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Konzert-Bericht
 
Smoke On The Water(s Of The Rhine)

Deep Purple
DIO/ The Planets

Köln, Tanzbrunnen
28.08.2002

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Deep Purple
Seit '68 veröffentlichen sie unter dem jetzigen Namen harte Musik, die mehrheitlich Rockgeschichte geschrieben hat. Wenn also die alten Herren des Heavy Rock auf Tournee gehen, entsteht zwangsläufig eine gewisse Erwartungshaltung, was musikalische Qualität, Klassiker auf der Setlist und was das Durchschnittsalter des interessierten Publikums anbetrifft. Soviel vorab - bei allen drei Punkten wurden unsere hohen Erwartungen noch weit übertroffen, speziell beim letzten: Wohl noch nie waren bei einem Open Air Rockkonzert derartig viele Geh- und Sitzhilfen, Krankenfahr- sowie Rollstühle, Klappstühle und dergleichen mehr zu sehen. Dies war wohl simpel darauf zurückzuführen, dass viele der Anwesenden halt das Alter der Stars auf der Bühne oder auch erheblich mehr auf der Uhr hatten. Trotzdem - oder gerade deswegen? - rockte es an diesem Abend im Kölner Tanzbrunnen vor und auf der Bühne wie die sprichwörtliche Sau.
Die Ehre und das nicht ganz einfache Vergnügen, für das ehrfurchtgebietende Package Purple-Dio zu eröffnen, hatte mit The Planets ein achtköpfiger Trupp Musikhochschulstudenten. Bei diesen (jedenfalls vergleichsweise!) Jungspünden zwischen 20 und 27 Jahren war nicht so recht zu entscheiden, ob sie nur aufgrund ihrer fraglosen solistischen Qualitäten oder auch wegen ihrer rein äußerlichen Vorzüge für dieses Projekt gecastet wurden. Die noch gut genug sehenden oder nah genug stehenden Rockfans schluckten jedenfalls nicht schlecht angesichts der durch knappstes Lederimitat nur unvollkommen verhüllten Musikerinnen (vgl. Foto-Galerie). Doch nicht nur durch derartige Reize vermag das Oktett fesseln: Die sämtlich von Mike Batt, bekannt und gefürchtet aus Funk und Fernsehen ("Ride To Agadir", diverseste Filmmusiken und Musicals) arrangierten Stücke der aktuellen Veröffentlichung "Classical Graffiti" stellen so etwas wie die Gassenhauer der Klassikmusik dar und klingen in den planetarischen Neu-Interpretationen in etwa wie Vanessa Mae meets Curved Air meets Haggard - durchaus interessant also. Bleibt abzuwarten, ob man den Erfolg auf der Insel (Drei Monate auf Platz 1 der Klassik- und wochenlang in den Top 40 der Pop-Charts) auch hierorts wiederholen kann. Völlig begeisternd war übrigens der Sound - selten war trotz nicht eben begünstigender Faktoren wie Rheinnähe und Gewitterstimmung ein besserer, klarerer Livesound zu erleben, bei dem sich gewissermaßen noch die Klappen der Querflöte im Klangbild durchzusetzen vermochten. Als weiteres Plus erwies sich, dass man es mit der Spielzeit von 30 Minuten nicht übertrieb und so noch im Genuss des Optik-Bonus von den mittlerweile 7 000 Anwesenden mit relativ warmem Applaus verabschiedet wurde.

Nach nur 20 Minuten Umbaupause eröffnete sodann Powerzwerg Ronnie James Dio die Jagdsaison auf wirkliche wie metaphorische Drachen - "Killing The Dragon" donnerte über das attraktive, viel Grün und natürlich ein romantisches Rheinufer aufweisende Tanzbrunnengelände! Die Band wirkte bestens aufgelegt und wusste im aktuellen Line-Up noch ein wenig mehr zu überzeugen, als einige vorangegangene Live-Besetzungen. So ist mit Jimmy Bain wieder ein Dio-Kampfgefährte noch aus Rainbow-Tagen an Bord (dessen Frisur und Physiognomie allerdings inzwischen fatal an einen schlecht erhaltenen Helge Schneider erinnern), Schlagzeuger Simon Wright hat immerhin schon bei AC/DC Drumsticks zerdroschen und gefiel in Köln mit einen Solo zu "Carmina Burana"-Themen, Keyboarder Scott Warren hatte bereits auf früheren Dio-Werken gute Tastenbeiträge beigesteuert und last but not least Saitenzerrer Doug Aldrich kann immerhin auf Referenzen wie Burning Rain, Bad Moon Rising, House Of Lords, Lion oder Carmine Appice verweisen. Doug schlug das Publikum durch songdienliches Spiel und wenige, aber starke Soli mit erdigem Blues'n-Boogie-Fundament in seinen Bann, von denen er eines aus relativ schwindelnder Höhe vom rechten PA-Turm aus abfeuerte. Auch in diesem Konzertteil wurden also durchaus geschichtsträchtige und -bewußte Beiträge geboten: So ging etwa andächtiges Raunen ging durch das sachkundige Publikum, als in "Egypt" die alte Black Sabbath-Nummer "Children Of The Sea" verwoben wurde oder das vielleicht kultigste Rainbow-Stück "Man On The Silver Mountain" ganz wie in alten Tagen zum Meddley geriet, das gottseidank auch die Hymne "Long Live Rock'n Roll" umfasste. Vom neueren Material gefiel vor allem "Rock & Roll", einem Stück, in dem sich Dio mit den Rock-Zensuren der US-Medien nach dem 11.09.01 auseinandergesetzt hat. Als Encore gab's noch "Holy Diver", zum Abschluss brüllte Dio noch mehrfach "Enjoy the Rest" (der Name des Headliners war ihm wohl kurzfristig entfallen. Naja, kann passieren), Bravo!

Obwohl Deep Purple wahrlich keine Kostverächter sind, was Bühnentechnik angeht, kam die überzeugende Live-Organisation wieder mit nur wenigen Minuten Pause aus, bis zu dem berühmten Intro von "Fireball" die ehedem "loudest band of the world" die Bühne erklommen - und das, wie wir uns freuen, berichten zu können völlig mühelos und ohne fremde Hilfe! (Apropos loudness: Auf dem Tanzbrunnen-Gelände sind ca. 75 Dezibel im Tagesschnitt erlaubt, die britischen Rockgöttern überschritten diesen Wert nicht unerheblich - das gibt Mecker für die armen Organisatoren).

Wolfgang Niedecken
Nebenbei bemerkt hatte sich passsend zum Auftrittsbeginn der Headliner sogar noch Lokalprominenz eingefunden: Relativ unerkannt und ohne Bodyguard wandelte der selbsternannte Südstadt-Dylan, seine BAPlichkeit Wolfgang Niedecken mitten unter dem gemeinen Volk und trug dabei ein Werbeshirt für den grässlich gefloppten BAP-Film spazieren.

Doch zurück zur Rockmusik: Die Setlist (s.u.) des jetzt beginnenden Auftritts vereinte gekonnt Highlights aus über 30 Jahren Bühnenpräsenz. Es gelang den Altstars, kaum eine Purple-Phase unberücksichtigt zu lassen. Frontrobbe Ian Gillan hatte eindeutig einen seiner besseren Tage, interagierte freundlich mit den ersten Reihen, scherzte und erklärte viel, und mit dem Mini-Stück "Charlene" sowie dem Steve Morse-Showpiece "Well Dressed Guitar" wurde sogar unveröffentlichtes Material geboten. Wieder einmal zeigte sich dabei, dass Dregs-Gitarrist und Solostar Steve Morse ein mehr als vollwertiger Blackmore-Ersatz ist. Besonders viel Neugier wurde naturgemäß Neuzugang Don Airey (Gary Moore, UFO, Michael Schenker, Ozzy Osborne, Whitesnake, Uli Jon Roth u.v.a.) entgegengebracht, der den Posten des dieses Jahr endgültig (?) in Rente gegangenen John Lord achtbar, aber glanzlos verwaltete. Sein Solopart gemahnte denn auch mehr an Rick Wakeman denn an Hard Rock, auch wenn mit Beethovens Fünfter und dem Starwars-Thema durchaus kultige Zitate darin aufleuchteten. Geschenkt, schließlich schonten sich die Briten insgesamt bei diesem Gig kein bisschen, brachten innerhalb der erlaubten Spielzeit das Meiste von dem zu Gehör, was jeder Purple-Fan hören will und untermauerten mal wieder ihren Ruf als eine der besten Rockbands der Welt.

DIE SETLISTS

DIO
01 Killing The Dragon
02 Egypt / "Children Of The Sea"
03 Push / Drum-Solo
04 Killing The Dragon
05 Stand Up And Shout
06 Rock & Roll
07 Man On The Silver Mountain / Guitar Solo / Long Live Rock'n Roll

08 Holy Diver


Deep Purple

01 Fireball
02 My Woman From Tokyo
03 Mary Long
04 Ted The Mechanic
05 Lazy
06 Well Dressed Guitar (unreleased)
07 When A Blind Man Cries
08 Knocking At Your Back Door
09 Space Truckin'
10 Keyboard Solo (einschl. Beethovens 5. Symph. und Starwars Theme)
11 Perfect Strangers (einschl. Charlene (unreleased Experiment), Speed King und It's Now Or Never)
12 Smoke On The Water

13 Hush
14 Black Night (einschl. Guitar Solo und Rock'n Roll Pt. 2 (Gary Glitter))
15 Highway Star

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Surfempfehlung:
www.thehighwaystar.com
www.ronniejamesdio.com
Text: -Klaus Reckert-
Fotos: -Stephan Kunze-


 
 

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