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Konzert-Bericht
 
Folk-Hypnose

James Yorkston And The Athletes

München, Harry Klein
23.11.2004

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James Yorkston
James Yorkston ist einer jener idealtypischen Schotten, die eine gewisse bodenständige Gelassenheit ausstrahlen, ohne dabei im Mindesten provinziell zu wirken. Seine Songs beziehen sich einerseits ganz deutlich auf die Folktradition der britischen Inseln, andererseits haben sie häufig etwas hypnotisch Repetitives, fast Spirituelles. Dabei gelingt es Yorkston, nicht in die Fahrwasser belangloser Gefälligkeit abzudriften - vermutlich, weil er immer sein zweites musikalisches Standbein - den Punk - mitdenkt, wenn er sich mit der Folklore auseinandersetzt.
Dass sich das auch live anzuhören lohnen würde, hatten sicher mehr vermutet als das Häufchen von 50, das dem Ruf ins Münchner Harry Klein gefolgt war. Es war einer jener Abende, bei denen Wohnzimmerstimmung herrscht, sehr intim und freundlich, aber auch etwas Schade für den Veranstalter Club 2 und die Band. Denn die hätten - soviel sei vorweggenommen - ein volles Haus verdient.

Eröffnet wurde mit dem zurückhaltenden, auf der Wiederholung einer einzigen, kurzen Phrase basierenden Ohrwurm "Hotel" und die Athletes, Yorkstons Mitmusiker, nutzten die Gelegenheit, Sekundärtugenden zu demonstrieren. Über sieben Minuten spannten sie einen Bogen aus Zurückhaltung und Disziplin, die Marschrichtung war klar. Das Material des aktuellen Albums "Just Beyond The River", das auf Platte durch hübsch einfache akustische Arrangements und tighte Spannungsbögen überzeugt, sollte im Ansatz reproduziert werden - wenn auch mit reduzierten musikalischen Mitteln. Holly Taylor und Wendy Chan, waren daheim in Edinburgh geblieben und mit ihnen die Holzbläser- und Streicher-Sektion der Formation.

Dieses Live-Konzept, das zumindest das erste Drittel des Konzertes prägte, ging nicht zuletzt deshalb auf, weil auch das Publikum voll bei der Sache war. Alles stand stumm und lauschte. Dann wurde vermehrt auf Songs des 2002er Albums "Moving Up Country" zurückgegriffen und so einen Gang rauf geschaltet. Das Material ist stärker am nordamerikanischen Country und Blues orientiert als das aktuelle, allerdings in einer an Will Oldham erinnernden Variante. James hängt sich immer wieder den Mundharmonika-Halter um, Faisal Rahman sitzt mehrheitlich hinterm Schlagzeug, und Hollys Bruder Reuben darf am Akordeon richtig Gas geben. Geradezu spaßig wurde es, als James und seine Athleten begannen auch schottische Traditionals zu interpretieren, in Versionen, die sich meilenweit vom Vorbild entfernten.

Dann fällt aller Ernst und der etwas anstrengende "das war ein sehr trauriges Lied und jetzt kommt ein noch traurigeres"-Habitus von den Musikern ab und es gibt die eine oder andere launige Ansage. Höhepunkt des Konzertes ist dementsprechend eine zehnminütige Version des Traditonals "I Know My Love", das (anders als auf Platte) in einem finale furioso im Balkan-Orchester-Stil gipfelt. Als Zugabe gibt es noch ein paar Nummern der zurückhaltenderen Art und Doogie Paul verlässt seine Position am Kontrabass und greift zum Banjo. Als der letzte Vorhang fällt sind über zwei Stunden verflossen, im Fluge.

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Surfempfehlung:
www.jamesyorkston.co.uk
Text: -Dirk Ducar-
Foto: -Ullrich Maurer-

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