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Konzert-Bericht
 
Brot und Jägermeister

Aereogramme
Oceansize

Essen, KKC
08.12.2003
Aereogramme
Als Aereogramme 2001 mit ihrem Debutalbum "A Story In White" zum ersten Mal nach Deutschland kamen, stellten sie im Essener KKC ihren persönlichen Zuschauerrekord auf. In der Hoffnung, einen solchen Erfolg wiederholen zu können, wurde bei der Tour zu ihrem Nachfolgewerk "Sleep And Release" auf ausdrücklichen Wunsch der Band wieder der sympathischen Studentenclub an der Essener Uni angesteuert. Ob es nun an Aereogramme lag oder an ihrer Vorband Oceansize ­ die Zuschauer strömten noch zahlreicher als zwei Jahre zuvor.
Und was die Anwesenden zunächst zu sehen bzw. zu hören bekamen, war jede Sekunde wert. Es ist immer ein wenig gefährlich für die Hauptband, wenn sie eine überzeugende Vorband mit auf Tour nimmt - und Oceansize aus Manchester konnten viele Plus-Punkte beim Publikum mit ihrem kurzen aber dafür äußerst intensiven Auftritt landen. Kein großes Wunder, denn die Band ist jung und will es wissen. Mit drei Gitarristen, einem Bassisten und einem unglaublich agierenden Drummer ("Man braucht drei Beine, um dazu tanzen zu können", meinte Sänger Mike Vennart während des Konzerts - womit er durchaus recht hatte.) sind sie auf der Bühne und hauen dem Zuhörer ihre vertrackten, teils episch anmutenen Songs um die Ohren. Dabei hängen bleibt nicht nur die musikalische Wucht, die dahinter steckt, sondern auch immer eine gute Melodie, die von einem ausdrucksstarken Sänger dargeboten wird, der sowohl die leisen als auch die ekstatischen Momente beherrscht. Wie gesagt, sie sind jung und wollen es wissen. Allerdings hat sie ihr erster Trip nach Deutschland auch etwas verwirrt - Bernd, das Brot, hat ihnen viele Rätsel aufgegeben. Aber dafür haben sie mit voller Begeisterung und vollem Einsatz den Jägermeister kennen- und liebengelernt.

Trotz personeller Erweiterung war bei Aereogramme alles beim Bewährten ­ um nicht zu sagen Alten ­ geblieben. Mit Hingabe und Perfektion schleuderten sie ihre Mischung aus Metal und Seelenschmerz ins Publikum. Dort schien sie aber nur in den ersten Reihen anzukommen, denn weiter hinten sorgten angeregte Diskussionen für einen permanenten Geräuschpegel. Vermutlich drehten sich die Gespräche um Oceansize, denn irgendwann wurden Rufe nach der Vorband laut. Aereogramme ließen sich davon indes nicht beeindrucken und arbeiteten sich schwitzend durch ihr Programm aus neuen, alten und ganz neuen Songs. Da sie aber zu den Bands gehören, deren Songs ihre Ohrwurmqualitäten erst nach zehnmaligem Hören offenbaren, konnten nur das Material des Debüts das Publikum in die Verzückung versetzen, die es sich eigentlich für das ganze Konzert erhofft hatte. Ihre wahre Größe offenbarten Aereogramme erst in den letzen Minuten mit "Post Tour - Pre Judgement". Was bleibt sind gemischte Gefühle und die Frage, ob das Songwriting dieser wirklich großen Band nachgelassen hat oder ob man sich ihre Konzerte erst ansehen darf, wenn man jeden Song mitsingen kann.


Oceansize
NACHGEHAKT BEI: OCEANSIZE

Oceansize, das sind Mike Vennart, Steve Durose, Gambler, Jon Ellis und Mark Heron aus Manchester, und ihr erster Trip nach Deutschland kann als Erfolg auf der ganzen Linie verbucht werden. Strahlende Gesichter kommen einem nach dem Support-Auftritt für Aereogramme entgegen, Sätze wie "Wahnsinn! Wie sollen Aereogramme das denn jetzt noch toppen?" sind zu hören, der Tourmanager behält trotzdem die Nerven und koordiniert lässig die vielen Interview-Anfragen vor Ort. Gaesteliste.de traf nach dem Auftritt in Essen Oceansize zu einem kurzen Gespräch...

Oceansize: "Das Seltsame ist, als wir heute nach Essen reingekommen sind, dachten wir, dass wir wieder in Manchester seien! Das hat vor allem an diesen Weihnachtsmarkt-Buden gelegen, denn irgendwie sind diese Buden, die Kerzen, Wein oder sonstigen Kleinkram verkaufen, vor ungefähr vier Jahren auch nach Manchester rübergeschwappt und sie sind seitdem dort geblieben..."

GL: Während des Konzerts hatte Mike gesagt, dass man Eier brauche, um sich Oceansize anzuhören - wie ist das denn gemeint?

Oceansize: "Nun, wir sind bisher nur das englische Publikum gewohnt, und es ist oft sehr schwer, die Leute von uns zu überzeugen. Und meistens ist gar kein Publikum vor Ort, es sei denn, es wird einem eingeredet, dass die Band gut ist - die Leute schenken der Presse sehr viel Glauben. In Deutschland scheint das nicht der Fall zu sein. Hier gibt es einfach Leute, die viele Arten von Musik lieben und sich eher dafür interessieren, wie die Band klingt und nicht so sehr, was über sie in der Presse geschrieben wird. Den Leuten hier geht es in erster Linie um die Musik - das ist etwas, was wir als Band sehr zu schätzen wissen. Die Reaktion, die wir bisher auf unserer Tour durch Deutschland bekommen hatten, hat das nur bestätigt. Gestern [in Bielefeld] waren 122 zahlende Besucher vor Ort - okay, das ist jetzt nicht besonders viel, aber wir haben gestern ungefähr 22 CDs verkauft. Das sind fast 20 Prozent des Publikums! Das ist doch gar nicht mal schlecht..."

GL: Nicht schlecht waren bisher auch die Presse-Berichte über Oceansize - viele Schreiber waren voll des Lobes. Wann erwartet man denn den großen Backlash?

Oceansize: "Um einen Backlash zu bekommen, muss man erstmal in die große Hype-Maschinerie gekommen sein. Das ist uns zum Glück bisher noch nicht passiert. Wir wissen zwar, dass die Presse uns auf dem Radar hat, aber wir wollen vorher schon selbst dafür sorgen, dass die Leute uns kennen. Deswegen sind wir ständig auf Tour, denn wir wollen uns die Leute erspielen und nicht durch die Presse erkaufen. Wir leben momentan viel von Mund-zu-Mund-Propaganda, und der Name Oceansize verbreitet sich schon wie ein Virus. Wir hoffen natürlich, dass wir auf diese Weise viele Leute erreichen können."

GL: Mit ihrem Debüt "Effloresce" konnten sie schon einiges an Erfolg einfahren - wie sieht es denn mit neuen Songs aus?

Oceansize: "Wir schreiben gerade an neuen Sachen. Wir schreiben eigentlich die ganze Zeit - das ist der große Vorteil, wenn - wie bei uns - alle Band-Mitglieder Songschreiber sind. Da schreibt entweder jeder für sich oder wir schreiben gemeinsam. 'One Day All This Could Be Yours' und 'Remember Where You Are', das sind zwei Tracks von unserem Album, die wir recht spät geschrieben haben, und sie deuten auch in etwa die Richtung an, in die wir voraussichtlich gehen wollen. Der Einsatz von Elektronik wird etwas ansteigen, denn man kann eben viele Sachen bzw. Klangmuster mit dem Computer erzeugen oder programmieren, die man selbst nicht hinbekommen kann. Das soll aber nicht heißen, dass wir alle unsere Instrumente gegen Computer eintauschen werden, schließlich wollen wir die Songs ja auch noch live spielen können! Und das liegt uns natürlich sehr am Herzen..."

Surfempfehlung:
www.aereogramme.com
www.sizeofanocean.com
Konzert: -David Bluhm / Stefan Claudius-
Interview: -David Bluhm-
Fotos: -Stefan Claudius-


 
 

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