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Konzert-Bericht
 
Where's The Rock'n'Roll?

Client
Robert Görl

Köln, Underground
22.04.2007

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Client
Im Rahmen der British Music Week fanden nun die Damen von Client auch nach Köln, zur Stätte ihres ersten Auftrittes überhaupt, zurück. Als zweiter Act des Abends war ursprünglich Trash Money (nicht Monkey), die Band des Sneaker Pimps-Maestro Joe Wilson geplant, die indes aufgrund nicht weiter erläuterter "Transportprobleme" kurzfristig absagte. Das war für viele der anwesenden Client-Fans indes eine glückliche Fügung, denn so kamen sie unerwartet in den Genuss, ganz spontan das neue Werk "Dark Tool Symphony" von Robert Görl vorgespielt zu bekommen. "Wann bekommt man den sonst schon mal live auf der Bühne zu sehen?", meinte ein ehrfürchtiger Kenner der Szene andächtig. Görl spielt aktuell bei Client Drums. Das ist ein wenig seltsam, denn einerseits ist das ein wenig so, als wenn der Patenonkel den Takt vorgibt und andererseits hatten Sarah Blackwood, Kate Holmes und (Neuzugang und Bassistin) Emily Strange noch beim Interview erklärt, dass sie niemals mit einem Drummer auf Tour gehen wollten - weil die ja immer zwei Stunden zum Soundcheck benötigten.
Der Kompromiss sah dann so aus, dass Robert ein elektronisches Zisch-Plink-Boing-Drumset spielte, was technisch einfacher zu handhaben ist, und das - wie auf dieser Tour üblich - lokal ausgeliehen wurde. Bei seinem eigenen Auftritt spielte er indes weiter nix, sondern ließ das besagte Stück "Dark Tool Symphony" von seinem Laptop ablaufen, wobei es gar nicht so einfach war, das Gerät ans Laufen zu bekommen. Dazu tanzte er verlegen, aber nicht unsympathisch ein wenig den Mussolini (zumindest ein Fan verlangte später aus dem Publikum heraus nach diesem Track). Der ehemalige DAF-Drummer hat in den letzten neun Jahren, seit er nach eigener Aussage nicht mehr in Köln gewesen war, sein Handwerk natürlich noch nicht verlernt: Die "Dark Tool Symphony" ist ein unerbittlicher, natürlich ein wenig düsterer und industrial angehauchter E-Drone, der trotz des Umstandes, dass weiter nichts passiert, irgendwie zwingend kurzweilig daherkam. Vielleicht auch deswegen, weil man Görl dabei beobachten konnte, wie er auf den Laptop starrte und an der Maus spielte...

Aber Ernst bei Seite: Das dann folgende Client-Konzert gehörte ganz ohne Übertreibung zu den kurzweiligsten Ereignissen, die in den letzten Wochen auf der Bühne des Underground stattgefunden haben musste. Das ist insofern erstaunlich, als das Client bislang immer eher auf unterkühlt gemacht hatten. Davon war hier und jetzt nichts mehr zu spüren. Gleich mit dem ersten Track, "Where Has The Rock And Roll Gone", hatten Client die Fans im Griff und im Folgenden gab es dann eine gutgelaunte - nun ja "Rock'n'Roll"-Show. Dazu noch ein Wort: Für einen Act wie Client, der sich eben der elektronischen Musik verschrieben hat, nehmen die Mädels ja vergleichsweise oft den Begriff "Rock'n'Roll" in den Mund. Das ist aber keine leere Phrase: Client leben den Rock'n'Roll als Einstellung und nicht als Musikstil. Insbesondere die Indie-Wurzeln schlagen da immer wieder durch. So machen sich Client die Mühe, obskure Club-Mixe und Vinyl-Fassungen ihrer Singles beim Merchandising feilzubieten und eines ihrer T-Shirts trägt die Aufschrift "Go DIY, lose EMI" (eine Anspielung auf die Major-Company, die ihr letztes Plattenlabel schluckte und im Folgenden die Unterstützung verwehrte, was zu einer Not-Trennung seitens Client führte). Eine echte Prise Rock'n'Roll gab es dann auch dadurch, dass neben Emily am Bass und Robert am Schlagzeug auch noch ein Gitarrist (c/o Fad Gadget) im Halbdunkel herumwerkelte, der zwar weniger Rock-Riffs, dafür aber immer wieder rhythmische Impulse beisteuerte. Der Sound des Abends pendelte dann irgendwo zwischen demjenigen, den Produzent Youth auf dem letzten Album angestrebt hatte und jenem reduzierten Ansatz, den Client bislang bei Live-Auftritten bevorzugten. Es kann jedoch nicht genug betont werden, wie wertvoll insbesondere die Hinzunahme des "organischen" Basses (und etlicher Effektgeräte) von Emily Strange war, denn so lebhaft hatte man sich Client bislang kaum vorstellen können. Das war gar kein Vergleich etwa zu den schüchternen Anfängen.

Eher sprödes Musikgut, wie z.B. der im klassischen Schmusekurs dargebotene Konzept-Track "Client" gehört heutzutage zu den absoluten Ausnahmen. Das machte dann nicht nur dem Publikum Spaß. Sarah Blackwood - ansonsten ein Musterbeispiel kontrollierter Eleganz - lächelte nicht nur mehrmals, sondern grinste Streckenweise gar. Nun gut: Emily Strange schaute zwar immer so, als habe sie vor etwas Angst (z.B. ihre Einsätze zu verpassen - was aber nicht passierte) und Kate Holmes bearbeitete gewohnt stoisch das Keyboard - aber wenn es darum ging, das Publikum mit der mittlerweile berühmten Client-Choreographie zum Mitmachen zu bewegen, waren alle bei der Sache. Dabei wäre das kaum nötig gewesen: Die Fans zappelten sich nicht nur die Seele aus dem Leib, sondern sangen auch jedes Wort mit. Gegeben wurde ein bunter Querschnitt durch die drei Client-Alben - wobei alle Tracks einer musikalischen Frischzellenkur unterzogen wurden, bei der man öfters einmal konkrete Einflüsse wie z.B. New Order o.ä. heraushören konnte. Zu den Highlights gehörten natürlich die Nummern, bei denen das Publikum eingebunden werden konnte, wie z.B. "Radio", "Down To The Underground", "Pornography" oder die aktuelle Single "Zerox Machine" (alle 22 x). Die "Balladen" kamen deswegen natürlich ein wenig kürzer - so wurde der Titeltrack von "Heartland" z.B. erst als Zugabe gegeben. Die Frage, wo an diesem Abend der Rock'n'Roll war, klärten die Damen selber: Client 2007 Live - das ist eine lebendige, kurzweilige Angelegenheit, bei der kein Auge trocken bleibt.

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Surfempfehlung:
www.client-online.net
www.myspace.com/client
www.outofline.de/client/index.html
www.client-online.de
www.robert-goerl.de
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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