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Rich Hopkins And The Luminarios

Köln, Underground
29.06.2002

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Rich Hopkins
"Wer ist denn heute zum ersten Mal hier?" fragte Rich Hopkins in die überschaubare Zuschauermenge, die sich - trotz Biergartenwetter - am Samstag Abend im Underground versammelt hatte. Es meldete sich niemand. Überraschend war das nicht, denn Rich Hopkins tourte ohne neue CD und ohne großartige Werbung - es war also eine Art Familienfeier angesagt. Insofern war dieses Konzert auch eher eine Bestandsaufnahme. Rich begann die Show mit dem einzigen neuen Stück, "Shine", eine poppige Rocknummer, die ein erster Hinweis auf das kommende Album sein könnte. (Hier schwankt Rich noch zwischen 60s Pop und hartem Rock - wie wir ihn kennen, wird es eine Mischung aus beidem werden). Das Set an diesem Abend bestand dann auch aus einer Handvoll Rich-Klassiker, die dieser in bewährter Manier durchzog.
Da man am Tag vorher einen anstrengenden Festivalauftritt mit anschließender Extrem-Party absolviert hatte, lief die Show natürlich zuweilen auf Autopilot. Nicht, daß Rich und Genossen sich keine Mühe gegeben hätten - nur das Letzte holten sie dieses Mal gewiß nicht aus sich heraus. Das hatte aber auch zur Folge, daß sich die ansonsten gerne ausufernden Gitarrengewitter in überschaubaren Grenzen hielten. Bis auf einige Ausnahmen: "Lost Planet Of Love" von "Devolver" und "Red River" wollten einfach nicht aufhören - aber das tun sie ja auf der Scheibe auch nicht. Dann überließ Rich seinen beiden Mitstreitern, Ken Andre an der Gitarre und Mike Davis am Baß des öfteren das Mikrophon. So gab Ken - der wieder mit Hut und strammen Rockposen zu unterhalten wußte - "Bad Crazy Sun" zum besten und Mike Davis überraschte neben einer energischen Version von "Kick Out The Jams" (wozu er sich extra eine MC5-Mütze aufsetzte) mit einer torkelnden Version des Klassikers "Little Red Riding Hood" von Sam The Sham & The Pharaoes ("Wooly Bully"). Am besten gelaunt war Drummer Ernie Mendoza, der hinter seiner Schlagerbude ordentlich Druck machte und das Set davor bewahrte, etwa an Drive einzubüßen, als Rich selbst den Fuß vom Gaspedal nahm. Da Menoza ein vielseitiger Drummer ist, der auch mal zu Maracas greift (oder mitten im Song für eine Vokal-Einlage zum Mikrofon rennt), funktionierte das auch. Rich selbst hat sich mittlerweile fast ganz auf seine Gretsch-Gitarre eingeschossen und verzichtet auch immer mehr darauf, mit Overdrive und Kompressor den Neil Young Sound zu reproduzieren - obwohl er auch wieder den "NY-Blues" zum Besten gab. Das paßt soundmäßig ganz hervorragend zu Ken Andres Ansatz, auf einer seltenen Rickenbacker Gitarre (mit Baß-Korpus!) eher stakkatomäßig und ohne viel Verzerrer seine Riffs herauszuhauen. Auch einige Soli durfte Ken vorführen, wodurch sich auch endlich einmal echte Gitarrenduelle anbahnen. Wenn Rich dann einmal zur Fender greift - wie z.B. bei "Kick Out The Jams" oder "Unglued", dann kommt auch gleich eine gewisse Punk-Attitüde zum Tragen. Punkig war auch der Sound bei diesem Konzert. Gerade bei den lauteren Stücken - an denen es bei einem Rich Hopkins Konzert ja wahrlich nicht mangelt - waren weder Ken Andre noch Mike Davis richtig zu hören. Das ist insofern schade, als daß den Gesangsarrangements bei Luminarios Shows eine immer stärkere Bedeutung beikommt.
Davon einmal abgesehen, klang die Show dann pünktlich zur Disko eher ruhig aus mit einer Hommage an Concepcion Romero, Richs paraguayanischem Mentor, der die Luminarios auf der letzten Tour begleitet hatte. (Natürlich hatte Rich auch dieses Mal die paraguaynische Flagge hinter der Bühne aufgehängt.) Zur Zugabe setzte sich Rich dann noch Mendozas Stetson Hut aus und gewann damit dann den Garth-Brooks-Lookalike-Contest des Monats. Was gab es sonst noch Neues? Ken Andre hat nach der Tour vor, mit den Leuten, die das erste Jim White Album produziert haben, seine erste Solo-CD aufzunehmen. Rich ist zu Hause in Tucson bislang von den Waldbränden verschont worden (obwohl es auch in Arizona brannte) und Mike Davis freute sich darüber, daß eine kleine Filmcompany ein Rockumentary über MC5 fertiggestellt hat, das unter dem Namen "True Testimony" (was sich auf die Testimonies bei Gospel-Messen bezieht, auf die MC5 bei ihren Shows zuweilen anspielten) zur Zeit auf den Festival-Rundkurs geschickt wird. "Es geht hierbei um alles oder nichts", meinte Mike hierzu, "aber selbst wenn das Ding nie in die Kinos kommen sollte, ist mir das egal. Immerhin gibt es einen guten, informativen Film, der letztlich von mir handelt. Das ist ziemlich cool." Eine neue Luminarios CD ist für den Herbst angepeilt. Zur Zeit arbeitet Rich an neuen Songs - möchte sich hierzu jedoch genügend Zeit nehmen. Die Zeiten, in denen man ganze CDs an einem Wochenende raushaute, sind offensichtlich vorbei.

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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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