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Deutschlands englischer Superstar

Rockpalast Christmas Special '02

Köln, Palladium
14.12.2002
Richard Ashcroft
Im Kölner E-Werk, direkt gegenüber des Palladiums, findet zeitgleich mit dem Rockpalast ein Auftritt der unsäglichen Rosenstolz statt – und mobilisiert wesentlich mehr Publikum als die eigentlich auch hervorragend besetzte WDR-Veranstaltung. Was vielleicht nicht zuletzt an der Fernsehübertragung des Rockpalast Christmas Specials gelegen haben dürfte. Ob der allgegenwärtigen (und wenig dezent platzierten) Kameras kommt jedenfalls im Palladium ein wenig Champions-League-Stimmung auf: Wie beim Fußball sind die Fans vor Ort anscheinend inzwischen nur noch Statisten und der Fernsehzuschauer daheim letztendlich wohl besser dran.
Den Anfang machen in der noch spärlich gefüllten Halle Turin Brakes, die bekanntlich vor knapp zwei Jahren mit ihrem Debütalbum "The Optimist" hymnische Kritiken geerntet hatten. Wer die beiden allerdings dann zu zweit im Vorprogramm von Stephen Malkmus zum ersten Mal auf der Bühne erlebte, sah sich ob des fehlenden Pop-Elements der Duoshows enttäuscht. Doch allerspätestens an diesem Abend in Köln beweisen die zwei – jetzt mit ihrer kompletten Backingband im Rücken – was sie wirklich können. Soul, Folk, Country, Reggae und nicht zuletzt POP! – Turin Brakes verbinden in klassischer Singer/Songwriter-Tradition alles spielend und bringen trotz des Stylehoppings alle Songs äußerst überzeugend und authentisch rüber. Deshalb darf man sich auf ihr im März kommendes zweites Album, "Ether Song", schon jetzt freuen. Trotzdem ist die netteste Nummer des gesamten Sets in Köln ausgerechnet die gekonnte Coverversion von Shaggys "Angel" - mit einem kurzen Abstecher zu Steve Millers "The Joker"!

Dass Slut als Liveband derzeit unschlagbar sind, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Und auch der Rockpalast ist – trotz der Ehrfurcht vor der legendären Veranstaltung, die man den fünfen deutlich anmerken kann – keine Ausnahme. Mit höllischer Lautstärke und der inzwischen schon zur lieben Gewohnheit gewordenen Mischung aus Power und Perfektion spielen sich Slut durch die (vielen) Highlights ihres neues Albums "Nothing Will Go Wrong", und auch wenn es sicher nicht weh getan hätte, wenn sie vor dem großen Finale mit "Cloudy Day" und "Hope" auch ein paar ältere Sachen gespielt hätten: Slut sind weiter auf der Gewinnerseite!

Die drei Iren von JJ72 sind heute zu viert: Ein zweiter Gitarrist sorgt für Starthilfe im Wettkampf um die härteste Band des Abends. Sowohl JJ72 als auch das Publikum scheinen ein wenig Zeit zu brauchen zum Auftauen, und das hat nichts mit der Außentemperatur zu tun. Als die erste Unsicherheit verflogen ist, spielt Sänger Mark Greaney ein wenig Rockstar und steckt mehr Energie in seine Performance, als man dieser kleinen, zierlichen Person zugetraut hätte. Und, wie es sich gehört, zerschmettert er nach dem letzten und extrem verhärteten Song "Oxygen" die Gitarre. So was.

Auf der Eintrittkarte steht "Richard Ashcroft and more", und auch die Gespräche, die man hier und da aufschnappt, lassen keinen Zweifel daran, wer hier der Chef ist. Der Chef weiß das und gibt sein Bestes. Ashcroft steht, bewaffnet mit Sonnenbrille und Gitarre, auf der Bühne, als habe er dort sein ganzes bisheriges Leben verbracht. Um ihn herum agiert eine Band, bei der die Beschreibung "introvertiert" noch untertrieben wäre. Sichtlich erfreut nimmt Herr Ashcroft die euphorische Reaktion der Menge zur Kenntnis und bedankt sich außer mit seinen lebensbejahenden Solostücken auch mit einer ganzen Reihe Verve-Klassikern. Auch wenn die Balladen stimmungsvoller kaum sein könnten, erscheint der Klang heute tendenziell eher hart. Insbesondere die Zugabe "Bittersweet Symphony" gerät inklusive minutenlangem Solo zu einem echten Rocksong, hinter dem sich Muse nicht zu verstecken bräuchten. Als das Licht wieder angeht, heißt es allgemein: "Schon?", aber dafür hat Deutschland jetzt auch einen Superstar gefunden. Er heißt Richard und kommt aus England.

Surfempfehlung:
www.rockpalast.de
www.richardashcroft.com
www.jj72.com
www.slut-music.com
www.turinbrakes.com
Text: -Gaesteliste.de Festival Patrol (Scheiter & Wohlfeld)-
Foto: -Pressefreigabe-


 
 

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