So machten die verheißungsvollen Engländer von Goldrush um kurz nach sieben den Anfang. Zwar blieben die Sympathiebekundungen seitens des Publikums eher verhalten, aber bei derart cleveren und schönen Popsongs muss das an der Schüchternheit gelegen haben, die erst noch gebrochen werden wollte. Dezent eingesetzte Fuzz-Gitarren und gelegentliche Trompeten in Songs wie "Come On Come On" oder "Everyone Of Us" und selbst das von Gesckmack zeugende Flying Burrito Brothers-Cover "Hot Burrito #2" vermochten keine Begeisterungsstürme entstehen zu lassen.
Die experimentierfreudige Künstlerkommune um Broken Social Scene konnte das zwar auch nicht recht erreichen, aber untersützt von Leuten von Feist passierten hier ungewöhnliche Dinge, die dazu führten, dass einige Kinnladen herunterklappten.
Es schien gerade so, als wollten große Teile des Publikums heute nur eins tun: rocken. Und das konnten sie bei Nada Surf, deren schnörkelloser Gitarrenrock selten nachdrücklicher klang. Dass sie ihren Set mit "The Kids Are Alright" von The Who eröffneten, machte von Vornherein klar, in welche Richtung es hier gehen sollte. Dabei hatten sie – wie Bassist Daniel Lorca erzählte – bei einem der letzten Deutschland-Auftritte weniger Glück gehabt: Auf dem Hurricane-Festival war ihr Set bis auf ein Großteil ihrer Songs der Übertragung der Fußball-WM zum Opfer gefallen. Zu solchen Unpässlichkeiten kam es in Berlin nicht. Nach dem atemberaubend schönen "Blonde On Blonde" kam es bei "Blankest Year" zum stimmungsmäßigen Höhepunkt des Abends: Martin Wenk und Jacob Valenzuela von Calexico sowie Joe von Goldrush unterstützten Nada Surf mit einem schmissigen Bläsersatz, und es gab kein Halten mehr.
Gute Voraussetzungen für Calexico – oder auch nicht. Routiniert legten Joey Burns und Co. mit "Trigger" los, als ob sie niemandem mehr irgendwas beweisen müssten. Und tatsächlich gelang es ihnen, Songs wie "Jesus & Tequila" (von den Minutemen) oder "All Systems Red" vom aktuellen Album "Garden Ruin" lässig und bis zum Bärsten intensiv gleichzeitig klingen zu lassen. So wurde es spät, und die Reihen lichteten sich sogar etwas, was der guten Atmosphäre in der Columbiahalle jedoch keinen Abbruch tat.