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Konzert-Bericht
 
One Life Away

M. Ward
Norfolk & Western

München, Zerwirk Gewölbe
24.05.2005
M. Ward
M. Ward beginnt sein Set alleine mit einer virtuosen Improvisation auf der Westerngitarre, die eine ganze Zeit dahinplätschert, aufbrandet, um sich wieder zurückzunehmen, sich hierhin und dorthin wendet, wie M. Ward selbst, der auf der Bühne hin und her tiegert. Etwas nach vorne übergebeugt und die Schildmütze tief ins Gesicht gezogen. Nach etlichen Minuten wird das Instrumentalstück "You Still Believe In Me" erkennbar, der Eröffner des aktuellen Albums, und M. Ward hat das überschaubare Publikum für sich eingenommen. So bestreitet Ward die ersten Paar Nummern im Alleingang, ein Daniel Johnston-Cover ist darunter und eine klamaukige Stromgitarren-Version der Titelmelodie zum "Dritten Mann", die er für seinen Auftritt ein paar Tage zuvor im Wiener "B 72" einstudiert hat. Dann bittet er seine Tourband auf die Bühne und der Abend steuert seinem Höhepunkt entgegen.
M. Ward
Adam Selzer, der das Konzert mit Indierock mit deutlichem Singer / Songwriter-Einschlag begonnen hatte, bedient nun unauffällig den E-Bass. Rachel Blumberg, Mitglied der Decemberists und zuvor schon für Adams "Norfolk & Western" am Schlagzeug zu hören, setzt sich wieder hinter ihre Batterie und Zak Riles, wie die übrigen Musiker aus der lebendigen Musikszene von Portland Oregon stammend, greift sich seine halbakustische E-Gitarre. Alle drei wissen ziemlich genau, was sie da tun. Seit März sind sie mit Matt Ward unterwegs, haben schon etwa 60 Shows zusammen gespielt. Dennoch bleiben sie Statisten, die eine elegante Kulisse für M. Wards extraordinäres Gitarrenspiel und seine unverkennbare Stimme liefern. Einzig Rachel Blumberg kann ein bisschen Aufmerksamkeit auf sich lenken. Denn die spielt weniger Schlagzeug denn Schlagwerk, also das Trommeln in der klassischen E-Musik-Variante. Höchst präzise, fast wie ein Uhrwerk und teils erstaunliche Koordinationsleistungen hervorbringend. So interpretiert sie das Zwischenspiel zu "Undertaker" einhändig auf dem Metallophon, während die übrigen Extremitäten weiter den Takt angeben.
M. Ward
Was bei M. Wards Platten immer angenehm auffällt, ist das außergewöhnliche Produktionsdesign, die Kombination von rauen Texturen und ausgefeilten Arrangements, die macht, dass alles äußerst frisch klingt, ohne aufgesetzt zu wirken. Was Matt und Mitstreiter da auf der Bühne machen, kommt trotz der unterschiedlichen Umsetzung sehr nahe an die Qualitäten der Aufnahmen heran, wenn die Stücke auch regelmäßig in lärmiger Gitarrenwut gipfeln. Einzige Ausnahme bleibt das auf der Platte etwas prätentiöse Bach Präludium - "A song by my favorite German songwriter" -, das nahtlos in einen wilden, rotzigen Blues übergeht und so vollends geschändet wird. Der einzige schwache Momente des Abends.

Im Mittelpunkt stehen die Stücke der letzten beiden Alben und als Zugabe gibt es wieder einige Solostücke zu hören. Dann ausdauernde Ovationen und nach ungehörig langer Bedenkzeit kommt Matt ein drittes Mal auf die Bühne und spielt "One Live Away", die nach angestaubtem Schellack klingenden Backing-Vokals kommen aus der Konserve. Dann ist Schluss, die Musiker haben ihr Publikum nach Kräften unterhalten und eigentlich gäbe es nichts zu mäkeln. Eigentlich, denn irgendwie merkt man M. Ward die Maraton-Tour schon an. Sehr routiniert, fast distanziert und ohne den Blickkontakt mit Publikum und Mitmusikern zu suchen, liefert er sein Set ab und die Ansagen beschränken sich in aller Regel auf ein "Dankeschon" - schade.

Surfempfehlung:
www.matadorrecords.com/m_ward
www.norfolkandwestern.org
Text: -Dirk Ducar-
Fotos: -Dirk Ducar-


 
 

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