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Pornographic Shit

Chuck Prophet
Robert Oberbeck

Köln, Blue Shell
23.01.2006

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Chuck Prophet
Dass Chuck Prophet eine ganz eigene Art von Humor hat, weiß jeder, der schon mal versucht hat, ihn in ein ernsthaftes Gespräch zu verwickeln. Und so wunderte es denn auch nicht, dass das Motto seiner Solo-Tour "Stinking Badges (Slight Return)" hieß und auch nicht, dass er als Zugabe - in der kältesten Nacht des Winters - ausgerechnet "Summertime Thing" spielte. Aber so ist er nun mal, der Chuck!
Eröffnen durfte das Konzert der Songwriter Robert Oberbeck. Der Mann sieht zwar nicht unbedingt aus, wie man sich einen typischen Barden aus dem amerikanischen Mittelwesten vorstellt (er ist ja schließlich auch keiner), aber er klingt so. Die Schwierigkeit, die viele deutsche Kollegen haben, die sich musikalisch der Americana widmen, ist ja, dieses Anliegen glaubhaft vermitteln zu können. Diesbezüglich hatte Robert indes keinerlei Probleme. Geschickt jonglierte er mit den Versatzstücken des Genres, wagte sogar die Mundharmonika und sorgte mit seiner wirklich angenehmen Singstimme für die richtige Grundstimmung, in der sich der Zuhörer entsprechend verlieren konnte. Das war nun alles weder neu noch direkt von unbedingter Bedeutung für den Bestand der Menschheit - aber es war stimmig und klang richtig. Und das kann in diesem Zusammenhang mehr wert sein, als etwa der vereinzelte Killer-Song im Meer des Mittelmaßes (auch so ein Songwriter Problem). Und insofern wunderte es denn auch nicht, dass Robert bei den angereisten Prophet-Fans gut ankam.
Der Meister selbst hatte sich für seine Tour ein unerwartetes Konzept ausgedacht. Anstatt etwa einfach zur akustischen Gitarre zu greifen, setzte er sich mit einer antiken Beatbox und einer E-Gitarre, die er nach eigener Aussage aus einem zweitklassigen Hardrock-Cafe befreit hatte, in dem diese perfekt gestimmt an der Wand gehangen hatte, vor das Publikum, wies die gebrechlichen Old-Timers zurecht. die sich mit ihrem Weizenbier vor die Bühne gesetzt hatte, und begann seine Therapiestunde in Sachen Chuckismus: "Wir haben hier diese gemeinsame Sache am Laufen", erklärte er ohne eine Miene zu verziehen und wies auf seine Effektgeräte und Textbücher, "ich habe hier diesen pronographischen Scheiß und ihr seid da unten und nachher setzen wir uns zusammen und reden darüber." Zum Glück kam es nicht dazu. Stattdessen spielte Chuck ein buntes Potpourri von eigenen Songs und Coverversionen, die man in solchen Arrangements wahrlich noch nie gehört hatte. Ist Chuck als Gitarrist schließlich normalerweise jemand, der den Blues eher zu Hause lässt, setzte er diesen in diesem Zusammenhang geschickt ein, um den meisten Songs - wie z.B. "Lucky" - einen gewissen Groove einzuhauchen, auf dem er sich dann als Sänger, Performer und auch als Virtuose durchaus austoben konnte - stets begleitet vom sonoren Wummern einer Bass-Beat, den er des Öfteren auch als Hip-Hop interpretierte (jedenfalls ansatzweise).

Publikumswünsche - obgleich kaum geäußert - wurden wie z.B. im Falle von "Homemade Blood" sofort bedient, ansonsten ließ sich Chuck von der Inspiration beflügeln. Neben scheinbar impulsiv ausgewählten eigenen Tracks, denen er - wie gesagt - ein ganz spezielles Eigenleben einhauchte, bei der er auch seine Stilsicherheit bewies ("After The Rain" klang z.B. richtig soulig), stielte er auch gezielt Coverversionen ein - z.B. "Going Back To Houston" von diesem "Kinky Dude" Lee Hazlewood oder "No Expectations" von den Stones, das man in Chucks Psychobilly Version wahrlich nur am Text erkennen konnte. Dazu erzählte er spontane Geschichten - z.B. die von seinem Kumpel Jonathan Richman, der in Japan vergeblich versucht hatte, ihm zugesteckte CDs auf Parkbänken für Bedürftige zu hinterlegen, animierte das Publikum zum Mitmachen ("Das ist das beste Klatschen, was ich je in Köln gehört habe") und tobte sich gegen Ende auch als Surf-Gitarrist aus. Höhepunkte gab es viele: "Just To Make You Smile" klang selbst in diesem Setting wie ein voll orchestrierter Pop-Song, "Diamond Jim" geriet selten ergreifender und "Summertime Thing" regte aus den dargelegten Gründen zum Schmunzeln (und zum Tanzen) an. Mit diesem ungewöhnlichen Konzert belegte Chuck wieder mal eindrucksvoll, dass er niemand ist, der sich einfach in irgendwelche Schubladen stecken lässt. Jedenfalls nicht als Musiker. Als Spaßvogel ist er hingegen schon ziemlich verlässlich.

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Surfempfehlung:
www.chuckprophet.com
www.robertoberbeck.de
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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Mehr über Chuck Prophet:
Interview
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Konzert-Bericht

Mehr über Robert Oberbeck:
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