzeugte vor allen Dingen durch seine Entertainer-Qualitäten und die Songauswahl. Die Traditionspflege im konservatorischen Sinne sollte er indes anderen überlassen (Und im Prinzip tut er das ja auch).
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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