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Auf allen Vieren

Juliette & The Licks
Metro Riots

Köln, Gloria
08.11.2006

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Juliette & The Licks
Juliette Lewis meint es wohl wirklich ernst. Nachdem sie mit ihrer Band, The Licks, und der ersten Scheibe, "You're Speaking My Language" vor nicht einmal einem Jahr bereits durch die deutsche Konzert-Szene wirbelte, folgte nun, mit dem aktuellen Album "Four On The Floor", bereits der nächste Streich - und die nächste Tour. Und mittlerweile hat sich auch herumgesprochen, dass die Licks-Shows zumindest für ausgezeichnete Rock'n'Roll-Unterhaltung stehen. Das Kölner Gloria war jedenfalls zum Bersten gefüllt.
Was die Wahl der Support Acts betrifft, so lag das Booking auch dieses Mal wieder eher daneben: Die Metro Riots aus London waren zwar kein nerviger Electronic Act, wie jener beim letzten offiziellen Gastspiel im Kölner Stollwerck, boten aber außer Attitüde und Energie nicht sehr viel. Zugegebenermaßen stehen die Jungs noch am Anfang ihrer Karriere - aber ohne erkennbares Songmaterial wird das wohl nichts werden. Auf ihrer Myspace-Seite geben die Herren Blind Willie McTell und Leadbelly als Einflüsse an. Das kann indes nur ein Witz sein, denn sehr viel ferner als die Riots kann man sich schlicht nicht vom Blues entfernen. Es gab stakkatoartige recyclete und verfremdete Led Zep-Riffs und eine Art pervertierten, überlauten Rockabilly-Rhythmus zu hören, dazu heiser herausgebrüllte Slogans - und das war's denn auch schon. Die dauernden aber variationsarmen Energie-Attacken nervten und langweilten jedenfalls auf die Dauer eher als das sie mitrissen.

Ganz anders bei Juliette & The Licks. Nachdem durch eine ungewöhnlich lange und bemerkenswert überprofessionelle Umbaupause (Gittarist Todd Morse bekam z.B. ganze 12 Plektren am Mikro und Verstärker festgeklebt) jedwede von den Riots eventuell aufgebaute Grund-Spannung wieder verpufft war, ging es dann deutlich nach zehn Uhr endlich los. Im Prinzip machten Juliette & The Licks nichts anderes als ihre Support-Band - über die gesamte Spielzeit Vollgas geben, nämlich - nur unter gänzlich anderen Voraussetzungen. Wenn überhaupt, so haben sie nämlich seit ihrer letzten Tour noch mal in jeder Beziehung einen Zacken zugelegt. Die Stücke des neuen Albums haben nicht nur die Klasse des Debüts erreicht, sondern überzeugen darüber hinaus durch größeren Variantenreichtum und ein treffliches Rock-Feeling. Da sitzt wirklich jedes Riff da, wo es hingehört und wo es am meisten Schaden anrichtet. Juliette Lewis kann zwar nicht wirklich singen - aber das hätte beim Rock'n'Roll ja sowieso noch niemanden gestört. Dafür kennt sie aber jede Pose, jede Geste und alle Klischees, derer sich ein Rock-Performer bedienen könnte. Das ist zuweilen ein wenig over the top - macht aber andererseits in dieser Konsequenz auch Sinn - und Spaß. Bei Licks-Konzerten fließt der Schweiß in Strömen - ganz so wie es sein sollte. Da Juliette & The Licks ihre Wurzeln im Punk und im Detroit-Sound sehen, gibts auch keinen unnötigen Firlefanz: Da wird jeder Song kurz, knapp und heftig auf den Punkt gebracht. Soli z.B. gibt es so gut wie keine: Da greift alles ineinander und funktioniert en bloc und nicht als zusammengetragene Einzelleistungen. Und auch wenn Dave Grohl bei dieser Tour natürlich nicht dabei war, gabs in Bezug auf Druck und Tempo wahrlich nichts zu meckern. Was bei den Metro Riots noch ins Leere lief - der dauernde Bleifuß - begeisterte und beeindruckte in diesem Zusammenhang - nicht nur, aber auch, weil Juliette es blendend versteht, das Publikum einzubinden und anzumachen. Da blieb - bis weit in die Halle - kein Auge trocken, kein Schienbein ungetreten und kein Stagediver für länger als einen Sekundenbruchteil auf der Bühne (Bereits beim zweiten Stück tummelten sich zuweilen mehr Securities als Musiker auf der Bühne).

Inwieweit das alles dann mehr als Klischees und Entertainment darstellt, möge jeder selber entscheiden, aber als Juliette sich z.B. dazu durchrang, etwa bei "American Boy" eine Einleitung mal für etwas Ad-Libbing zu nutzen, gab es - anders als etwa bei Patti Smith, mit der sie ja gerne mal verglichen wird, keine poetischen Ergüsse oder politische Parolen, sondern - wer hätte es gedacht - weitere Rock-Klischees zu hören. Eine echte Message - außer der, dass sie eine toughe Rock-Combo darstellen - haben Juliette & The Licks nicht wirklich. Was aber nicht so wirklich stört. Weiter ging es mit Volldampfnummern wie dem "Purgatory Blues". Stücke wie "In The Cage", bei denen nicht nur Riffs verschachtelt werden, sondern auch mal die Rhytmusgruppe poltern darf, waren dabei so etwas wie schon kleine Ruheinseln im sonstigen Dauerfeuer-Overkill. Lediglich eine echte Verschnaufpause gab es im Set: Das "akustisch" vorgetragene "Death Of A Whore" in der Mitte der Show. "Akustisch" war dies auch nicht wirklich, aber immerhin verließ zumindest der Drummer Ed Davis die Bühne. Als das Konzert dann mit "So Amazing" zu Ende ging, rastete das Publikum noch mal so richtig aus (vielleicht auch deshalb, weil es noch mal so richtig angemacht wurde - mit Mitsingen und so). "Köln, ihr seid besser als ich erwartet hätte", meinte Juliette dann anerkennend. Als Zugabe - nach einer (natürlich sehr klischeehaften) Vorstellung der Band - gab es dann noch "Get Up" - das Stück, bei dem es den Licks gelingt, im selben Song den Who, Free und den Stooges eine Referenz zu erweisen und das immerhin mal ein Drumsolo erlaubt und natürlich den Titeltrack der ersten Scheibe, "Your're Speaking My Language". Nun - dieselbe Sprache sprachen an diesem Abend natürlich tatsächlich alle. (Nur was die Indianderfedern sollten, wurde auch hier nicht klar.) Fragt sich, wie es mit Juliettes Schauspielkarriere unter diesen Bedingungen weitergehen soll. Denn wie ein bloßes Hobby sieht das, was Juliette & The Licks da machen, wahrlich nicht aus.

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Surfempfehlung:
www.julietteandthelicks.com
www.myspace.com/julietteandthelicks
www.metroriots.com
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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